Restricted View at Bolyen Ground !

Hallo Bluebloggs,

beim Bestellvorgang habe ich den Hinweis schon gelesen, na ja "restricted view" heißt ja eingeschränkte Sicht ! Wird schon nicht so schlimm sein, also gekauft. Der Preis war happig, wenn nicht unverschämt. 52 britsh Pound kostete das Ticket, dazu kamen nochmals zwei Pfund für die Bearbeitung und Versand. Umgerechnet sind das rund 75.-- €, und das gegen das äußerst limitierte West Bromwich Albion. Der Platz war in der East Stand Upper im Block ES1, Reihe R ,Sitz 11. Schon das Hingelangen war abenteuerlich und für verwöhnte deutsche Fußballfans bemerkenswert. Die Aufgangstreppe war schmal und wirkte nicht gerade sicher, von einem Geländer weit und breit nichts zu sehen:

Alles war unglaublich eng und am Treppenende musste man links, aber da gab es keinen eigentlichen Gang. Sondern man musste andere Besucher zum Aufstehen auffordern. Danach nochmals drei Stufen, dann war man am Ziel. Oberste Reihe, Ende der Fahnenstange. Der Blich war unbeschreiblich. Das linke Tor sah man durch eine Art Fenster, umrahmt von Stahlträgern. Die Hammers heißen ja auch die "Irons", wie man hier sehr gut verstehen kann:

Der Blick geradeaus war etwas besser, zumal man einen teilweisen Blick auf den Gästesupport hatte. Unter anderem konnte man die Dachkonstruktion aus mehreren Jahrzehnten bewundern und nochmals die "Umleitung" um den Pfeiler genießen.

So zehn Minuten vor dem Anpfiff begann der Block sich dann zu füllen. Irgendwie wurde ich Gefühl nicht los, eindeutig der älteste Besucher zu sein. Als dann meine Nebensitzer die Schnapsflasche und diverse versteckte Bierbüchsen kappten wurde mir klar, das wird lustig heute. Mit dem Vereinslied "Blowind Bubbles" mutierten meine Sitzer zum Stehplatzmonster und alles gröhlte mit. Links der Pfeiler, vorne und rechts die Gröhler und hinten das Wellblech, es gab kein Entkommen. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, zumindest während des Liedes. Ich war bei jenen Jungs gelandet, welche es anscheinend fast in allen englischen Stadien gibt. Mehrere hundert Supporters sondern sich vom eigentlichen Stand ab und stehen direkt neben den Gästefans. Oftmals kommt hier mehr Stimmung zustande, als im Rest des Grounds. Bei CITY ist es noch einfacher, der Gästesupport ist eingekeilt in der Homestand, der South Stand. Kaum war das Lied durch tönte es auch schon "Your support is f***ing shit". So ging es eine Weile hin und her, bis das 1:0 für die "Irons" fiel. Nett auch dieses "Irons, Irons", das immer schneller wird und sich dann in Klatschen auflöst.

In Deutschland wird viel über diesen Platzzwang gelästert, welcher aber immer mehr unterlaufen wird. So standen die Fans von WBA die ganze Zeit über, siehe rechts unten bei den Stewards. Hier im Block ES1 war ebenfalls alles auf den Beinen und so geriet mein Ticket zur bislang teuersten Stehplatzkarte aller Zeiten. Auch dieser weiße Gang war zugestellt und kein Ordner kümmerte sich drum. Bei einem Unfall wäre das kritisch geworden, alles steil, keine Geländer.

Mit zunehmender Spieldauer wurde man ruhiger, in England lebt die Stimmung mehr von der Spielqualität und den Gesangsduellen zwischen den Fans. Diese reagieren fast immer direkt auf Provokationen und Spielstände. Die Dauerberieselung und dieses Flatrategesinge kennt man hier nicht. Manchmal ist es auch relativ still, dann brüllt wieder einer los. Ohne Technik, ohne Tröte, einfach hausgemacht mit seiner ureigenen Stimme.

Nur noch wenige Monate, dann gibt es auch dieses ursprüngliche Stück England nicht mehr, dann spielt man nämlich in einer nagelneuen Superarena, nicht mehr in West Ham, diesem malerischen Fleckchen in London.

CITY  -  the only football team to come from Manchester

RaMü