Zahnlose Löwen auf der Alb !

Hallo Bluebloggs,

wenn man eine Bundesliga nach Traditionsgesichtspunkten gestalten würde, hätte der TSV 1860 München zumindest eine Klassenerhaltsgarantie. Aber im Moment taugen die "Sechziger" nur als Blaupause, wie man es nicht macht. Der Umzug von Giesing aus dem Grünwalder Stadion ins ungemütliche Olympiastadion, daran erinnern sich nur noch die Veteranen. Der erneute Umzug, mit Baubeteiligung, in die AllianzArena ist dagegen schon präsenter. Stück für Stück entfernte man sich von der Heimat, teils aus wirtschaftlichem Zwang, teils aus überhöhter Selbsteinschätzung. Man träumte immer wieder von den alten Zeiten, als man Fußballmünchen unweigerlich mit den "Löwen" in Verbindung brachte, und noch nicht mit dem damals aufstrebenden Verein namens Bayern. 1860 steht auch heute noch für das kernige, urwüchsige München, ohne Allüren wie beim roten Nachbarn, errungen durch unzählige Titel und Meisterfeiern. 1860 steht heute aber auch für die Verzweiflung, das Zwanghafte, die unbedingte Rückkehr in die Liga eins. Aber es sind nun dreizehn Jahre in Liga zwei ins Land gezogen und man spielt immer noch im Unterhaus. erstklassig ist eigentlich nur der Anhang, welcher sich zumeist unmittelbar aus der Stadt rekrutiert. Aber auch im süddeutschen Raum gibt es noch viele Anhänger, allerdings bevorzugen die meisten Fans dann doch das heimische Sofa bei den Spielen, anstatt das Stadion zu besuchen.

In Aalen gab es wohl eine Ausnahme, der Gästeblock wurde schon vor dem Spiel erweitert und unmittelbar vor Anpfiff nochmals verbreitert. Es dürften wohl rund 3.000 Blaue auf der Alb gewesen sein, nicht schlecht für den Tabellenplatz. Die Hausherren mobilisierten per Anzeigen, Videoaufrufe und diverse Aktionen ihrerseits die Anhänger, es wurde zum Richtungsspiel gerufen. Rauf oder runter, hieß die Frage. Nach dem Spiel hatte man die Antwort, Aalen holte drei überlebenswichtige Punkte und 1860 sucht wohl weiterhin einen neuen Trainer. Die erste Halbzeit war insgesamt ausgeglichen, zumindest auf dem Spielfeld. Auf den Rängen waren die "Löwen" klar besser. Man gab die Lautstärke vor, selbst auf der Stehplatztribüne des Heimsupport konnte man den Münchner Anhang gut verstehen. Zwischen der 19. und 21. Minute, dem Gründungsjahr von Aalen, versuchte das ganze Stadion dieses "Immer weiter nach vorn, Aalen", nicht schlecht, aber noch ausbaufähig. Für den optischen Highlight sorgten die Sechziger, als mehrere Bengalos und Rauchbomben gezündet wurden. Die zweite Halbzeit, war besser. Das Match wurde ruppiger und die Stimmung hitziger, jetzt wurde mit offenem Visier gekämpft. Nach starken zwanzig Minuten der Älbler kippte das Spiel zugunsten der Gäste, welche allerdings die Entscheidung verpassten. In den Schlußminuten sicherte sich Aalen dann doch noch den Dreier, zwei Treffer kurz vor dem Ende sorgten die Ekstase und für ein wenig Belastungstest der Stahlrortribüne.

Nach dem Kick gingen wir dann "Buli" gucken, beim SSV. Nur wenige Meter von der Scholzarena entfernt, bietet man hier im Vereinsheim des Kreisligisten auf mehreren Leinwänden Spiele des Bezahlsenders an, welcher die deutsche TV-Szene fest im Würgegriff hat. Es war schon irgendwie unerklärlich, wenn Anhänger des VfR Aalen in ihren Trikots aufspringen, wenn der VfB Stuttgart in Berlin ein Tor schießt. Hier ist immer noch VfB Hinterland, wenn auch die beiden heimischen Zweitligisten mit jeden Jahr weitere Fans binden. Wie jeder weiß, waren den Roten aus Schwaben nicht die Punkte in Berlin vergönnt, die schwarzen Schwaben hingegen konnten gelassen dem Wochenende entgegen sehen. "Immer weiter nach vorn".

Bild: Noch scheint die Sonne auf der Ostalb.

Bild: Doch dann "verfinstert" sich der Himmel.

Bild: Torjubel sieht anders aus. Torschütze Weiss verletzt sich beim 1:0.

RaMü