Und wo steht der VfB?
Hallo Blogs.
Es war schon erschreckend. Am Freitagmorgen beim Studieren eines Schaltplanes, zwischen Motorschutzschalter und Frequenzumrichter, zwischen Vesperpause und Mittagessen am Arbeitsplatz, da kam die Frage: "Ond Rainer, was tippsch heit?". Ich wurde fast eiskalt erwischt und überlegte verzweifelt, was meint mein Kumpel wohl?
Grauenhaft. Da spielt an diesem Freitagabend Schalke gegen MG, es ist das Eröffnungsspiel der Rückrunde der Bundesliga und es traf mich unvorbereitet. So ähnlich geht es wohl den VfB-Spielern, wenn Castro eine Ecke schlägt. Und da sind wir schon beim entscheidenden Punkt, es ist Bundesliga und der VfB ist nicht dabei. Zum zweiten Mal in vier Spielzeiten. Vergeblich sucht man den Namen des schwäbischen Vorzeigeclubs in den Paarungen, er ist schlichtweg nicht dabei. Im Moment zählen die insgesamt 53 Spielzeiten in der deutschen Eliteklasse nicht mehr, auch die Erfolge der Vergangenheit beginnen zu verblassen. Es reicht zwar noch zu eindrucksvollen Choreos wie gegen den KSC, aber es fehlt langsam die Aktualität. Statt auf Schalke spielt man in rund zwei Wochen gegen Heidenheim. Fakt.
Es darf bezweifelt werden, dass der stolze Verein mit dem roten Brustring auch den Anschluß wieder schafft. Dazu rumpelt es viel zu arg am Neckar, es knirscht im Getriebe und ab und zu brennen die Sicherungen durch. Die ständigen Wechsel in den verschiedenen Etagen wirken immer lange nach. Kaum hat man sich an eine Struktur gewöhnt, gibt es wieder einen Nackenschlag. Der Patient VfB wird das Krankenbett nie mehr gesund verlassen, höchstens zusammengeflickt. Mehr nicht.
Aktuellestes Beispiel ist der Rücktritt von Paco Vaz. Der Trainer der zweiten Mannschaft hat um Auflösung seines Vertrages gebeten, dem natürlich entsprochen wurde. Unüberbrückbare Differenzen wurden angeblich ausgemacht, dieser Club kommt nicht zur Ruhe. Selbst wenn diese Aktion mehr zu Lasten von Paco Vaz geht, ist der Fan mehr geneigt, bei seinem Lieblingsverein die Schuld zu suchen. Und das ist schon erschreckend genug, man wird abgestumpft und hat sich an das Chaos in diesem "Klepperlesverein", welch ein treffender Begriff gewöhnt, und nimmt die Entscheidungen nur noch achselzuckend zur Kenntnis. Ist halt so.
Und so stolpert man dem 29. Januar entgegen, dem Auftaktspiel gegen Heidenheim, in der zweiten Liga. Mit einem neuen Trainer. In meinem roten Umfeld hat man sich an diesen Umstand gewöhnt, der VfB steht schon lange nicht mehr für seriöses Geschäftsgebahren, er steht für die sportliche Kopie einer Politik, ähnlich eines Trumpf oder Johnson. Man ist getrieben von Populismus, ...."und die Geister, die ich rief, wurd ich nicht mehr los".
Ein Jürgen Klopp hätte in Stuttgart keine Chance. Der Fussball der "Reds" ist im Moment in der Premiership das Mass der Dinge, da staunen und applaudieren selbst die "Citizens" von Pep Guardiola. Kloppo verlor im ersten Jahr bei Liverpool das Endspiel um den Ligacup eben gegen ManCITY und das Finale in der Europa League gegen den FC Sevilla. Auch dann wurde es nicht "besser", in den nächsten Saison unterlag man gegen Real Madrid im Endspiel in der Champions League. In Stuttgart wäre der momentan beste Trainer schon nach einem halben Jahr gefeuert geworden, wegen Erfolglosigkeit.
O.k., man kann es nicht vergleichen, Aber ein bisschen schon. In Stuttgart fehlt die Geduld, beim Publikum, in der Vorstandschaft und eben überall. Kloppo brauchte drei Jahre, ein immenses Vertrauen und natürlich auch eine Menge Geld um den bisherigen Status zu erreichen. Das alles bietet die Autometropole am Neckar nicht.
Deshalb ist man zweite Liga und das höchste der Gefühle wird die Zugehörigkeit in der ersten Bundesliga sein. Ab und zu mal ein Viertelfinalchen im Pokal, ein Auswärtssieg bei einer Spitzenmannschaft, mehr wird nicht mehr gehen. Die einzigste Konstante werden die Fans sein, deren Erinnerung allerdings dürften immer verblassen und bald kennt nur noch jeder zweite Stadionbesucher, das Gefühl wie es war, als "the Hammer" gegen Cottbus seinem Namen alle Ehre machte. Tja, das waren noch Zeiten.
Keep the faith
RaMü