... und wenn sie nicht treffen ... !

Hallo Bluebloggs,

" ... und wenn sie nicht treffen, so werden sie getroffen. Und so geschah es, dass die niedlichen Schaafe aus dem Lande Lower Saxony wie aus dem heiteren Himmel in Südland gewannen und wieder an ihre Rettung glaubten ...". Oma schlug das Märchenbuch zu und derweil hüpften die Spieler aus dem erdverwachsenen Niedersachsen freudetaumelnd über die grüne Spielwiese und 54.000 Zuschauer schauten ungläubig wie kleinen Hobbits auf das Geschehen.

Der VfB war das Zentrum des deutschen Fussballs, zumindest in der Rückrunde. Die Pressefritzen pilgerten in wahren Heerscharen an den Neckar und JK geriet gar zum Epizentrum der Frage; wie rette ich einen Fußballclub und seinen Vorstand?! Nun hat die Reise in das Universum ein eventuell vorläufiges Ende gefunden und man ist wieder in der Realität angekommen, der Klassenerhalt ist und bleibt das Ziel Nummero eins. Zwischendurch hatte man schon an eine Rückkehr der Rückrundenwundermannschaft geglaubt und am beschaulichen Neckar bereitete man sich schon auf den Kinoblaster "JK-Indie und die Jäger der verlorenen Vorrundenpunkte" vor, die Dreharbeiten sind wohl vorerst eingestellt.

Zum allerersten Mal waren die Roten haushoher Favorit, die Warnungen im Vorfeld der Partie wurden zwar ausgesprochen, aber leider irgendwie nur halbherzig und ohne Überzeugung. Was sollte schon geschehen? Der Gegner tief am Abgrund, geplagt von einer Niederlagenserie von acht Spielen am Stück, ohne Fortüne und zudem noch mit Personalsorgen. Der Gastgeber strotzte vor Selbstvertrauen, die internationalen Startplätze in Reichweite, zwei Abstiegskandidaten zuhause innnerhalb einer Woche, "rollin on".

Das Wetter schien aber zu Beginn zu schön, der VfB war irgendwie im Halbschlaf und so erspielte sich 96 schon in der Anfangsphase drei gute Möglichkeiten, als Wachrüttler wurde dies jedoch nicht empfunden. Die 1:0 Führung durch "Kopfballungeheuer" Timo Werner bestätigte letztlich die angebliche Tatsache, Hannover ist auf dem direkten Weg zum Derby gegen Braunschweig. So frei darf ein Spiel nach einem Freistoß nicht sein, das 1:0 fiel aus dem Nichts und war ein Geschenk. Danach ging das Thema weiter, nur vor der Cannstatter Kurve. Freistoß lang ausgeführt, diesmal durfte sogar Innenverteidiger Schulz ran, 1:1. Ganz vorne spielten die Hausherren ihre Stärken aus, aber an diesem sonnigen Nachmittag wollte einfach nichts mehr gelingen, manche Szenen erinnerten das die Zornigerzeiten, so viel und trotzdem alles nichts. Dass Schulz kurz vor Ende gar zum 1:2 im Nachschuss einnetzen durfte, war der Spieltagwitz der Saison. Der VfB verzeichnete 22 Torschüße und erzwang 18 Ecken; ein Tor war die Ausbeute. 96 genügte zwei Freistöße zu zwei Treffern, na ja, der Name sagt ja auch aus, dass man da schon frei stehen sollte! Oder etwa nicht?

Egal, trotz der Unzulänglichkeiten und der Sorglosigkeit in der Defensive des VfB, dieses Match muss man einfach gewinnen. Aber irgendwie waberten an diesem aufregenden Nachmittag längst vertriebene Geister wieder durch das Stadion, der Geist der ersten Vorrundenspiele und der Glaube an das gute Ende, zumindest aus Sicht der Niedersachsen. Aber da muss das Märchenbuch noch viele Seiten aufbringen, denn so billig wie am Samstag bekommt man keine Punkte mehr, so billig wie in Schwaben.

RaMü