Der kleine und der große Ball

  Hallo Bloggs,
also ich war nicht in Gelsenkirchen, ich war nicht beim FA-Cupfinal, ich war beim Saisonfinale in Ludwigsburg !?? Ja, richtig gelesen. In der MHP Arena der Barockstadt absolvieren die Frauen des Handballbundesligisten Bietigheim ihre Heimspiele, und da war ich dann. Den VfB verfolge ich seit dem 6:0 In Augsburg mit einer gewissen Distanz, hätten die Herren mit den hohen Gehältern diesen Punkteschnitt während der gesamten Saison gehalten, immerhin sieben Punkte in den vier Spielen seit dem Debakel in der Fuggerstadt, wäre alles ganz easy. Platz irgendwo in der sicheren Komfortzone oder gar etwas besser, kein Trainerwechsel, kein Reschkebashing und der Vorstand müsste sich keine unangenehmen Fragen gefallen lassen. Eine Chillsaison, das wäre es gewesen. Die Herren müssen mich nach wie vor überzeugen, daß es besser und anständiger geht. Am besten weiterhin in der Bundesliga, das Beispiel HSV ist Warnung genug.
Für das Cupfinal von ManCity gegen Watford hätte ich sogar noch ein Ticket bekommen. 30.000 gingen an jeden Club, ich war dann in der allerallerletzten Verkaufsphase dran, wenn ich gewollt hätte. Aber nachdem ich schon vor zwei Wochen für vier Tage auf der Insel war und die Kriegskasse leer ist, habe ich mich dem Lokalsport gewidmet, dem Handball, und zwar der wesentlich attraktiveren Vertretung, dem weiblichen Geschlecht. Denn die brauchen ja bekanntlich auch keine Eier und haben auch ihre Pferdeschwänze.
Da der Spielbeginn um 18.00 Uhr war, hatte ich zwei Spiele gleichzeitig "auf dem Schirm". Bietigheim gegen Göppingen live und ManCity vs. Watford auf dem SmartPhone. Das Livespiel war im Prinzip nach zehn Minuten entschieden; Göppingen wirkte wie ein besserer Sparringspartner und war nur über Siebenmeterwürfe gefährlich. Bietigheim musste ja gewinnen, dann war der Titel perfekt. Man zog es routiniert durch und am Sieg gab es nie Zweifel. Zwischendurch dann im wieder der Blick auf das kleine Display. Ich hatte den Liveticker von ManCity und BBC installiert. Wenn keine Tore in Wembley fallen, fallen hat keine. Irgendwann war es dann endlich soweit, 1:0 für City in England, 19:7 in Deutschland / Ludwigsburg. Hier war Halbzeit, derweil erhöhte ManCity auf 2:0. Alles stand auf Sieg, auf Titel, auf Erfolg, auf Party. Irgendwann nervte ich dann doch meine Nachbarn, denn die "Citizens" drehten in der zweiten Spielhälfte auf und es ging Schlag auf Schlag, bis zum 6:0. Ähnlich auch in der MHP Arena, die Mädels von Bietigheim ließen nichts anbrennen und gewannen letztlich 34:18 und sicherten sich so den zweiten Meistertitel in der Vereinsgeschichte. In Wembley schrieb Manchester City Geschichte, es war nicht nur der sechste FA-Cup Sieg, es gelang zum ersten Mal in England ein Triple, zum ersten Mal gelang es einer Männermannschaft alle drei Wettbewerbe zu gewinnen. History makers!
In der Halle in Ludwigsburg war die Party in vollem Gange. Allerdings musste da schon die Hallenbeschallung herhalten, die rund 2.500 Zuschauer waren dann doch etwas reserviert. Auf jeden Fall war es schön. Der Abschluß bildete dann das Fanfest auf dem Vorplatz. Bier und Würste gab es für "Umme", Currywurst und Cola mussten bezahlt werden. Das verstehe, wer will. Als die Ladies kamen, merkte man, es ist kein Fußballpublikum. Man bemühte sich wirklich, das Publikum einzubeziehen. Aber es sprang der Funke nicht über, vielleicht ist man auch zu verwöhnt. Trotzdem machten wir uns zufrieden wieder auf den Heimweg. Ach ja, der VfB hat 0:0 gespielt, das ging unter, zwischen Wembley und Ludwigsburg.
 
 
 
 
 
Am kommenden Donnerstag hat mich die knallharte Realität wieder. Da staucht der VfB um den Klassenerhalt und da gilt es; holt die Fans zurück, das ist der letzte Auftrag an diese Mannschaft, die wir hoffentlich so nie mehr anschauen müssen.
 
Keep the faith
RaMü