Stade Dufrasne, Lüttich. 02. November. 2024.
Hallo Bloggs. Eigentlich war ja ein längeres Wochenende geplant. Aber da ich diesen Trip auf die Insel dazwischen geschoben habe, hänge ich an das Spiel des VfB in Leverkusen nur diese Begegnung der Jupiler League an. Lüttich, fast an der Grenze und die Anspielzeit um 16.00 Uhr garantiert eine problemlose Heimfahrt an diesem Samstag. Es ist somit mein fünftes Punktspiel in Belgien und ein Duell zweier gleichguten oder zweier gleichschlechten Teams. Was soll man da sagen? Tabellenneunter Standard Lüttich gegen den Vierzehnten VV St. Truiden. Egal, auf jeden Fall soll die Stimmung im Stade Maurice Dufrasne direkt neben der Maas sehr gut sein. Ich lasse mich gerne überzeugen.
Standard Lüttich hatte ich schon seit mehreren Jahren auf dem Zettel. Wenn der VfB mal im Westen von Deutschland spielt und es passt, nehme ich das mit. Und in dieser Saison hat es geklappt. Der VfB am Freitagabend in Leverkusen und Lüttich Tags darauf um 16.00 Uhr, Bingo. Mit rund vier Stunden Rückfahrt ist man bequem um 23.00 Uhr daheim, optimal.
Um es gleich zu sagen, die Zeit war zu knapp. Zukünftigen Besuchern kann ich nur eine großzügigere Anreise empfehlen. Die Parkplatzsituation um das Stadion ist schlicht grauenvoll. Hat aber seinen Reiz. Dadurch war ich gezwunden, runde 2,5 Kilometer zu Fuß zum Ground zu absolvieren. Anmarsch also über die Rue Ernest Solvay, Beglien at it's best. Wie England in seinen besten Zeiten.
Geht man am Stadion einfach geradeaus weiter, sieht man den weitaus größeren Teil der Tribünen von der Rückseite. Und in den hier anliegenden Straßen pulsiert das pure Supporterleben, eine Kneipe und eine Bude nach der anderen aneinander gereiht. Die Straße ist hier komplett gesperrt, hier trifft sich auch der größere Teil der Ultras.
Bei den Kassenhäuschen habe ich dann mein schreckliches Print-Home Ticket in ein "richtiges" Ticket umgetauscht bekommen. Alles kein großes Problem, mit Englisch kommt man gut durch. Hier in der Wallonie ist bekanntlich französisch die Amtssprache.
Ich habe mir mit Absicht eine Karte für die alte Haupttribüne bestellt um damit freie Sicht auf den modernen Teil des Stadions zu haben. Es wurde 1925 erbaut und hat natürlich diverse Erneuerungen erfahren. Die letzte Renovierung erfolgte schließlich 2006. Insgesamt passen rund 27.000 Zuschauer rein und damit ist es der zweitgrößte Ground in Belgien. Es gibt wohl großzügige Überlegungen, die gesamte Arena komplett zu überarbeiten, ein einheitliches Dach zu installieren und die Kapazität auf 32.000 Zuschauer zu erhöhen. Im Moment sieht es aber doch recht cool aus, finde ich.
Also das mit den Zuschauern ist kein richtiges Argument. Die Stadionauslastung bei Standard Lüttich liegt im Moment bei 57%. Also ich war etwa fünfzehn Minuten vor Anpfiff auf meinem Platz im Block L2 auf der Tribüne II. Und da sah es noch reichlich leer aus. Das hat sich bis zum Einlaufen der Teams kaum geändert. Ich schätze so rund 15.000 Besucher.
Interessant ist die Verteilung der Heimfans. Direkt neben dem Gästeblock hat sich ein Haufen etabliert, der allerdings mit der gegenüberliegenden Tribüne nicht konkurieren kann. Warum das so ist, kann ich nicht erklären. Da gibt's bestimmt aber Experten dafür.
Also von hier aus gibt es den größten Vocalsupport. Alles Plätze sind Sitzplätze und die Größe täuscht etwas. Trotzdem, eine Dreirangtribüne und dann ziemlich steil. Nicht schlecht, das Ding.
Zum Spiel. Standard war die gesamte erste Halbzeit drückend überlegen und Truiden wirkte hilflos. Da es sich bei Lüttich aber beileibe nicht um eine Spitzenmannschaft handelt, übertünchte das hohe Tempo doch manche technische Unzulänglichkeit. Aber es ging trotzdem rauf und runter. Meistens. Standard führte durch zwei Treffer von Zeqiri mit 2:0 und damit waren die abstiegsbedrohten Gäste mehr als bedient. Die zweite Spielhälfte war lang nicht so temporeich, die Hausherren wurden aber für das pure Verwalten bestraft. Der eingewechselte Dumont verkürzte, mehr gelang aber nicht mehr.
In der Halbzeitpause versuchte ich auf eine andere Tribüne zu gelangen, keine Chance. Strengstens abgetrennt. Also machte ich Bilder von der Tribüne II, vom Innenleben und dem Vorplatz.
Noch ein Wort zur Stimmung. Also die war wirklich absolut gut, sogar sehr gut. Wenn die Spieler auf dem Rasen genauso gut wären, wie der Support ... So eine Viertelstunde vor dem Abpfiff ging ich dann, ich wollte dem Trubel nach dem Schlußpfiff entgehen. Da man durch ganz Lüttich wieder hindurch muss, war die Entscheidung schon richtig. Also ohne Navi ist das schlichtweg fast unmöglich.
Und so bin ich wieder zurück auf der Rue Ernest Solvay, welche menschleer war. Trotzdem finde ich, es hat was. PS: Wenn die Arbeiten an der Straßenbahn endgültig abgeschlossen sind, wird auch die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich attraktiver. Also im Moment ist nur "street parking" angesagt.
Wer also mal Zeit hat und mit einem Spiel in Belgien liebäugelt, dem kann ich Standard Lüttich nur empfehlen. Nah an der Grenze, das niederländische Maastricht ist gleich daneben. Ach ja, nur fünf Kilometer weiter auf der anderen Seite der Maas ist das Stadion des Zweitligisten RFC Seraing. Das wäre doch auch was!
Keep the faith.
RaMü
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