Im hohen Kehrwegstadion
Hallo Bloggs. Ich geb's gerne zu, auf dieses Spiel habe ich mich an meisten gefreut. Schon allein die Tatsache, dass es mein erstes Spiel der belgischen Jupiler League wird, beflügelte mich und dafür nahm ich gern den umständlichen Rückweg durch die teilweise verschneiten Ardennen in Kauf. Also so richtig Belgien, also gefühlt, ist es ja nicht. Ich war vor vielen, vielen Jahren schon einmal in dieser Gegend, ohne Fussball, und daher wusste ich, dass Deutsch die Umgangssprache in Ostbelgien ist. Daher alles kein Problem.
Zum Problem wird es allerdings, wenn man in dem malerischen Städtchen parkt und meint, den knappen Kilometer mache man locker zu Fuß. Der Anstieg ist steil und stellt eine große Herausforderung an die Kondition dar. Also doch lieber mit dem Auto. Geparkt wird überall und vor allem an der anderen Straße runterwärts, die Handbremse unbedingt fest anziehen. Schon beim äußeren Anblick wird klar, also groß ist es nicht, das Kehrwegstadion des KAS Eupen.
Das Fassungsvermögen ist offiziell 8.363 Zuschauer und die letzte Renovierung gab es 2010. Damals stieg Eupen in die höchste Spielklasse Belgiens auf und der damalige Ground entsprach bei weitem nicht den Anforderungen an eben diese Spielklasse. Also musste es schnell gehen. Und das sieht man bis heute, und das meine ich weder negativ noch ironisch. So etwas geht nur, wenn nicht noch aufwendig betoniert oder gemauert werden muss. Also Leichtmetallbauweise. Und so verfügt man jetzt über teilweise überdachte Sitzplätze, unüberdachte Sitzplätze und ebenso Stehplätze. Zudem wurde das Flutlicht erneuert und eine Rasenheizung installiert. An diesem Abend wurde mir auch der Grund klar, es war kalt.
Wenn man dann drin ist, ist es wie erwartet, schnucklig klein, aber etwas nüchtern. Vielleicht trugen auch das trübe Wetter und die Kälte zu diesem Eindruck bei. Aber es hat natürlich einen großen Vorteil, man ist nahe dran am Geschehen.
Beim KAS Eupen muss es vor diesem Spiel es schon etwas geknistert haben, denn gegen den Taballenletzten Beerschot V.A. musste unbedingt ein Sieg her. Es galt die eigenen Nerven zu beruhigen, schließlich konnte man seit sieben Spielen nicht mehr gewinnen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Leider wollten nur 1.311 dieses Match sehen, die verschärften Coronaregeln schlugen sich auch hier auf den Besuch nieder.
Also die erste Viertelstunde war kaum ein Unterschied zu erkennen, für mich waren die Gäste sogar das aktivere Team. Zunächst mussten die Eupener zweimal Kopf und Kragen riskieren um nicht in einen Rückstand zu geraten. Aber so langsam wendete sich das Blatt, ohne aber dass die Partie so richtig gut wurde. Ich habe über die Spielstärke in Belgien keine Ahnung, aber an diesem Abend war es gehobene deutsche zweite Liga. Vielleicht auch etwas mehr. Irgendwann war es schließlich soweit, das überfällige 1:0 per Kopfstoß der Lohn für die Bemühungen. Leider versäumte man das 2:0 gleich danach und damit ging es in die Kabinen. Die Verköstigung in der Pause entfiel, die Jupiler League hatte es aufgrund von Covid-19 untersagt. Das habe ich vorher nicht gewusst und dementsprechend groß war die Enttäuschung.
Der Support des KAS Eupen war mau, eigentlich nicht vorhanden. Zwar gibt es unter der Sitzplatztribüne am Kehrweg ein paar Stufen als Stehplätze und darauf plazierte sich eine Haufen von etwa 200 Leutchen, aber da kam nichts. Ab und zu ein paar Anfeuerungen, aber sonst?
Im Verlauf der erste Hälfte habe ich mich dann auf den zweiten Abschnitt gefreut, denn da konnte ich bestimmt ein paar Bilder von einem bekannten Ex-VfBler machen, nämlich von Andreas Beck. Er spielt nun im dritten Jahr hier und dürfte vielleicht hier auch das Ende seiner Karriere hier erleben. Oder auch nicht. Das Spiel wurde nicht gerade besser, im Gegenteil. Es wurde immer zerfahrener und erst gegen Ende kam nochmals Spannung auf, als Eupen verletzungsbedingt in Unterzahl geriet. Aber es bleib beim 0:1 und damit haben die Ostbelgier nun einen satten Vorsprung vor der Abstiegszone. Es wird nun etwas Ruhe einkehren, im weihnachtlich geschmückten Eupen, dem Städtchen in Belgien, in dem man Deutsch spricht.
Keep the faith.
RaMü
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