Aus sicherer Entfernung.

Hallo Bluebloggs,

nun ist es also passiert, man hat "es geschafft". Nach 41 Spieljahren in der ersten Liga geht es in naher Zukunft nach Aue, Sandhausen oder wieder zu St. Pauli. Diesmal geht es um Punkte und um den Kampf zur Wiederherstellung der Ehre. Diese Ehre haben die meisten Spieler wohl nicht besessen, selbst bei der allerallerletzten Chance in Wolfsburg zeigte sich die Truppe in erbarmungswürdigem Zustand. Nein, wir sind nicht nach dem Debakel in Bremen abgestiegen, wir sind drei Jahre lang elend langsam gesiecht, bis am 14. Mai 2016 die Erlösung kam. Man hatte das Doktorenteam mehrmals ausgetauscht, Chefärzte neu installiert, die Pfleger immer wieder geschult. Aber alles brachte nur eine qualvolle Verzögerung, der Patient erlag letztlich einem Geschwür, welches mehrere Symtome hatte. Zunächst brauchten die Fans mehrere Jahre um zu erkennen, die großartigen Zeiten in Europa sind vorbei, der Klassenerhalt ist jetzt das Höchste der Gefühle. Das hatte man letztlich aktzeptiert, aber die Leitung machte immer wieder Hoffnung aus bessere, glanzvolle Zeiten. Man glaubte gerne den Rezepten und an eine Wunderheilung, man glaubt schließlich gerne, was man hören will.

Jetzt also Liga zwei, geschätzte rund 75 % der Stadionbesucher kennen diese Spielklasse nur vom Hörensagen. Der Rest, RaMü inbegriffen, kann aber keinen Vergleich mehr ziehen, zu groß in der Abstand von geschlagenen 41 Jahren. Es war eine andere Zeit, ein anderer Fussball. Darüber irgendwann in der Sommerpause mehr.

Ich habe gut schreiben, schließlich bin ich in "sicherer Entfernung" zum Ort des Leids. Ich bin nicht dem Geschwätz und Gejohle der Arbeitskollegen, Mitschüler oder anderen Minderheiten ausgesetzt. Nur meiner Frau, denn ich bin im Urlaub, in den USA. Der einzige Kommentar war, "Ond wia gehts jetzt weider? Gesch jetztat nemme so oft nach England?". 

Eine gute Frage.

Als ob ein Abstieg vom VfB Stuttgart was mit einem eventuellen Championsleagueteilnehmer namens Manchster City FC was zu tun hätte? Vielleicht aber doch. Schließlich war genau dieses Vorbereitungsspiel der Anfang vom endgültigen Ende der Roten. Man schwelgte und ich glaube, auf der Königstraße wollte man sogar einen Autokorso starten, so groß war die Zuversicht nach diesem 4:2 über CITY. Wir alle wissen wie die anschließende Schmach entstand. Inzwischen gestehe ich Zorniger sogar einiges wieder zu, seine Erkenntnis war gar nicht so übel. Bei diesen langsamen und unterdurchschnittlichen Abwehrakrobaten muss man den Gegner möglichst weit vom eigenen Tor fernhalten, also Attacke was das Zeug hält. Hätte klappen können, hat aber nicht. JK heißt im Prinzip JFK, nämlich Jürgen Fassungslos Kramny. Er opferte sich, weil der VfB einfach keinen anderen Bändiger dieser untrainierbaren Truppe fand. Ich finde, er hat am wenigsten Schuld. Mit ihm hatten die Roten ihre beste Zeit, zunächst. Danach war er schlichtweg überfordert, von der Vereinsspitze im Regen gelassen. Zunächst schaute man fast unberührt dem Abstieg der "Zweiten" zu, dann schlief man den Schlaf der Teilnahmslosen. Keiner erkannte den Trend, keiner stemmte sich dagegen. Wird schon irgendwie reichen.

Von diesem Chaos wird man sicht nicht so schnell erholen. Bestes Beispiel: Daimler "erweitert" sein Engagment, heißt es vollmundig. Da sponsert man ein paar Hemdchen für die Jugend und dann lässt man sich feiern, sind wir nicht toll? So wird das nichts, mit "the empire strikes back".

RaMü, zur Zeit Bend, Oregon.