Zwischendurch mal VfB
Hallo Bloggs,
für diese eine Post unterbreche ich meine kleine Serie "Und wie ging es weiter?", denn schließlich ist das Thema brandaktuell. Rund zwei Wochen sind seit dem zweiten Abstieg in nur drei Jahren vergangen und es immer noch ein dumpfes Unbehagen in Magen und im Kopf zu spüren. Der Schock vor nunmehr drei Jahren war irgendwie heftiger, unbekannter, derber. Damals aber machte sich nach einer Woche ein trotziges "jetzt erst recht" breit und man nahm die Situation an. Die damals schnelle Verpflichtung von Terrode befeuerte eine sofortige Hochstimmung, welche die Fans aus dem Stimmungstief hob. Und heute? Der Zorn steckt immer noch tief, tiefer als die Herren der Vorstandsetage je empfinden werden. Denn das sind Technokraten, Vollprofis und Zahlenmenschen. Mehr nicht. Ohne jede Regung und Gefühl für Fussball und den Anhang.
Da wirkt das Anschreiben von Hitz schon etwas naiv, fehentlich und irgendwie reichlich distanziert von der Entscheidungsriege um unseren tollen Vorstand Dietrich. Denn dieser Mann ist der Mann vom Daimler und das wird ja auch bestätigt. Und deshalb sind die Rufe "Dietrich raus" umsonst, vergeudete Energie und verwendete Kraft. Denn es müsste heißen: "Daimler raus". Jetzt sagen alle, jetzt dreht RaMü durch. Ich behaupte das Gegenteil. Ich spinne mal was zusammen:
Daimler, Headquarter, vor ein paar Jahren: Man schaut bedenklich rüber zum benachbarten Stadion des benachbarten Bundesligisten. Eigentlich ist alles in Ordnung, im Schwabenland. Jeder ist stolz auf den globalen Autobauer, dessen Produkte weltberühmt sind und Premiumklasse darstellen. Die allermeisten Angestellten und Arbeiter gehen zum VfB und fast alle sind zufrieden. Aber dennoch Unruhe. Irgendwie macht sich aber das ungewisse Gefühl breit, vielleicht könnte da eines Tages Porsche Arena oder, worst case, gar Toyota Arena stehen. Die Roten laufen im Outfit von Daihatsu auf und das nur ein paar Meter vom Stern entfernt, unmöglich. Da muss ein Masterplan her.
Man installiere einen geeigneten Mann für die Operation "verdeckte Übernahme". Der muss skrupellos sein, Urschwabe und keinerlei Bedenken im Umgang mit Medien und der Wahrheit. Dann kommt die größte Hürde, dieser Mann muss mit prallvoller Unterstützung die Naiven und reine Fussballfans überrumpeln, dass die Ausgliederung die einzige Möglichkeit ist, den Sprung an die Spitze zu ermöglichen. O.k., der Abstieg war lästig, aber letztlich dann doch die unerwartete Wende, denn die freudetrunkenen Aufstiegsmitglieder stimmten letztlich zwar nicht überwaltigend, aber doch immerhin für das Ende des seitherigen, bekannten Vereins. Es lebe die Zukunft, und die gehört uns.
Nun sind wir wieder aufgeschlagen, in der Knochenmühle der zweiten Liga. Wir haben Auswärtsspiele wie in Dresden, Kiel und Fürth vor der Brust und in der Vorstandsetage rührt sich nichts. Ein bisschen Betroffenheit, geheuchelt und pflichtbewußt, der dumme VfB-Fan kommt schon noch, ihr werdet sehen. Und das glaube ich nicht. Denn diesmal ist es anders. Es wird immer mehr über einen Stadionboykott diskutiert und das ist vollkommen richtig. Denn erst leere Sitze zeigen das Eldend auf, keine "Dietrich raus" Rufe und ein paar Banner und Plakate. Erst wenn es heißt, "Daimler raus" wird man auf dem hohen Roß nervös, denn der Begriff Daimler steht dann im schlechten Licht der Öffentlichkeit, nicht irgendein Nachname. Dann wird man reagieren, erst dann. Der Konzern hat den Club für einen Appel und ein Ei quasi übernommen und keiner hats gemerkt. Das Sagen hat der Daimler und Dietrich ist nur vorgespannt, wechselt man nur das Zugpferd ist man auf dem falschen Weg. Man muss den Kutscher wechseln, mitsamt der Kutsche. Das Zugpferd gehorcht immer nur dem Lenker und nicht umgekehrt. Daher Stadionboykott und "Daimler raus" vor dem Stadion. Sollen die mal drinnen vor nur 20.000 Leutchen kicken, das TV zeigt massenweise leere Plätze, das zieht. Sind wir bereit?
Keep the faith
RaMü