Nachts in Stuttgart

  Hallo Bloggs,

an diesem Thema kam niemand vorbei, das Thema Großkreutz war der Aufreger in der Stadt, im Verein und im Netz. Es wurde erregt debattiert, geflucht, verurteilt und Recht gesprochen. Die Palette reichte von unschuldig bis "hängt ihn". Der "Fisch" war unachtsam und verfing sich im Fangnetz von Fassungslosigkeit, Ignoranz und Schuldbewußtsein. Der tränenreiche Abschluß beendete das Kapitel des Kevin Großkreutz beim VfB Stuttgart und eröffnete dem ehemaligen Roten die Möglichkeit, woanders neu zu beginnen. Was allerdings schwer werden dürfte, dazu ist die Liste der Verfehlungen zu lang.

Im Grunde ist die "Causa" Großkreutz eine tragische Angelegenheit, der Fan in der Kurve verliert vorerst einen seiner letzten Vertreter. Was früher für die USA galt, vom Tellerwäscher zum Millionär, war der "Fisch" für die Fans. Vom Supporter zum Profi, zu Beginn gar beim gleichen Verein, welche eine Story. Im Grunde genommen blieb Kevin sich treu, im tiefsten Innern blieb er der Junge der Kurve, er transportierte beim BvB sein Fandenken in die Umkleidekabine des Westfalenstadions und impfte den internationalen Neuzugängen sogleich das wichtigste Wort ein; DERBYSIEG. Der sprach denselben Slang wie die Südtribüne und benahm sich auch innerhalb seiner Spielerkarriere noch so, wild und manchmal ohne an die Folgen zu denklen. Viele lästerten nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft über den Champion ohne Einsatzminuten, aber schon die Nominierung in den Kader waren ein Erfolg. Etliche Situationen überstand der Spieler Großkreutz nur, weil er eben beim BvB unter Vertrag stand. Aber diese Rückendeckung ging mit dem Abgang von Kloppo vollends baden, obwohl sich seine Demontage schon vorher abgezeichnet hatte. Nach dem Türkeimißgeschick wurde Großkreutz wieder in Deutschland glücklich, der VfB und seine Anhänger empfingen das "Mentalitätsmonster" mit offenen Armen. Er sollte das Team im Abstiegskampf pushen, was letztlich nicht gelang. Was aber nicht an dem kantigen und offenen Westfalen lag, es war eine Kombination von allem.

Das sofortige Bekenntnis zum VfB nach dem Abstieg steigerte seine Popularität und auch die durchschnittlichen Leistungen schmälerten die Begeisterung für den zweifachen Vater nicht. Nun ist es also geschehen, Kevin Großkreutz hat den VfB verlassen müssen. Die Sachlage war klar, ein Profi hat mehrfach gegen gültige Regeln verstoßen und dabei auch noch weitere Bereiche seines Arbeitgebers beschädigt, das Verstricken von Jugendspielern des VfB wirft weitere Fragen auf.

Mit persönlich tut die Sache leid, menschlich gesehen. Für mich war der "Fisch" ein Nachfolger von Mario Basler. Ehrlich, unbequem und voller Stolz. Einer von uns, zumindest sehen wir uns ja so. Ob das stimmt oder nicht. Ich glaube, wäre es nur beim Nachtausflug mit der Auseinandersetzung geblieben, wäre er nur "mit einem blauen Auge"  davon gekommen. Sorry, der Vergleich musste sein. Aber daß Jugendspieler des VfB Stuttgart in irgendeiner Form und Weise beteiligt waren, machte die Sache unverzeihlich. Keiner kennt den tatsächlichen Tathergang, aber der "Anfangsverdacht" sprach klar gegen den Profi Großkreutz.

Der VfB musste so handeln. Man hat zum Teil blutjunge Spieler im Kader, da muß man Flagge zeigen und darf nicht wankelmütig sein. Es war die erste Bewährungsprobe für das neue Gesamtteam, also für den "Präse", Sportchef und Trainer. Zum Schluß entschied vermutlich der Boss, schließlich sind die beiden anderen Genannten "nur" Angestellte des Vereins. Es wurde eine "rote Linie" klar überschritten, es musste so gehandelt werden.

Und so träume ich mal. Der VfB schteiggd uff, d`r Kevin kommt in die Kabine und feiert mit. Anschließend bekommt Herr Großkreutz einen neuen Vertrag, stark leistungsbezogen. Schwamm drüber, auf ein Neues in der ersten Bundesliga. "... und wer frei ist von Schuld, werfe den ersten Stein" ... steht schon in der Bibel.

Keep the faith, Kopf hoch Kevin.

RaMü