The Den, Fußball wie früher !

Sieben gelbe Karten, eine Unterbrechung von fünf Minuten, weil Spieler von der Ersatzbank das Feld stürmten; eine nicht geahndete Tätlichkeit, sieben Minuten Nachspielzeit, ein Pfostentreffer, ein Spieler mit Kopfverband nach nur einer Viertelstunde, ausverkaufte Kioske, Nieselregen und eiskalter Wind ... Mein Gott, wo bin ich da nur gelandet? Ganz einfach, beim FC Millwall, in den Docks von London. Es war das Zweitligaduell im FA-Cupviertelfinale, es spielte der 15. gegen den Siebzehnten, beide Teams haben im Kampf um den Aufstieg nichts mehr zu melden, nach unten gibt es einen noch passablen Vorsprung. Selbst der DAILY TELEGRAPH schrieb am nächsten Morgen von "the bad and ugly side of english football" und das war es auch; alles außer schönem Fußball. Trotzdem, die Reise von Manchester nach London und zurück hatte sich gelohnt. Eigentlich war das Duell von Burnley gegen Hull in der Championship / 2. Liga angesetzt, aber die TV-Macher planten um, das FA-Cupspiel versprach mehr Zuschauer. Zumindest im Ground des FC Millwall waren gut 17.000 Zuschauer, fast ausverkauft. Mehr Karten wurden aus Sicherheitsgründen nicht angeboten, die Gäste bekamen einen kompletten eigenen Stand, allerdings nur Oberrang. Schon die Anreise war abenteuerlich, vom Bahnhof Euston in London aus musste man insgesamt drei Mal umsteigen, dann zu Fuß noch rund 25 Minuten zum Ground. Zuerst war es ganz schön, neu angelegte Parks und Wohngebäude säumten den Weg. Dann wurde es immer robuster, ich näherte mich dem Stadion von der Rückseite, den Docklands also. Der letzte Eindruck schockte dann doch, der Eingang führte durch Schrottfirmen und Stahllager hindurch, hier ist man richtig. Leider war die Zeit zu knapp für eine Erkundung. Also rein in das Stadion und immer schön den Kopf einziehen. In den Gängen unterhalb der Ränge ist es eng und niedrig, die Kioske waren zumindest in Sachen Essen ausverkauft, immerhin gab es noch Bier aus der Plastikflasche. Schon beim Anstehen wunderte ich mich über die Wuvuzeelas, oder wie die Dinger von der WM 2010 in Südarfrika hießen. Diesmal war es aber menschliche Laute, und zwar vom Millwallanhang. Irgendein Idiot fand sich immer, er stimmte dieses eintönige Gekreisch an, und das halbe Stadion machte mit. Die spinnen, die Dockers. Das Spiel selbst war grauenhaft, irgendwer hat modernen Fußball im Süden Londons verboten. Langholz und immer feste druff, das Motto des FC Millwall. Immerhin, Premiershipabsteiger Blackburn Rovers kam so zu keinem einzigen Torschuß in der gesamten Partie. Spielerische Armut wurde mit Willen kompensiert und übertrieben. Die Begegnung endete schließlich 0:0, Wiederholung ist dann am Mittwoch in Blackburn. Wie gesagt, es hat sich trotzdem gelohnt. Ich habe mit vorgenommen, ein weiteres Spiel hier zu sehen und dann bringe ich auf jeden Fall mehr Zeit mit. Schließlich will ich wissen, ob es vor der Haupttribüne auch einen "Autowrecker" gibt.

RaMü

Bild unten: Zugang zum Stadion.

Bild unten: "The Den", Millwall FC.

Bild unten: Ecke für Millwall.