Nur zehn Kilometer südlich
Zehn Kilometer südlich
Hallo Bloggs. Also der Bahnhof Meidling liegt wirklich zentral und kann als Ausgangspunkt für alle Fussballtrips hervorragend genutzt werden. So auch die rund zehn Kilometer südlich nach Mödling, der Heimat von Admira Wacker. Am besten fährt man mit der "Strampel" der Badner Bahn. Ja, so heißt diese Lokalbahn in Wien. Ist halt so. Dabei ist zu beachten, dass das Ticket für die Kernzone Wien nicht mehr gültig ist, in Siebenhirten muss man das notwendige Ticket nachkaufen. Von hier aus sind es nur noch zwei Stationen, vorbei an einem gigantischen Einkaufscenter namens Westfield Shopping Center Süd. An der Haltestelle Maria Enzersdorf muss man dann raus, die BSFZ-Arena ist da schon in Sicht. Fahrtzeit insgesamt rund zwanzig Minuten. Es sind noch ungefähr siebzig Minuten bis zum Spielbeginn und ich steige alleine aus. Also voll wird die Hütte nicht.
Nun zum Stadion. Was soll ich da sagen? Hatte der FAC-Platz am Vorabend noch was heimeliges, so ist dieses Stadion mit dem Zusatznamen Arena eigentlich nur ... uralt. Also hier hat sich seit der Einweihung im Jahre 1967 nichts mehr großartig getan, sieht man vielleicht noch von ein paar "Upgrades" ab. Am erstaunlichsten sind die "Tribünen" hinter den Toren. Diese sind seit dem Einzug der Admira eigentlich nur Grasflächen und sollten später irgendwann mit Sitzschalen bestückt werden. Das ist nie geschehen und heute werden diese Flächen mit übergroßen Werbebannern bedeckt. Irgendwie urkomisch und zugleich abstoßend. Überhaupt ist das Ding potthässlich und erst vor kurzem hat der Verein den Pachtvertrag bis 2043 verlängert. Die Qual geht also weiter. Vermutlich mangels Alternativen. Der Zuschauerzuspruch ist äußerst gering, gegen den Letzten SG Wattens Tirol kamen nur 1.300 Zuschauer. Richtig gelesen, 1.300 und nicht 13.000. Gästefans gab es keine, der Block blieb komplett leer. Ich habe selten ein solch trostloses Erstligastadion gesehen und einen solch erbärmlichen Kick. Wie da Youtube noch einen viereinhalbminitügen Zusammenschnitt hinbekommen hat, ist mir ein Rätsel. www.youtube.com . Auf jeden Fall ist der Trip in die Südstadt an diesem Tag unter der Rubrik, "auch da gewesen" abzuhaken. Tut mir ehrlich leid, Admira. Das einzig moderne Gebäude ist ein neuer Funktionskomplex mit den Umkleidekabinen und der Geschäftsstelle, umrahmt mit der Anzeigetafel, der Rest pure Verzweiflung. Fantechnisch bemühen sich rund fünfzig Fans um Stimmung, unterstützt von einer Trommel und zwei Trompetern, welche aber sich etwas abseits bemerkbar machen. Das Spiel endete mit 0:1 für den Letzten. Treffend fiel das einzige Tor in der 90. Minute per Strafstoß, ich habe selten ein Heimpublikum so emotionslos bei diesem Pfiff gesehen. Und so blieb ich doch bis zum Schlußpfiff, denn die Bahn fährt schließlich jede sieben Minuten in Richtung Wien. Da braucht man sich nicht beeilen, denn selbst jetzt tummelten sich höchstens vierzig Leute auf den Bahnsteigen, ... in beide Richtungen wohlgemerkt.
An der Haltestelle Siebenhirten bin ich raus, mein Zusatzticket lösen. Geht aber auch in der Bahn selbst. Da ich hervorragend im Zeitplan war, habe ich diesen kleinen Zwischenstopp eingelegt. Das Zusatzticket kostet 4,90 € hin und zurück, für nur zwei Stationen. Find ich überteuert, das Kernticket für Gesamtwien ist mit seinen knapp 6,-- € dagegen ein Schnäppchen.
Die Haltestelle Maria Enzersdorf ist fast direkt am Stadion und wurde erst kürzlich komplett renoviert. Von hier aus sind es nur sechs, sieben Minuten bis zur BSZF-Arena der Admira Wacker Mödling. Es sind laut Uhr noch siebzig Minuten bis zum Anpfiff und überall ist gespenstische Stille und eine gewisse Leere.
Im Prinzip ist das die Sahneaußenansicht des Stadions. Es gibt eine überdachte Tribüne direkt an der Straße, der Rest ist komplett unüberdacht. Auch die Heimfans stehen im Freien, auch das ist in der österreichischen Bundesliga einzigartig. Also bei den Admirafans kann man keineswegs von verwöhnten Erfolgsfans sprechen. Die Ligazugehörigkeit ist auch das Höchste der Gefühle.
Vierzig Minuten bis zum Anpfiff. Weiterhin ist alles überschaubar und dementsprechend hat man freie Wege. Urgemütlich und ruhig, die Coronapause hatte man zu einem farblichen "Face lift" genutzt, ändert aber am Gesamteindruck recht wenig.
Tja, und so sieht es dann in der Totalen aus. Auf den allerersten Blick doch gar nicht sooo übel, oder? Das alles wäre gar nicht so schlimm, wenn genügend Zuschauer da wären. Selbst beim Pokalspiel vor wenigen Wochen gegen Rapid Wien kamen nur wenig mehr als 4.000 Zuschauer. Das ist für deutsche Fussballfans kaum vorstellbar, und da waren wohl die meisten Zuseher im grünen Dress zu finden.
Hier sieht man die Misere am deutlichsten. Ein Bild aus der Halbzeitpause. Links das Häuflein der Heimfans in ihren Stehplatzeck, hinter dem Tor dann die Planen mit der Werbung. Oben auf dem gedachten Gang stehen dann die Älteren, der Rest irgendwie irgendwo. Die Forderung ist auf jeden Fall berechtigt. DIE KURVE BRAUCHT EIN DACH. Allerdings würde auch schon das kleine Eck reichen.
In der Pause bin ich natürlich wieder rumgelatscht. Allerdings ging es diesmal nur innerhalb der Tribüne und dabei bin ich auf diesen Teil gestoßen. Ich schätze mal, hier waren früher Stehplätze. Es ist in ganz oben, oberhalb der Sitzplätze. Stimmungstechnisch wäre dieser Ort auf jeden Fall von Vorteil. Vermutlich aber war die vorgeschriebene Trennung zwischen Steh- und Sitzplätzen nicht machbar. Schade drum.
Blick von oben runter auf den Verpflegungskiosk der Stehfans. Eigentlich wie überall. Nur verwunderlich, man könnte fast "in die Suppe spucken". Das Alter des Stadions erkennt man auch an dem Geländer. Seit sechzig Jahren immer nur überstrichen sehen die Stangen wie Wasserrohre aus
Nun aber einen Blick aufs Spielfeld. Das Match war unterste Schublade und wahrlich keine Werbung für die höchste Spielklasse. Immerhin sieht man hier den letzten Ausbau in der Arena. Die Umkleidekabinen mit der Geschätsstelle ist auf neuestem Stand, ebenso die Anzeigetafel. Also das hat was. Die Tafel als Einlauftor, genial. Und das meine ich ehrlich.
Das letzte Bild zeigt nochmals alles. Das Häuflein der Admirafans, die Forderung nach einem Dach, die vielen leeren Stühle und die Werbeflächen hinter dem Tor. Wenn wenigstens das Spiel besser gewesen wäre ...
Keep the faith.
RaMü
Nächste Post: Lichtjahre Unterschied