Ticketschwarzmarkt beim VfB.

Hallo Bluebloggs,

diesmal geht es wieder um die Roten, ja um die Roten von Stuttgart. Dabei geht es um eine gaaanz dunkle Angelegenheit, um den sogenannten Schwarzmarkt von Tickets. Da hat man mit Saisonbeginn mal ein ausverkauftes Haus, alles freut sich, man gewinnt und dann der Ärger wegen den Eintrittskarten. Man sieht sich genötigt einzuschreiten.

Wir sind im Jahr 1977, der VfB Stuttgart ist wieder in der Bundesliga und wir sind im fünften Heimspiel gegen den MSV Duisburg:

Im Heimspiel davor empfing man mit Borussia Mönchengladbach den amtierenden deutschen Meister und gewann glatt mit 2:0. Davor holte man in Berlin mit einem 1:1 den ersten Auswärtspunkt und verbuchte somit 3:1 Punkte in Serie. Es sollte der Beginn einer Siegesserie werden, welche den damaligen Aufsteiger VfB auf Platz vier in der Endabrechnung hievte. Eigentlich alles in Butter, sollte man meinen. Aber es krachte und knisterte gewaltig im Wasengebälk, der Schwarzmarkt sollte nun rigeros bekämpft werden, der Unsinn mit den Trikots unterbunden und der Präsident ging gar über das STADION AKTUELL zur verbalen Attacke über. Es waren aufregende Zeiten, damals schon. Ich habe diese Ausgabe in meiner tonnenschweren Sammlung gefunden, geschmökert und gegrinst. Machen wir eine Zeitreise zurück in die glückselige Saison 1977/78, als man endlich zwei quälend lange Jahre in der zweiten Liga Süd schon hinter sich gebracht hatte:

Teil eins widmet sich, entsprechend der schwäbischen Mentalität, dem Geld. Der Schwarzmarkt war für Stuttgart fast was Neues, ein ausverkauftes Haus war in diesen Jahrzehnten äußerst selten. Damals standen dann ernste Männer mit hochgeschlagenem Kragen an der Straße und fragte leise: "Wolle Karte kaufe?". Das Wort Ticket kannte man nur aus dem Englischunterricht oder gar von den Reisen auf die Insel. Die Eintrittskarte musste im Prinzip noch persönlich erworben werden, online war noch in ferner Zukunft. Aber es gab natürlich bei Spitzenbegegnungen schon die Einschränkung, man konnte höchstens zwei oder gar vier Karten kaufen. Anscheinend war die materielle Not in der Schwabenmetropole so groß, daß der Schwarzmarkt blühte. Der damalige Geschäftsführer Ulrich Schäfer, kämpfte im Stadionblättle gegen dieses Verbrechen an der Fussballmenschlichkeit an. Hier der Generalangriff:

Um dem Ansturm auf die Tickets besser Herr zu werden, erhöhte der VfB die Anzahl der Vorverkaufsstellen. Man vergrößerte das Einzugsgebiet und stieß dabei im wahrsten Sinne an die Grenzen, sogar im Grenzgebiet um Pforzheim waren die Spiele des VfB urplötzlich attraktiv. Der Sprung war gewaltig, von 9.500 Zuschauer im Februar gegen Schwenningen ( 2. Liga) auf fast 50.000 gegen den MSV Duisburg im Herbst (1. Liga). Die Leute rannten den Roten die Bude ein und man konnte im Vorverkauf ursprünglich das begehrte Papier nur an einem Schalter in der Geschäftsstelle erwerben. Man machte Riesensprünge damals und lernte schnell. Innerhalb einer Spielzeit war fast das gesamte "Ländle" mit einem dichten Netz an Verkaufsstellen überzogen, der Schwarzmarkt wurde doch wesentlich eingeschränkt.

Im nächsten Teil geht es um einen glatten Verstoß gegen die urschwäbische Sparsamkeit, erneut muss Geschäftsführer Ulrich Schäfer tief Luft holen und den einen Trikotsatz verteidigen. Dran bleiben, schwäbische Tradition at it`s best.

RaMü