Zwei Zweitligisten
 
Hallo Bloggs. Normalerweise schreibe ich ja nur über Spiele und die Reisen drumherum, wenn ich live dort war. Ist logisch. Dieses Mal mache ich jedoch eine Ausnahme, weil es mir ein Anliegen ist, mal meine Sicht der Dinge zu schildern. Und das geht am besten, wenn man beschreibt wie es war.
Zum Auftakt der Rückrunde habe ich mir gedacht, triffste mal wieder einen alten Kumpel aus gemeinsamen Dorffussballzeiten. Der schaut jedes Spiel des VfB in einer offiziellen Fankneipe an und es sind nur zwölf Fahrminuten von mir. Also bin ich hin, habe mich halt Coronakonform ausgewiesen und durfte so fast an vorderster Front sitzen. Platz war genug, der Wirt rief engesichts der rund fünfzehn Gäste so etwas wie "Rekordbesuch" und freute sich. Na ja, das zeigt schon alles. Es gab Zeiten, da sorgten die Roten für richtig Umsatz in den Kneipen in und um Stuttgart herum. O.k., Covid-19.
 
 
Das Publikum war gemischt, jung und alt, mit und ohne VfB-Trikot und einer im ManCitysweatie! Komplett daneben. Egal, es war auf jeden Fall allen furchtbar langweilig. Es dauerte nicht lange und die Themen wechselten. Ich unterhielt mich mit meinem Kumpel über andere Spiele, verfolgte nebenher auf der BBC-Website den Liveticker im englischen FA-Cup. Am Nachbartisch unterhielt sich die Jugend über das Liebesleben der Nachbarinnen, manche diskutierten über die Coronamaßnahmen der Regierung und andere begannen den Flipper und den Geldspielautomaten zu aktivieren. Kurzum, der VfB brachte es innerhalb von zwanzig Minuten fertig, das Publikum zu vergraulen. Manch einer schrie gar nach der Konferenz. Halbzeit.
Auch dann wurde es nicht besser. Erst so ab der 75. Spielminute kam so etwas wie Leben in die Bude. Dann wurde es gar leidenschaftlich, der VfB bewegte sich in Richtung Tor. Und es wurde gar überschäumend, man sprang auf, gestikulierte und verfluchte alles, was einem Treffer im Weg stand. 0:0, für beide Teams zu wenig. Die Kneipe leerte sich fluchtartig und der Wirt schaltete auf die Konferenz um, es liefen noch zwei Spiele. Und siehe da, kaum dreißig Sekunden Hoffenheim vs. Augsburg geguckt und dann sahen wir ein Tor. Prost.
Ich bin geblieben, bis unser Sportvorstand ein Interview gab. Und das hat mich mehr genervt, als der ganze Kick. Da verkaufte uns Mis doch tatsächlich dieses trostlose 0:0 als einen Erfolg. Man habe unter der Woche am Abwehrverhalten gearbeitet, auswärts ohne Gegentor ist ja auch nicht schlecht. Mein Nebensitzer raunte, Fürth hat in siebzehn Spielen dreizehn Tore erzielt, was erzählt der uns da? Junge, Junge, haben wir Bammel gehabt.
Also ich habe zwei Zweitligisten gesehen, außer der letzten Viertelstunde keinen Unterschied festgestellt. Ich hoffe, dass es intern jetzt mal so richtig scheppert, denn so schlafwandeln wir dem dritten Abstieg innerhalb weniger Jahe entgegen. Und dann muss man sich wirtschaftlich echt große Sorgen machen. Dann driften wir ab, es gibt genügend Beispiele. Wer rüttelt diese Schnarchtruppe wach? Die Zuschauer sind zuerst mal außen vor, da müssen endlich mal die Chefs ran.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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