Not fit for big points !

Hallo Bloggs,

rund dreißig Spielminuten liegen zwischen dem Verlust der Tabellenführung und dem "Absturz" auf Rang drei. In der 82. Minute entschied Hannover 96 nach einer Lachnummer das Match in Stuttgart mit 1:2 für sich und in der 27. Minute markierten die Kickers Würzburg das 1:0 und damit war bei den Roten aus Stuttgart schon die Luft raus. Dabei war wieder alles möglich, die anderen Spiele lieferten mit ihren Punkteteilungen einige Steilvorlagen, aber diese Mannschaft schafft es immer wieder, gnadenlos zu versagen und zu enttäuschen. Nun schleppt man diesen schweren Gefühlsrucksack von zuletzt zwei unnötigen Pleiten mit sich rum, man hätte sich besser in die Winterpause verabschieden können. Ein Sieg und alle hätten gejubelt. Vielleicht wurde schon zuviel gejubelt, anscheinend glaubte das Team, mit dem "Gewinn" der Tabellenführung ist alles klar. Aber das Platz Nummer EINS auch verteidgt werden muss, darauf ist am Neckar anscheinend niemand vorbereitet.

Was sind das für Aussagen? Sportlich: "Platz zwei ist eigentlich o.k.", so Trainer Wolf. Wirtschaftlich: "Wir sind für eine zweite Zweitligasaison wirtschaftlich sehr gut gerüstet", so kam es zumindest rüber; von Präse Dietrich. Warum steht keiner hin und sagt; "Ey Leute, wir haben den höchsten Etat in der Liga, wir schaffen Fakten, wir greifen an, uns kann keiner. Platz zwei ist nicht gut genug". Immer wieder lehnt man sich in der Komfortzone zurück und ist zufrieden. Heimniederlage gegen Hannover, kein Problem, wir schaffen das. Ich spreche von der Heimpleite am 27. Februar 2016 und damals hatte man die Alarmglocken einfach abgeschaltet. Ruhig Blut, hieß die Devise. Mit diesem "cold blood" ging es zum Ende hin krachend ins Unterhaus und da macht man sich jetzt ab und zu zum Affen.

Sonntag, 18. Dezember 2016: Die Fussballprovinz steht Kopf, der Tabellenfünfte der ewigen Bundesligatabelle kommt ins Fränkische, nach Würzburg. Die Leute fiebern seit Wochen diesem Spiel entgegen, die große, weite Fussballwelt gibt sich die Ehre. Die Weltauswahl des VfB Stuttgart sorgt für Fussballfieber und viel Vorfreude, schließlich ist ja zusätzlich vierter Advent. Da kommen die Ordner schon mal ins Schwitzen. Innerhalb des "old school stadiums" herrscht die freudige Erregung, alles nimmt Platz auf der wackligen Tribüne und auf den Plätzen.

Es war eine Reise zurück in die Zeiten eines Ohlichers, eines Hansi Müllers, damals noch in Trier oder Bayreuth. Damals sahen die Stadien auch so aus, und in Würzburg scheint die Zeit still gestanden zu sein. Es ist schön, dass es noch so etwas gibt. Die Verpflegung kommt aus dem Zelt, die WC`s sind kleine Container und fast alles darf stehen, ohne Dach natürlich. Das ist Tradition, zumindest in Sachen Stadionkultur ist das "Dalle" ganz vorne in Deutschland anzusiedeln. Die Spieler stellen sich irgendwo in den Katakomben neben dem Gebäude mit den uralten Glasbausteinen zum Einlaufen bereit und alles freut sich auf ein spannendes Spiel.

Die Gäste sind überaus zahlreich vertreten, geschätzte 4.000 Zuschauer etwa. Das Match beginnt ...............................................und der Albtraum der Jungs in Silber (!) beginnt. Da wir nur noch Karten für den HEIMBEREICH bekommen hatten, ging man zunächst mit mulmigem Gefühl in den Block 2. Aber schnell stellte sich heraus, auch hier war der schwäbische Aktzent überaus stark vertreten. Herzlich willkommen, stand an der funkelnagelneuen Anzeigetafel, also hier hat man sich schon in Richtung Zukunft aufgemacht.

Im proppenvollen Ground begann dann die Demontage des Vereines aus der Großstadt und Wirtschaftsmetroplole, die Provinz zeigte mit unbeugsamen Einsatz und Willen sehr schnell die Grenzen des Möchtegernvorzeigeclubs auf, Fussball ist und bleibt zunächst auch eine Sache der Einstellung und der Auffassung zu meinem Beruf. Mein Bruder sagte irgendwann während des Kicks, einige Spieler verdienen beim VfB soviel in einem Montat, wie bei den Kickers mancher im ganzen Jahr. Das ist zwar etwas zugespitzt, trifft aber doch zu. Ein 5:0 wie in Dresden war problemlos drin. Das Schlimme ist nur, selbst die eingwechselten Spieler machten keine Eigenwerbung. Der ärmste Hund in dieser Truppe ist "Sniper" Terre, dieser Mann will. Abstoß für Würzburg. dann sprintet dieser Spieler zum Ball an der Eckfahne, nimmt ihn in die Hand und legt das Leder vor den Würzburger Torwart, damit dieser das Spiel schnell weiterführen kann. Dieser Mann hat ein Ziel, BUNDESLIGA und zwar die ERSTE. Beim Rest bin ich mir nicht mehr so sicher, denn da ist ja, wie schrecklich, noch mehr Einsatz angesagt. Oh, nein, das tu ich mir nicht mehr an ! Ist ja auch so schön hier, in der zweiten Liga und dann noch in der Kuscheltonne in Stuttgart, Profiherz was willst du mehr?

Fussball auf dem "Dalle", wie die Würzburger sagen. Zum Schluß wurde man öffentlich gedemütigt und verspottet. Mit jedem Ballkontakt verstärkte sich dieses "Hey, hey" oder "ole, ole", wie in der Stierarena. Der Vergleich ist nicht so abwägig, denn schließlich wurde man quasi am Nasenring durch die Arena gezogen. Zum Schluss hatte sogar das CC die Nase voll und schwieg dem Schlusspfiff entgegen. Während die Kickers nach dem Schlusspfiff dann mit einem Dankesbanner durch das Stadion zogen, wünschten die Stuttgarter Fans ihren Lieblingen "schöne Weihnachten" und ein tolles Trainingslager in Portugal. Normalerweise gehören die nach Norwegen, und nicht an die Algarve.

Mir fehlen weitere Worte.

RaMü