Über den Rhein, Teil 3: FCSM Sochaux.

  Hallo Bloggs,

endlich hat die Miniserie ÜdR mal wieder eine Fortsetzung gefunden. Nach den zwei Spielen im Vorjahr bei Racing Strasbourg und dem FC Metz ging es erneut über den "Vater Rhein" nach Frankreich, der Zweitligaclub FC Sochaux war das Ziel. Also so richtig waren wir dann doch nicht im Land unserer Nachbarn, es sind nur rund sechzig Kilometer nach der Grenze, kurz vor Basel muss man nur noch "rechts abbiegen".

633 Kilometer waren es nicht, wir mussten nur rund 270 Kilometer hinter uns bringen. 633 Kilometer lang war die Strecke von Lens nach Sochaux, geschätzte 500 Supporters unterstützten die Gelb-Roten in Sochaux. Damit war man dem Heimsupport ebenbürtig,es gab auch so etwas wie einen kleinen "schwarzen Block". Die Nordtribüne ist die Heimat der Gelb-Blauen, eine Truppe in Mannschaftsstärke etwa im Format von Heidenheim oder Sandhausen. Beide Vereine haben durchaus im französischen Fussball bislang Zeichen gesetzt, speziell Lens kann einige Titel vorweisen. Sochaux ist stolz auf die meisten Spielzeiten in der höchsten Liga, aller Clubs in Frankreich wohlgemerkt. Aber das alles ist Vergangenheit, heute trifft man sich in der Ligue 2. 10.327 Zuschauer wollten dieses Duell sehen und wurden nicht enttäuscht. Fünf Tore und einige gelbe Karten würzten das Spiel und Langeweile kam nur sehr selten auf.

Die Hausherren führten die Gäste förmlich vor und führten bis zur 70. Minute völlig verdient mit 3:0, darunter zwei echt wunderbare Treffer. Danach trat man auf die Bremse und wurde fast noch bestraft; Lens kam auf 3:2 heran und verpasste in den Schlußsekunden das 3:3. Der französische Zweitligafussball scheint mir technisch etwas feiner, aber zur Not geht es fast brutal zur Sache. Auch die Qualität der einzelnen Spieler ist krass, neben echten Perlen probieren sich Rammböcke und Nahkämpfer in dieser Sportart. Kurzum: Es war eine unterhaltsamer Samstagnachmittag.

Der eigentliche Spieltag in der Ligue 2 ist der Freitagabend, Spielbeginn ist 20.00 Uhr. Ein Match ist immer am Samstagnachmittag und Montagabend. Die Matches werden immer runde vier Wochen vorher terminiert, sozusagen wöchentliches Update. Planungen erfolgen daher für die französischen Fans immer kurzfristig. Die Entfernungen sind zum Teil ziemlich groß, im Schnitt sind weitere Fahrten als in Deutschland nötig.

Das Stadion Auguste-Bonal liegt unmittelbar neben dem Peugotwerk des Städtchens Montbeliard. Der Verein entstand schließlich aus dem Werk und hängt somit komplett am Tropf der Autobauer, neuerdings also an einem chinesischen Konzern. Die Verbindungen sind wirr, auch die Lage des Stadions ist unklar. Fast verschwindet es neben dem Werk und ist auf den ersten Blick fast nicht zu unterscheiden, alles in Betongrau.

Ja wo ist es denn, das Auguste-Bonal Stadion?

Parken kann man kostenlos auf den leeren Parkplätzen des Werkes, immerhin. Beim Näherkommen kommt dann doch Fußballfeeling auf, alles drängt sich an den Kartenhäuschen oder geht direkt zum Eingang. Da die Franzosen anscheinend auch erst mit dem Anpfiff kommen, wird es etwas eng zum Spielbeginn, so auch bei uns. Die Kontrollen sind lasch.

Aaah, hier geht es lang.

Ist man durch die Kontrollen durch, kann man rundherum marschieren. Hier ist der Betonklotz etwas freundlicher, mehr aber auch nicht. Mit dem Anpfiff reichte es auf den Platz, wir besetzten aber eine bessere Reihe ganz oben, nicht weit vom Kiosk entfernt. Irgendwie erinnert es an den St. Jakob Ground des FC Basel. Man kann oben stehen, zehn Schritte vom Zapfhahn entfernt und Fussball sehen.

Gerade noch rechtzeitig. Erster Eindruck innen.

Das Stadion selbst ist in die Jahre gekommen. Seit dem kompletten Umbau im Jahre 2000 wurde kein Pinselstrich mehr gemacht. Einzig die hölzerne (!) Dachkonstruktion gibt dem ansonsten schmucklosen Stadion ein gewisses Etwas. Da der Zuschauerzuspruch sich in Grenzen hält, bleibt der Oberrang geschlossen. Lediglich die Blöcke mit den VIP-Logen sind hier geöffnet. Dadurch ergibt sich ein etwas trostloses Bild, ist halt so. Die Stimmung war nett, mehr nicht. Der Sochauxsupport war nicht laut, man konnte schlichtweg nicht mehr, mangels Masse. Es ist für Familien ideal, alles freundlich und ohne Aggro.

Durchaus überschaubar. Anhang des FCSM Sochaux.

Der Gast aus Lens war da etwas deutlicher, die Stimmung und die Gesänger lauter und deftiger. Allerdings stellte man nach dem 3:0 für Sochaux den Support ein und rollte die Banner zusammen. Dann besann man sich auf ein bisschen Provokation und beschäftige ein paar gelangweilte Ordner, Polizei war übrigends keine zu sehen, nicht mal außerhalb des Stadions. Mit den beiden schnellen Anschlußtoren kehrte die Hoffnung zurück und die Stimmung war nun deutlich spannungsgeladener. Wie schon gesagt, die Gelb-Roten waren optisch besser und machten trotz der zwischenzeitlichen Schwäche einen einheitlicheren Eindruck.

Wirkten kompakter, die Fans des RC Lens.

Die Verpflegung fand ich etwas teuer. Für einen durchschnittlichen Hot Dog musste man 5.-- € bezahlen, das Bier mit 3,50 € ging. Die Auswahl war landestypisch, keine gegrillte Wurst, dafür Döner (!) oder Frites. Die unvermeidlichen Sandwiches durften auch nicht fehlen. Alles o.k., in Ordnung. Dagegen waren die sanitären Anlagen eine Katastrophe, da ist jeder deutsche Truppenübungsplatz besser bestückt. Man stand vor der Urinale "knöcheltief" im Abwasser, die Stehklos hatten keine Paperbehälter. Händewaschen ist nur ohne Seife und Abtrockenpapier möglich. Das geht selbst in Frankreich viel besser.

Fazit: Es war ein gelungener Fußballnachmittag. Allerdings muss man nicht unbedingt ein zweites Mal nach Sochaux fahren, so beeindruckend ist das alles nun auch wieder nicht.

Einziger Hingucker, die hölzerne Dackkonstruktion.

Frühere ÜdR-Trips:  Über den Rhein, 1: Racing Club Strasbourg

                                     Über den Rhein, 2:  FC Metz

Irgendwann geht es noch nach Nancy, die Innenstadt soll ja ziemlich toll sein. Da kommt immerhin noch etwas Kultur hinzu. Vielleicht bald, vielleicht erst im kommenden Jahr. Wer weiß das bei mir schon?

RaMü