Vorgestern und heute

  Hallo Bloggs,

der Flug ging erst um 15.30 Uhr, also war noch genügend Zeit. Zeit für Tourismus. Zeit für Manchester oder Umgebung. Die Innenstadt gibt bekanntlich nicht viel her, historische Gebäude oder gar Viertel sind selten. Die deutschen Luftangriffe im zweiten Weltkrieg zerstörten große Teile und deshalb sieht man fast durchweg nur Architektur entsprechend zum Beispiel Stuttgart. Aber außerhalb, im sogenannten Greater Mannchester gibt es eine interessante Gegend, diese liegt an den "Quays" und hier gibt es englische Geschichte zu erkunden. Man kann fünf Jahrhunderte auf nur 2 Kilometer erleben und genau das habe ich getan. Das Wetter spielte auch mit, strahlender Sonnenschein bei kalten Temeraturen.

Mit der Tram fährt man Richtung Media City und steigt aber schon an der Haltestelle Exchange Quay aus, man befindet sich an der Waterfront und läuft nur noch 750 Meter und dann ist man aber auch schon da, im 15. Jahrhundert, in England der Tudorzeit. Tudor, Tudor? Richtig, der berühmt berüchtigte Frauenkönigsmörder Heinrich VIII. entstammt aus dieser Linie und eben aus dieser Epoche stammt die Ordsall Hall in Salford bei Manchester. Es muss ein tolles Anwesen gewesen sein, damals in dieser Gegend. Heute ist es schwer vorstellbar, heute sind die Überreste des Herrensitzes in den ehemaligen Hafen und in Wohnviertel eingezwängt.

Seit über 750 Jahren gibt es dieses Anwesen schon und heute befindet es sich im Besitz des Staates. Es ist nur noch ein Drittel des ehemaligen Hauptgebäudes übrig geblieben, abes es ist auch so beeindruckend. Man erkennt verschiedene Baustile und die Wirren der jeweiligen Zeit. Speziell in den letzten beiden Jahrhunderten wechselten die Besitzer häufig. Zu kostspielig war der Unterhalt. Der Eintritt ist frei und natürlich war ich der erste Besucher, alles stürzte sich auf mich. Aber man warnte mich schon mal vor, nachher kommt eine Schulklasse. Tatsächlich, die lärmende Gruppe besetzte alsbald das Gebäude und versammelte sich dann aber zur "Vorstellung" in der "great Hall". Kurzum, es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Immerhin konnte ich in Ruhe den Rest anschauen, aber das Highlight ist doch die "great hall" mit den Schlafgemächern daneben. Pech gehabt. So war mein Aufenthalt im Innern recht kurz, dafür machte ich rundherum einige Schnappschüße.

Vielleicht komm ich mal wieder her, wenn das Wetter wärmer und vielleicht keine Schulklasse da ist. Nur vier Stationen weiter ist man dann mitten im aktuellen Jahrhundert gelandet. Die Endstation Media CITY UK ist eine recht moderne Stadtlandschaft mit Glaspalästen und allem drum und dran. Hier haben die BBC und mehrere Fernsehanstalten ihren Hauptsitz und dementsprechend üppig ist es.

Diese Gegend nennt sich "the quays" und ist Teil des ehemaligen Hafens von Manchester. Dieser Hafen war mal der drittgrößte in England, ist aber um 1970 geschlossen worden. Man ist am Ende des Manchester Ship Canal, welcher im sechzig Kilometer entfernten Liverpool beginnt. Vor rund zwanzig Jahren begann die Neuentwicklung des Geländes. welche bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Egal, hier ist man schon ziemlich weit. Elegante Wohneinheiten, schicke Nachtclubs, weitläufige Shoppingmalls, eindrucksvolle Museen, anspruchsvolle Restaurants; die Bandbreite der Angebote ist durchaus beeindruckend.

Wer in Manchester alles schon gesehen hat, kann den Samstagabend durchaus hier gestalten. Sollte es dann noch an einem schönen Sommersamstagabend sein, nichts Besseres. An meinem Montagmorgen war natürlich wenig los und so war ich ganz gänzlich allein. Also trollte ich mich auf beiden Seiten des Hauptkanales entlang und war mir bewusst, ich bin im "red territory", in der Gegend von Manwho?. Salford gehört ebenso wie Stretford nicht zur Stadt Manchester und ist somit kein Stadtgebiet. Das muss man sich immer wieder merken, denn für die echten "Manchunians" ist das entscheidend, Manchester City ist auf Stadtgebiet, das Stadion von Manwho? nicht. So, das musste mal wieder sein. Trotzdem, die Neuentwicklung des ehemaligen Hafens ist gelungen.

Diese Brücke ist ein kleines Überbleibsel aus der guten, alten Zeit, als Manchester noch reine Industriestadt war. In vielen Köpfen ist das heute noch vorhanden.Man sieht im Kopfkino rauchende Schornsteine, übergroße rote Fabrikhallen und jede Menge Arbeitslose. D0ch alles ist anders. Die Region Manchester ist die drittstärkste Gegend in Sachen Wirtschaftskraft und hat sich gemausert. Zwei Universitäten verleihen zusätzlichen Schwung und überall wird kräftig gebaut. Das ändert wohl auch der Brexit nicht. So latschte ich weiter bis zur Station Harbour City und fuhr dann weiter Cornbrook. Hier stieg ich auf die nagelneue Strecke zum Airport um.

Touritipps:

  • Wer den ganzen Tag in Manchester und Umgebung unterwegs sein will, ist mit einer Tageskarte am besten versorgt. Dafür gibt es verschiedene Preise. Wer nur mit der Tram fährt, bezahlt rund 6.-- € pro Erwachsener, gültig ist das Ticket bis zum nächsten Morgen um 3.00 Uhr. Bestens geeignet für Nachtschwärmer. Weitere Info: tfgm.com
  • Die Gegend der "Quays" ist groß und man sollte sich schon vorher über den Tagesablauf Gedanken machen. Fussballfans mit Kondition besuchen auch das "Old Swamp" / Schimpfwort der ManCITY Supps über das "Old Trafford" von Manchester United. Weitere Info: thequays.org.uk
  • Möchte man in wenig in die Geschichte eintauchen, so besucht doch die Ordsall Hall in Salford. Von der Haltestelle Exchange Quay ist es nur ein knapper Kilometer. Eintritt frei. Weitere Info: visitmanchester.com/things-to-see-and-do/ordsall-hall
  • Übernachtungen in den "Quays" gibt es zur Genüge. Alle bekannten Hotelketten sind vorhanden. Die Fahrzeit von den Piccadilly Gardens aus beträgt rund 23 Minuten, direkt. Alle in Richtung Eccles oder Media City UK. Bevorzugter Stopp ist dann der Salford Quay. Hier gibt drei Angebote: Holiday Inn Express, Ibis und Travelodge. Weitere Hotel in Laufweite. 

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