Die überlange Fubawoche !
 
Hallo Bloggs. Nach dem Spiel des VfB Stuttgart in Augsburg an jenem Sonntag war ich richtig erschöpft und ausgepowert. Immerhin war dieses Match der Abschluß einer überlangen Fussballwoche, welche in elf Tagen sechs Spiele bescherte und damit meine Kondition beanspruchte. Nun liegt widerum diese Niederlage über eine Woche zurück und ich kann diese aufregenden Tage nochmals in Ruhe Revue passieren lassen.
Angefangen hat alles bekanntlich am Donnerstag, 21. Oktober. Hier war das entstandene Chaos infolge des Sturm das größte Problem. Zugausfälle und Verspätungen ausgerechnet auf "meiner" Strecke erforderten viel Geduld und Ruhe, über beides verfüge ich nur bedingt. Immerhin hatte ich einen Zeitpuffer von vier Stunden und einen Notplan. Beides wurde komplett in Ansprich genommen. Das Einchecken im Hotel vor dem Spiel entfiel, nach der Gepäckaufgabe in einem Schließfach im Bahnhof Wien-Meidling ging es direkt nach Hütteldorf, der Heimat des SK Rapid Wien.
 
 
Da ich denselben Block wie bei meinem Besuch vor drei Monaten hatte, war mir alles schon vertraut und ich nahm so gegen die vierte Spielminute meinen Platz ein. Gegner war Dinamo Zagreb, zuvor Slavia Prag. Beide Mannschaften also aus unmittelbaren Nachbarländern, früher hätte man "Ostblock" dazu gesagt. Nun werde ich persönlich. Also außer Gebrülle, Pyro und Böller zündeln haben die Jungs nichts auf der Platte. Halt, hüpfen mit nacktem Oberkörper noch. Kein Gesang, keine Melodie, fast nur Gepöbbel und Provokation. Das ist zumindest mein Eindruck. Wenn ich mir aber die Bilder von Union vs. Feyernoord anschaue, ist das auch nicht besser, im Gegenteil. Auf jeden Fall war es ein sehr gutes Fussballspiel mit einem verdienten Ausgang.
Einen Tag später, also am Freitag war zunächst Tourismus pur angesagt. Schloss Schönbrunn ist ein Muss, also war ich da. Allerdings habe ich auf den Besuch der Gebäude verzichtet. So mit Maske eine Führung, das tue ich mir nicht an. Auf jeden Fall war es der "gesündeste" Tag, mit dem Abend dann bin ich bestimmt zehn Kilometer gelatscht. Über Kultur gibt es später noch eine Extrapost, mit Bildern natürlich. Am Abend dann Zweitligafussball, Floridsdorfer AC vs. TSV Horn. Über das Stadion habe ich schon geschrieben, nun noch ein paar Worte dazu. Wer hier zum FAC-Platz will, fährt zum Bahnhof Floridsdorf. Dort steigt man am besten in die Tram 26 in Richtung Strebersdorf und fährt bis zur Haltestelle Hopfengasse. Von hier aus sind es nur wenige Meter. Aber aufgepasst, von weitem gibt es von einem Stadion keine Spur. Man muss schon genau hinschauen.
 
 
Das Stadion ist im Prinzip versteckt hinter Neubauten und nur Insidern ein Begriff. Für Traditionalisten ein Muss, für den Rest ein Grund zum schmunzeln. Die Zuschauerzahlen sind in Österreich niedrig, extrem niedrig. Ganze 593 Zuseher wurden gemeldet. Bevor wir uns brüllend auf die Schenkel klopfen, noch einen Einwand. Österreich hat rund 9 Millionen Einwohner, also grob nur 12% der Bundesrepublik Deutschland. Rechnen wir also die Zuschauerzahlen der deutschen zweiten Liga mal runter, reduzieren also z.B.Kiel gegen Dresden die 8.900 Zuschauer um runde 90 %, sieht die Sache auch schon wieder anders aus. Natürlich muss man Corona berücksichtigen. Die Kritiker werden jetzt den Finger heben, Wien hat ja aber auch 1,9 Millionen Einwohner. Tja, in der Alpenrepublik ist Fussball nicht die Nummer eins. Ist halt so.
Am Samstag, 23. Oktober war ich dann vollends in der tiefsten Depression gelandet, ich war beim FC Admira Flyeralam Mödling. So der seit 2017 offizielle Vereinsname. Wacker, im Volksmund war mal ursprünglich direkt in Wien beheimatet, nämlich auf dem jetztigen FAC-Platz, siehe Freitag. Man zog um, baute aber das Stadion nie richtig fertig und nun ist es Fakt, es ist das bisher unmöglichste Stadion der österreichischen Bundesliga, das ich kenne. Halb fertig, ohne Ausstrahlung, der Kasten steht halt da. Die Fans sind am ärmsten dran, der Verein sieht aber auch keinen Ausweg aus der Misere. Und so dümpelt eine ehemalige Spitzenmannschaft mit vielen Titeln, allerdings noch aus der Vorkriegszeit nun im Süden Wiens daher, der einzige Lichtblick ist der meist heiß umkämpfte Klassenerhalt. Dies verblüfft sogar immer wieder die Experten.
 
 
Am  Sonntag war dann ein "Wechsel" angesagt, mit dem RJX, dem Railjet Xpress ging es von Wien-Mödling nach Salzburg, also wieder näher an die Heimat. Es war ein wahrer Quantensprung, vom einem wirklich unfertigen Stadion zu einer wahren Arena. So kann man es formulieren, so war der Eindruck. Und zugleich wurde auch die Vormachtsstellung von RB Salzburg im österreichischen Fussball demonstriert. In allen Dingen sind die Mozartstädter das Maß der Dinge. In Sachen Finanzkraft eh, aber auch in der Infrastruktur, in Sachen Talentförderung, in Sachen Spielidee. Das dürfte sich wohl in den nächsten Jahren nichts mehr ändern, gähnende Langeweile ist also angesagt. Dennoch muss man zugestehen, das Stadion hat etwas. Natürlich außerhalb des Zentrums, dafür großzügig und eingebettet in weitere Anlagen thront der Primus der Liga nicht nur über der Stadt, sondern über alles, was mit Fussball zu tun hat. Allerdings auch hier gilt, die Zuschauerzahlen sind angesichts der wahren Flut von Titeln doch bedenklich niedrig, selten knackt man die 10.000er Marke. Nur in diesem Jahr scheint es besser zu laufen, im Moment steht man bei knapp 13.000 Besuchern.
 
 
Am Montag war er dann rum, mein Viermatchtrip in Österreich und dann kam die Leidenszeit. Schon am Mittwoch habe ich mich dann meinem deutschen Lieblingsclub zugewandt und die Misere begann. Das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den FC Köln wurde wieder mal zu einer Offenbarung. Trotz 2G-Regel nur 24.500 Zuschauer, der späte Anpfiff und das Aus im Pokal brachte mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Nun war es vorbei mit den ständigen Vergleichen zwischen den beiden Ländern, die Realität ist zum Teil wie ein unliebsamer Kumpel. Immer da, obwohl er nervt.
 
 
Das Blödeste war aber dann die Heimfahrt. Da nimmt man dann den 00:16 Uhr, steht aber mit anderen Fans vor dem einzigen geöffneten Kiosk, erfährt so die Trostlosigkeit des Hauptbahnhofes von "the länd" und muss eingestehen, Mödling ist doch nicht so weit von Stuttgart entfernt. Zumindest gefühlt. Da pennt man schließlich um 1.30 Uhr dann endlich ein und im 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Holzhammer at it's best. Der Tag auf der Arbeit war grauenhaft, das Spiel in Augsburg dann ebenso. Mit dieser erneuten Enttäuschung endete meine überlange Fussballwoche und auch mein Gefühl bestätigt, neutrale Spiele sind viel unterhaltsammer, weil ... da kickt der VfB nicht mit!
 
Keep the faith.
RaMü
 
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