Sieg bei den Hoppstern

  Hallo Bloggs,
selten ist der Umbau beim VfR Aalen so brutal gewesen wie in diesem Sommer. Und das will was heißen. Der stetig klamme Club von der Ostalb war schon in den vergangenen Jahren ein wahrer Überlebenskünstler, aber dieser Abstieg stellte alles in den Schatten. Mit dem bitteren Abstieg in die Regionalliga Südwest beendete der VfR seine insgesamt neun Jahre lange Zugehörigkeit im "bezahlten" Fussball und ist wieder am Ausgangspunkt angelangt. Der zwischenzeitliche Höhepunkt waren drei Spielzeiten in der zweiten Bundesliga, diese Zeiten wird man wohl nur noch unter der Rubrik "good, old times" finden. Der VfR Aalen im Jahre 2019 ist komplett neu, alles und jedermann verabschiedete sich im Sommer, nur zwei Spieler blieben. Torhüter Daniel Bernhardt hat nun zehn Jahre Ostalb auf dem Buckel, er dürfte wohl auch seine Karriere hier ausklingen lassen. Immerhin blieb der Hauptsponsor an Bord und man "kaufte" oder "lieh" sich eine komplett neue Mannschaft zusammen. Spieler aus der Regionalliga und Ersatzspieler von Dritt- und Zweitligisten, sowie eigener Nachwuchs, diese Mischung soll zunächst den Klassenerhalt sichern.
Das erste Match der neuen Saioson führte nach Hoffenheim. Also richtig nach Hoffenheim, nicht nach Sinsheim. Die zweite Mannschaft des Bundesligisten absolviert seine Spiele im Dietmar Hopp Stadion, benannt nach dem Sponsor und Geldgeber des Clubs. Schon allein der Aufstieg der TSG vom A-Ligisten des Jahres 1991 zu einem Champions League Teilnehmer 2018 ist eine eigene Story wert. Es ist ein gutes Beispiel, was mit Geld und einem Plan, etwas Zeit und viel Starsinn alles möglich ist. So etwas ermöglicht nur der Sport in der modernen Zeit. Aber darüber haben sich andere, viel klügere Köpfe schon aufgeregt. Das letzte Pflichtspiel einer ersten Mannschaft der TSG sah man hier in der Saison 2007/08, man stieg damals in die erste Bundesliga auf. Mehrere Jahre zuvor war die ursprüngliche Heimat großzügig ausgebaut worden, im Prinzip hat es nun einen eigenen Charme, wenn nur der Hintergrund des Aufstieges nicht SAP heißen würde. Heute spiele hier die Nachwuchsmannschaften und eben Hoffenheim II ihre Begegnungen, dafür ist es schon wieder zu groß.
Aus den alten Zeiten stammt noch der große Parkplatz unterhalb des Berges am Waldrand, dann geht es zu Fuß rund zehn Minuten gemäßigt nach oben, man erreicht das Stadion quasi von hinten, dem Gästebereich also.
 
 
Dann wird es rustikal, man läuft unterhalb eines Trainingsplatz in Richtung eigentliches Stadion, Ortskundige nehme aber den Weg außenrum und kommen so direkt an der Haupttribüne raus. Ich aber bin zunächst etwas umständlich über die vierstufige Stehplatztribüne rundum gelaufen, egal, es war noch genügend Zeit.
 
 
 
Ich muss leider zugeben, dieser kleine und schnucklige Ground hat mir sehr gefallen. Zwar ist alles im Prinzip noch wie neu, aber die Lage am Waldrand, die kleine Stehtribüne der früheren Heimfans, die angebaute Tortribüne und die Haupttribüne selbst sind dazu angetan, das Stadiönchen zu lieben. Tja, wenn man nur Regionalliga spielen würde und auf "natürlichem" Wege dieses Ziel erreicht hätte. So ist und bleibt es die Heimstätte für den Nachwuchs eines Clubs, welcher zufällig vor Jahrzehnten einen Jugendspieler namens Dietmar Hopp hatte.
 
 
  Zum Spiel: Der VfR Aalen hat mich überrascht, und zwar positiv. Das neue Team spielte eine bärenstarke erste Halbzeit und es war wirklich wie aus einem Guß. Laufstark trotz der Schwüle, kombinations- und treffsicher, nach 26 Minuten führte man durch einen Doppelpack vom Ramaj mit 0:2 Das ganze Team arbeitete in der Defensive und bei Ballbesitz schwärmte alles aus. Trainer Seitz hatte die Vorbereitung wohl richtig gut genutzt, alles sah nach einem vernünftigen Plan aus. In der Halbzeit müssen beim Gastgeber deutliche Worte gefallen sein, Aalen war nun etwas mehr in der Verteidigung, ohne aber ernsthaft in Verlegenheit zu gelangen. Erst ein Traumtor von Tubluk ermöglichte nochmals Spannung. Beide Seiten hatten noch einige klare Chancen, aber aufgrund der überragenden ersten Halbzeit gewann der VfR Aalen verdient das erste Punktspiel der Saison.
 
 
 
  Drumherum: Es waren rund 500 Zuschauer da, davon etwa 200 Fans des VfR Aalen. Stimmung machte nur der Gästeanhang, das Heimhäuflein auf der Stehtribüne hinter dem Tor war wohl nur da, weil in der Bundesligadauerkarte die Heimspiele der "Zwoten" umsonst sind. Lediglich in der zweiten Halbzeit gab es ein paar Chants, dann zog man in der 80. Minute ab. Unmittelbar vor dem Stadion gibt es auch noch einen Parkplatz. Im Stadion selbst ist alles sauber und wie geschleckt. Man merkt doch deutlich, kurz nach der Renovierung zog man in das neue Stadion an der Autobahn in Sinsheim um, hier findet der große Fussball nicht mehr statt. Man kann sich so auf einen gemütlichen Nachmittag einstellen, oben auf dem Dietmar Hopp Stadion, oben am Wald, oben, dort wo der Weg des Kreisligisten bis nach Europa begann.
 
 
 
Keep the faith
RaMü