Fußballallerlei !

Hallo Bluebloggs,

das Blöde an einer Krankheit ist schlichtweg die Tatsache, dass man krank ist. Je nach Einschränkung sitzt oder liegt man im trauten Heim herum, die Terminwelt dreht sich nur um folgende Dinge: Krankengymnastik, Arztbesuche, Krankenhausauftritte, Checks des allgemeinen Zustandes und pünktliches Einnehmen der Medikamente. So trödelt man durch die Tage, unterbrochen von Gehversuchen mit immer länger werdenden Strecken, 100 Meter ohne Unterarmgehstöcken, so die offizielle Bezeichnung sind schon drin. Aber nur unter gewissen Schmerzen und noch lange nicht mit perfekter Körperhaltung.

Also bleibt nur die weltliche Ablenkung durch Fussball. Man zappt durch die Kanäle, schaut Olympiakicks und immer mehr ernstere Spiele an. So z.B. Borussia Mönchengladbach in Bern. Und da hat mich eine Kleinigkeit geärgert. In den Medien wurde gemeldet, das Wankdorfstadion ist ausverkauft. Natürlich habe ich das geglaubt, schließlich könnten die Westschweizer zum ersten Mal in die Champions League einziehen. Der Auswärtsblock war ausverkauft, alles in Weiss. Aber auf den Gegengeraden gab es schon einige überdeutliche Lücken, also die Meldung mit AUSVERKAUFT konnte nicht ganz stimmen. Nicht dass ich ernsthaft nach Bern wollte, aber warum machen die das ?

Zeitgleich habe ich auf dem Laptop das Match von Manchester CITY per Liveticker verfolgt. Immerhin durfte ich befriedigt feststellen, diese Sache ist durch. Entweder waren die Rumänen echt schwach oder ManCITY brutal stark. Die Wahrheit dürfte wohl wie immer irgendwo in der goldenen Mitte liegen. Jetzt muss man bei Stoke City gewinnen, erst dann kann man von einem gelungenen Saisonstart sprechen. Die Arbeit von Pep Guardiola kann man eh erst in zwei, drei Monaten bewerten. Dann ist der Kader endgültig komplett, hoffentlich eingespielt, hat schon zehn Premiershipspiele und zumindest zwei, drei Champions League Auftritte hinter sich gebracht. Zum Wettrüsten in Manchester sage ich noch nichts, das Transferfenster schließt schließlich erst am 31. August.

Ein weiteres ernstes Spiel war die harmlose Darbietung vom VfB Stuttgart in Düsseldorf. Im VfB-Fantreff "Zentrale" in Maulbronn waren ungefähr 25 Leute und alle waren entsetzt und enttäuscht. Die zarte Hoffnung nach dem glücklichen St. Paulisieg wurde derb zertreten, in dieser Verfassung ist Platz acht drin, höchstens. Aber auch hier gilt, die Saison ist noch jung und man kann die letzten Milliönchen noch unter die Leute bringen. Das ist aber auch bitter nötig. Überhaupt teile ich nicht den Aufstiegsoptimismus vieler VfB-Fans. Hannover 96 hat z.B. das, was der VfB unter anderem nicht hat, und zwar einen Sturm. Man hatte aber einen entscheidenden Vorteil, man hatte durchgehend einen Trainer und einen Sportvorstand. Zusätzlich einen zeitlichen "Vorsprung", der Abstieg stand im Prinzip schon fest, als die Roten vom Neckar noch nicht im Traum an eine Pflichtspiel in Sandhausen dachten. Zudem hat man mit Martin Kind einen Mann, welcher sich gegen oft starken Gegenwind durchsetzt und es gewohnt ist, Anweißungen und Befehle zu geben. Und beim VfB? Da eiert man rum, stellt reihenweise neue Verantwortliche ein, kippt denen den Verein vor die Füße und dann heißt es: Mach mal ! Das fing schon mit Rangnik an und wurde seither nicht besser.

Am wohlsten fühlt man sich derzeit auf der Ostalb, beim VfR Aalen Mit acht Punkten aus den ersten vier Spielen. Ungeschlagen, den Aufstiegskandidaten Kiel und Chemnitz getrotzt, so kann es weitergehen. Aber man ist und bleibt Realist, oberstes Ziel ist der Klassenerhalt. Die finanzielle Stütze der letzten Jahrzehnte hat sich fast verabschiedet, die Scholz GmbH befindet sich selbst im freien Fall. Das urschwäbische Familienunternehmen mit weltweiten Niederlassungen stand immer zur Seite, man stellte in Person Bernd-Ulrich Scholz für dreizehn Jahre gar den Präsidenten. Im Alter von 76 Jahren ist er nun nicht mehr im Amt, das Leben auf der Ostalb muss aber weitergehen. Die drei Jahre in der 2. Bundesliga waren wohl die vorläufigen Höhepunkte in einer Gegend, welche nicht gerade mit großen Unternehmen gesegnet ist. Da muss man sich halt urschwäbische Tugenden erinnern, Ärmel hoch, sparen und arbeiten. Das geht noch in Aalen, aber in Stuttgart. Da scheint man immer noch nicht angekommen zu sein, im Unterhaus des deutschen Fussballs. Spätestens in Sandhausen ist das dann aber der Fall.

RaMü