Unweit des Stadions ...
Hallo Bloggs. Unweit des Stadions feierte Deutschland seinen letzten Sieg, so mit allem drum und dran. Damit ist nicht etwa ein Sieg beim Fussball gemeint, sondern bei einer viel ernsteren Angelegenheit, bei einem richtig ausgewachsenen Krieg. Es war der letzte Sieg des sogenannten dritten Reiches, ein Erfolg allerdings, welcher das Leiden nur verlängerte und keineswegs verkürzte. Es war im September 1944, hier, kurz vor der deutschen Grenze. Alljährlich erinnern zahlreiche Gedenkfeiern an das Geschehen, springen Fallschirmjäger in den alten Landungszonen ab, rumpeln Technikfreaks in wenigen Orginalpanzern durch die Gegend und der örtliche Proficlub beteiligt sich auch daran. Es waren ausschließlich Briten und Polen welche dieses letzte Hindernis vor der deutschen Grenze erobern sollten. Immer im September gibt es zu diesem Anlaß ein spezielles Trikot, das jeweilige Match an diesem denkwürdigen Wochenende wird dann Airborne Wedstrijd genannt. So auch in diesem Jahr, zum 79. Jahrestag der Schlacht um Arnheim, oder Arnhem, als es um die Brücke über den Rhein ging.
Die 90 Kilometer von Oberhausen waren schnell absolviert, die Autobahn A325 endet hier und man kann direkt auf die Parkplätze fahren. Diese sind rund um das Stadion angelegt, gefühlt hat jeder Block seinen eigenen Parkplatz. Der GelreDome ist alles ... nur nicht ein reines Fussballstadion. Natürlich ist es das, aber es ist mehr. Zuallererst muss erwähnt werden, der Gelredome diente dem FC Schalke 04 als Vorbild für seine Arena, mit dem Unterschied, dass in Arnhem bei Spielen nur 22.000 Zuschauer Platz finden. Ansonsten alles gleich, verschließbares Dach und der rausrollende Rasen sind die größten Schnittmengen. Und ... hier ist alles blitzblank und wie geschleckt. Wenn ich da an die deutschen Stadien denke ... . Von außen wirkt es auch mehr wie eine Veranstaltungshalle, der Beflagung und den wenigen Vereinswappen zum Trotz.
Beim üblichen Außenrundgang verstärkte sich dieser Eindruck noch, die großen Rundkuppeln auf den Seitendächern erinnern doch mehr an einen großen Bahnhof als an ein Fussballstadion. Natürlich, hier finden ja auch Konzerte, Ausstellungen und Indoorcrossrennen usw. mehr statt. Es hinterließ bei mir einen zwiespältigen Eindruck.
Also hintenrum war alles schön neutral. Beim Betreten der Arena wurde ich positiv überrascht, es gab ein Programmheftchen. So richtig aus Papier, schön bunt und so. Es waren zwar nur wenige Seiten, aber die Überraschung war gelungen. Auch im Innenbereich war alles peinlich klinisch rein, das Heftchen wurde einem von Mitarbeitern persönlich in die Hand gedrückt. Pro Person nur ein Exemplar, wenn ich da an Stuttgart denke! Beim Gang durch die Katakomben genoß ich die relaxte Atmosphäre.
Nachdem ich eine Betaalkarte ergattert habe, genehmigte ich mir mehrere Speisen und Getränke und ging durch einen relativ schmalen Zugang auf meinen Platz. Der erste Anblick war ... wie auf der Insel. Man hat es sich einfach gemacht. Die Ecken überall "zugemacht", fertig. Von meinem Platz aus konnte ich zum Beispiel den Support aus Waalwijk nicht einsehen. Gehört habe ich nichts.
Das Spiel und das Drumherum stand ganz im Zeichen der Erinnerung an die Luftlandung vor 79 Jahren. Und so war ich gespannt, was denn da alles geboten wurde. Seit über zwanzig Jahren zelebriert man dieses Ereignis nun schon beim jeweiligen Heimspiel, da gehen langsam die Ideen aus. Diesmal nahm man ein Monument aus einer Landungszone zum Vorbild und gestaltete das Trikot dementsprechend um. West Ham statt BvB würde ich sagen. Die Choreo war farblich angeglichen, der Sound war ohrenbetäubend und alles stand auf. Gleichzeitig seilten sich noch Fallschirmjäger ab und zwei Vertreter landeten gar im Stadion.
Zum Match: Um es gleich direkt zu sagen, es war grottenschlecht. O.k., es spielte mit Vitesse Arnheim der aktuelle Fünftletzte gegen das Schlußlicht RKC Waalwijk, aber das? Es war eine einzige Fehlpassorgie, kaum Tempo und ohne richtigen Zug zum Tor. Es fehlte das gewisse Etwas, der Pep und Wille. Die Gäste machten da sogar einen besseren Eindruck und kurz vor der Pause fiel dann das 0:1. Zur Pause gab es dann folgerichtig Pfiffe von den Rängen. Jetzt aber in der zweiten Halbzeit, dachte ich mir, jetzt spielt Arnhem auf das Tor der Heimfans. Es war nur ein kurzes Feuerwerk. Natürlich war man engagierter, aber immer noch viel zu wenig. In der 60. Minute dann eine rote Karte für die Hausherren und Waalwijk verteidgte mit allen Mitteln, fünf gelbe Karten waren die Folge. Mir kam der schlimme Verdacht auf, dass die Qualität von Vitesse schlichtweg nicht reicht. In der Nachspielzeit prompt die Entscheidung, 96. Minute, 0:2 und Schluß. Bitter, aber verdient. Vitesse Arnhem dürfte in dieser Verfassung richtig Probleme bekommen. Zwei direkte Absteiger gibt es, das wird eng.
16.362 Zuschauer sahen das Heimdebakel und auch sonst war es eine kleine, persönliche Pleite. Diesmal war es nix, mit meiner Erkundung. Man konnte nicht in eine andere Tribüne, baulich alles sauber getrennt. An allen Durchgängen standen Ordner und kontrollierten, keine Chance. Also blieb mir nur diese eine Seite, da bin ich dann halt bei Wiederanpfiff etwas in die Mitte gerückt und konnte so das gesamte Stadion etwas besser erfassen.
Der GelreDome ist ohne Zweifel ein tolles Ding. Vielseitig, modern und vor allen Dingen sauber. Zusätzlich ist es ein reines Nichtraucherstadion, offiziell zumindest. Alles wirkte fast steril. Von außen enttäuscht es, so richtig Fussball steckt da nicht drin. Innen erinnert es mich an die englischen Stadien, welche so um den Dreh der Jahrtausendwende gebaut wurden. Durch die geschlossenen Ecken kommt man sich eingeengt vor, dürfte aber so geplant sein. Auf jeden Fall kann es laut sein, wenn mal Vitesse ein gutes Spiel abliefert. Und das war an diesem Abend auf jeden Fall nicht der Fall, im GelreDome, unweit der John Frost Bridge über den Rhein, nur zweieinhalb Kilometer entfernt.
Keep the faith.
RaMü
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