WIRmachenDRUCK Arena, Großaspach
Hallo Bloggs. Der VfR Aalen spielte die mieseste Saison seit Menschengedenken, zumindest gefühlt. Nach einem sehr guten Start in die abgelaufene Saison kam der Motor ins Stottern, würgte ab und es folgte der Totalcrash. Abstieg in die Oberliga Baden-Württemberg. Im WFV-Pokal dagegen erreichte das Team von der Ostalb das Finale und musste in die WIRmachenDRUCK Arena bei Großaspach reisen. Ausgerechnet die Heimmannschaft ist der Gastgeber. Der Sensationssieg im Halbfinale über den späteren Zweitligaaufsteiger SSV Ulm ermöglichte diese Paarung. Grund genug für ein enges Spiel.
1:4, das klingt nach deutlich. Nach problemlosem Sieg, nach Dominanz, nach klarer Sache. Das war es aber beileibe nicht, der Pokalsieg des VfR Aalen kam unterm Strich etwas glücklich zustande, denn die SG Sonnenhof war vor allem in der ersten Halbzeit das weitaus aktivere Team und da der Dorfklub ja noch um den Aufstieg in die Regionalliga Südwest spielt, ist auch auf dem Papier quasi kein Unterschied mehr festzustellen. 3217 Zuschauer wollten dieses schwäbische Cupfinal sehen, bei herrlichem Fussballwetter. Nach mehreren Halbchancen seitens der Gastgeber aber war es schließlich Aalen, das den Torreigen eröffnete. Kapitän Odabas war es, welcher eine Ecke zum 0:1 veredelte. Die vermeintliche Vorentscheidung folgte gar sofort nach dem Wiederanpfiff. Diakitè verlud seinen Gegenspieler und passte auf Abruscia, 0:2. Nun spielte der VfR Aalen endlich etwas abgeklärter und schaltete in den Verwaltungsmodus. Aber nur für kurze Zeit, Torjäger Salz verkürzte auf 1:2. Jetzt kippte das Spiel und Unsicherheit machte sich beim Regionalligaabsteiger breit. Das Match wurde ruppiger, die Stimmung hitziger und das 2:2 lag förmlich in der Luft. Aber Abschlußschwäche und Glück stand Aalen zur Seite und ein Strafstoß in der 81. Minute bescherte das 1:3. Diakitè war der Torschütze. Eine gelb-rote Karte für Großapachs Mistl zog den Hausherren endgültig den Zahn, das 1:4 durch erneut Abrusia dann der endgültige Sieg.
So ziemlich exakt 10.000 Zuschauer passen die Arena mit dem sperrigen Sponsornamen. Da das Stadiönchen an einem Waldrand liegt entspricht alles so den Vorstellungen, die man von einem selbsternannten Dorfklub hat. Irgendwo, in der ländlichen Idylle Schwabens, versteckt und aber doch reizvoll. Auf jeden Fall ist die Infrastruktur nicht für eine Vollauslastung ausgelegt. Die Parkplatzsituation war selbst bei nur 3.217 Besuchern komplett ein Unding. Aber es war schönes Wetter, da machte auch ein Naturparkplatz und einen kurzer Fußmarsch Freude.
Eines ist sicher, das Stadion liegt in schöner Umgebung, drei Seiten sind von Wald umgeben. Das Polizeiaufgebot hat mich dann doch überrascht, da zumindest die SG Sonnenhof Großaspach über keine nennenswerte und daher unbedingt negativ bekannte Fanszene verfügt. Aalen dagegen kann eben das in Teilen vorweisen, daher die hohe Anzahl der Einsatzkräfte.
Die WIRmachenDRUCK Arena verfügt im Prinzip über nur zwei Haupteingänge. Die Gästefans haben ihren eigen Zutritt, der Rest muss sich hier einreihen. Am Finaltag gab es hier nur zwei Kontrollreihen für die männlichen Fans, das dauerte. Bis zum Anpfiff waren aber alle auf ihren Plätzen.
Auf diesem Bild bekommt man einen guten Eindruck von der Arena. Drei Seiten bilden das klassische Stadion, die Haupttribüne wurde an das Blockhaus vorgebaut. Eigenwillig, aber mit Charme. Es gibt einen durchaus positiven Unterschied zum langweiligen Durchschnittsbau, welches überall gebaut wird. Wer sich darauf einläßt, ist begeistert.
So, jetzt das ganze Ding mal aus der Totalperspektive. Leider war es nur zu einem Drittel gefüllt, daher die vielen leeren Plätze.
Beim Endspiel um den Westfalenpokal zwischen Bielefeld und dem SC Verl waren 21.000 Zuschauer, da ist also noch deutlich Luft nach oben. Aber immerhin sind das zwei Drittligisten und die Arminia Bielefeld hat erst vor kurzem noch Bundesliga gespielt. Kann man nicht unbedingt miteinander vergleichen.
Die Entstehung des 0:1. Ecke, Verlängerung an den langen Pfosten und rein das Ding. Bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich unverdient, aber danach frägt später keiner mehr. Es war gleichzeitig das Halbzeitresultat. Zeit für 'ne Wurst und Bier.
Nach dem 1:3 war es klar, der Pott geht nach Aalen. Befreites Aufatmen auf der Alb, schließlich gibt der Betrag von 25,000.-- € für die kommende Oberligasaison mehr Planungssicherheit. Der Gewinn des Endspieles wurde für viele gar als Schicksalsspiel bezeichnet. Da der WFV-Pokalsieger automatisch für den DFB-Pokal qualifiziert ist, hofft man hier auf einen Bundesligisten. Am besten natürlich der VfB Stuttgart, ähnlich wie die TSG Balingen in der diesjährigen ersten Runde. 25,000.- €. Dafür steht Messi nicht mal auf!
Nach dem Spiel gab es die obligatorische Pokalübergabe. Da war ich etwas enttäuscht, so zwei profesionelle "Raketenwerfer" links und rechts hätte ich mir schon erhofft. Vielleicht bin ich auch zu verwöhnt. Danach erwartete ich das gemeinsame Abfeuern mit den Fans, so als versönlicher Abschluß einer verkackten Saison. Aber die Sache blieb seltsam distanziert.
Nur Aalens Trainer Petar Kosturkov machte sich mit dem Pott auf den Weg zu den Fans. Diese bekamen die Trophäe auch prompt persönlich überreicht und deren Capo durfte höchstpersönlich das schwere Ding in die Höhe halten. War eine faire Gestze und vielleicht der erste Schritt zur Versöhnung zwischen der aktiven Fanszene und dem Team. Auch danach blieb der Abstand gewahrt. Da wurde es mir zu bunt und ich ging. Erst später habe ich gehört, dass da noch ein Banner ausgerollt wurde: Danke ihr Versager. Junge, Junge, da sind ein paar ganz schön sauer.
Für mich persönlich "Man of the match": Ibrahima Diakotè. Immer anspielbar, pfeilschnell, ein Tor vorbereitet und den Elfer gemacht. Der Rest des Tages war allerdings zum Vergessen. ManCity verliert etwas überraschend das Manchesterderby im FA-Cup gegen ManU und die Rangers mussten Celtic ebenfalls den Vortritt lassen. Fussball ist eben kein Wunschkonzert.
Keep the faith.
RaMü
Nächste Post: Zittern um die Lizenz