Sieg verpasst
 
Hallo Bloggs. Am Samstag war für die allermeisten VfB-Fans Blut lecken angesagt. Die unerwartet hohe Klatsche in Sachsen musste zunächst mal verdaut werden und das braucht seine Zeit. Also ich habe den Samstag dann kurzentschlossen dazu benutzt, mich in eine Kurztherapie zu begeben. Ich bin nach Aalen. Regionalliga Südwest, gegen Hessen Kassel.
Bei der Ankunft war ich überrascht, es wird gebaut. Leider nicht im Stadion, sondern nur nahe am Stadion. Sieht aber fast so aus.
 
 
Wer die Liga und den VfR Aalen kennt, wäre auch hochgradig überrascht gewesen. Denn, es gibt überhaupt keinen Grund zu bauen oder gar zu übertriebenen Optimismus. Letzte Saison aufgrund von Punktabzügen im Abstiegskampf, anhaltende Finanzprobleme, da wird man äußerst bescheiden. Bescheiden war auch der Zuschauerzuspruch. 1310 Zuschauer. Vor rund zehn Jahren war die Hütte noch öfters ausverkauft, damals in der zweiten Liga. Gegen Düsseldorf und Dresden drängten sich die Zuschauer auf den Rängen, und heute? Heute ist man um jeden Besucher froh, zumal der große Fussball jetzt im nahen Heidenheim gastiert, Bundesliga. Um 14.00 Uhr Regionalliga, um 15.30 Uhr erste Bundesliga fünfundzwanzig Kilometer weiter. Die Rangordnung auf der Ostalb ist für Jahre zementiert.
Dementsprechend sieht es halt aus. Überall eine gewisse Leere, zwangsläufig. 
 
 
Also da müsste schon ein Scheich oder so einfliegen, wenn man das überhaupt wollte. Und so dürfte die nackte Wahrheit wohl in der nahen und mittleren Zukunft aussehen. Spiele gegen Schott Mainz oder SG Barockstadt Fulda-Lehnerz locken keine Zuschauer. Natürlich gibt es auch bekanntere Gesichter. Man nehme nur die Offenbacher Kickers, FSV Frankfurt, Stuttgarter Kickers, vielleicht noch den FC Homburg. Der VfB Stuttgart, FSV Mainz 05, Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim gehören auch dazu, aber eben nur deren zweite Mannschaft.
Manche Zeitgenossen meinen, es ist ein Wunder, dass es den VfR Aalen überhaupt noch gibt. Kann ich nicht beurteilen.
 
Auf jeden Fall geben die Jungs Gas. Also das muss man der Truppe lassen, man versucht volles Tempo zu gehen und bietet ehrlichen Fussball an. Manchmal etwas zu ruppig, dafür gradlinig. Offenes Visier, nicht der schlechteste Versuch, mehr Zuschauer zu gewinnen. Nach zwei Minuten klatschte das Leder schon mal an die Querlatte, Kassel probte die Überraschung. Der VfR Aalen überzeugte durchaus, lediglich im Abschluß fehlte die letzte Konsequenz, Fussballfreunde nennen es offen auch Biss oder Durchschlagskraft. Und so musste ein Elfmeter her, 1:0 für Aalen durch Kindsvater. Durchaus verdient, aber Kassel antwortete relativ schnell, einen Steckpass verwertete Zografikas zum 1:1. Damit war gleichzeitig auch der Pausenstand erreicht und danach wurde es deutlich rustikaler. Intensive Zweikämpfe, oftmals fast an der Grenze des Erlaubten, die gelben Karten häuften sich. Insgesamt gab es zehn. Aalen wirkte unermüdlich, fast wie besessen. Kassel hatte mehr als Glück die Drangphase von fast einer halben Stunde ohne weiteren Gegentreffer zu überstehen, der Führungstreffer hing förmlich in der Luft. Aber fiel einfach nicht. So in der Schlußviertelstunde beruhigte sich die Partie wieder, Aalen war erschöpft. Kassel war wieder im Rennen und hätte fast noch den Siegtreffer markiert. Aber letztlich blieb es beim etwas schmeichelhaften Unentschieden, für die Hessen ein Gewinn.
 
 
Aalen hat mit dieser Punkteteilung den Anschluß an Tabellenführer VfB Stuttgart II verpasst und Kassel ist nunmehr im Mittelfeld der Tabelle angekommen. Auf jeden Fall war es eine Werbung für den Fussball der Regionalliga. Schnell, intensiv, ohne Pause. Immer schön rauf und runter, so wie wir das lieben. Vielleicht kommen in Zukunft ein paar Zuschauer mehr nach Aalen, trotz der Bundesliga ein paar Kilometer weiter.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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