For club and country

  Hallo Bloggs,

die Engländer sind sehr an der eigenen Geschichte interessiert. Während in den deutschen Landen dieses Thema immer mehr an den Rand gedrängt wird, erlebt das Vereinigte Königreich eine Wiederbelebung. So auch im Jahre 2018, dem hundertjährigen Ende des ersten Weltkrieges. In Deutschland ist dieser erste Weltkrieg kaum in Erinnerung, auf der Insel scheint man aber den "great war" nicht zu vergessen. Daran erinnern in jedem Jahr die zahllosen verkauften "Poppys", diese stilisierten Klatschmohnblüten, welche in den damaligen Schlachtfeldern in Flandern blühten. 

Dass ein belastbarer junger Mann die Grundvoraussetzung für ein brauchbaren Soldaten ist, dürfte jedem klar sein. Die Grundlage bildet der Sport, am besten ein Mannschaftssport. Hier kommt der Sieg zumeist über Teamgeist und die Einhaltung bestimmter Taktiken zustande. Das ist überall so.

1915 brauchte das englische Heer dringend Ersatz für die Front. Die Linien waren ausgeblutet und dünn. Da kam irgendein findiger und patriotischer Sportsgeist auf die Idee, wir gründen ein "Football Battailion"! Der Spielbetrieb lief in der Heimat fast wie gewohnt weiter, nur die Zuschauerzahlen sanken um rund ein Drittel. Die professionellen Fussballer sollten ein Beitrag zum Sieg leisten. Und so ging es los, man mobilisierte und rekrutierte. Man erreichte mit den damaligen Mitteln unglaublich viel, speziell und natürlich in den unteren Ligen meldeten sich ganze Mannschaften. Aber auch die Profiligen leisteten ihren Teil, man warb und die Spieler meldeten sich, kreuz und quer durch das Land.

Die Aufstellung erfolgte nach normalen militärischen Regeln, mit einem Zusatz. Selbst im Einsatz sollte irgendwie möglichst oft Fussball gespielt werden. Hier versuchte man trotz, oder gerade wegen dem Grauen des Stellungskrieges die Moral unter den Fussballern hoch zu halten. Man organisierte im Hinterland Kleinfeldturniere, vergab Titel auf Divisionsebene und putschte die Heimat mit Berichten über "ihre" Jungs im Felde.

Oftmals gab es auch an der Front unglaubliche Aktionen. So wird berichtet, dass ein Kompaniechef vor einem Sturmangriff einen Ball in die Stellung brachte und ein Freistoßspezialist das Leder in Richtung der deutschen Linie schoß und die Einheit dann dem Ball "nachjagte". Der "Finder" des Balles bekam eine Belohnung, sofern er den Angriff überlebte. Man versuchte immer wieder, den Fussball in das Grauen zu intergrieren und als Aufputschmittel zu mißbrauchen. So wurden Bunker nach Stadien benannt, Schützengraben nach Vereinen oder bekannten Spielern und Einheiten erhielten diesselben Beinamen wie die von bekannten Clubs. Die Fussballresultate aus England waren ebenso wichtig wie die normale Post aus der Heimat.

In der Heimat würdigte man die Fussballprofis an der Front und dementsprechend war die Verehrung schließlich nach dem erfolgreichen Kriegsende. Ein Beispiel von Manchester City, der Profi Ted Hanney meldete sich 1915, wurde verwundet und anschließend nach mehreren Operationen aus dem aktiven Kriegsdienst entlassen. Nach dem Krieg setzte er seine Karriere fort und absolvierte noch insgesamt 80 Spiele bei verschiedenen Clubs. Er war kein Star, er war schon vorher kaum in der Startelf, aber er kam davon und überlebte. Von den rund 4.500 Soldaten des "Football Battailion" gelang rund 900 dies nicht. Die gesamte Geschichte des Ted Hanney hier: www.footballandthefirstworldwar.org/ted-hanney

Wie schon erwähnt, England erinnert und mahnt gerne. So gibt es Liverpool ein Denkmal, welches auch an die denkwürdigen Verbrüderungen in der ersten Kriegsweihnacht erinnert. Möge dies alles der heutigen Generation erspart bleiben.

Keep the faith.

RaMü