1872: 2-2-6

Hallo Bluebloggs,

es war die wohl bislang gewagteste Aufstellung im Fussball, der Trainer entschied für ein 2-2-6. Man wurde belohnt und der Wanderers FC schlug die Royal Engineers knapp mit 1:0, was bei dieser offensiven Aufstellung etwas verwundert. Keine Sorge, dieses denkwürdige Match fand schon 1872 statt und zwar in London. Es war das erste FA-Cupendspiel in der Geschichte und somit ist dieser Wettbewerb der älteste Pokalwettbewerb der Welt überhaupt.

Am ersten Novemberwochenende fiel der Startschuß für die Saison 2016/17, zumindest für die erste Hautprunde. Davor gab es bereits schon unzählige Spiele, schließlich kann jeder Club mitmachen. Anmelden, mitspielen, so einfach ist das. Hat man endlich die bis zu sechs Qualirunden überstanden, findet man sich in dieser ersten Runde wieder. Hier kommen dann die Leaguevereine aus der dritten und vierten Liga dazu, am Wochenende um den 3. Dezember ergänzen die Zweitligisten das Teilnehmerfeld. Die "big guns" aus der Premiership greifen letztlich ab 7. Januar in das Geschehen ein.

Das größte Teilnehmerfeld gab es 2011/12, sagenhafte 763 Mannschaften meldeten sich an. Wembley, wir kommen. Auf allen Plätzen der Insel gellte der Schlachtruf, der FA-Cup sorgt nach wie vor für Spannung und gibt den englischen Zuschauern ein Stück echten Fussball zurück. Damals, als alles noch besser, viel besser war.

Der klassenniedrigste Club im heutigen Wettbewerb ist der Westfield FC, etwa deutsche Kreisliga A. Die Jungs aus der Grafschaft Herefordshire empfingen mit Curzon Ashton einen Verein aus dem Großraum Manchester und führten gegen den fünftklassigen Gegner schnell mit 1:0, per Elfmeter. Das Bollwerk hielt bis zur 81. Minute, das 1:1 bedeudete ein Rückspiel am 14. November. Aber man ist nicht allein. Insgesamt gibt es fünfzehn Rückspiele. Bei einem Unentschieden gibt es im FA-Cup keine Verlängerung oder gar Elfmeterschießen. Das Rückspiel findet auf dem Platz des Gegners statt. Sollte es da erneut keinen Sieger geben, kommt es zur Entscheidung vom Punkt aus.

Rund 300 Kilometer (!) legten die über 1000 Fans (!) von Speenymoor Town zurück. Sie erlebten beim Drittligisten MK Dons einen 3:0 Rückstand in den ersten 18 Minuten, leider verpassten die "Geordies" aus dem Großraum Newcastle die "Mutter aller Comebacks", die Treffer von Tait und Armstrong kamen für den Sechsligisten zu spät. Anhand dieser Partie erkennt man eine weitere Besonderheit. Ab der ersten Hauptrunde spielt man landesweit, der Klassenniedrige hat kein automatisches Heimrecht.

Und so zieht der FA-Cup wieder die Massen in den Bann. Höhepunkt ist natürlich dann das Final im Wembley. Dieses Match wird in über 120 Länder übertragen und ist dann der Abschluß eines brutal langen Wettbewerbs. FA-Cup halt.

PS: Nun doch noch ein Highlight. 1895 gewann Aston Villa den Pokal und stellte die Trophäe in einem Schaufensters eines Kaufhauses aus. Über Nacht wurde der Henkelpott geklaut und seitdem bekommt der Sieger nur noch eine Nachbildung. Das Orginal wurde nie mehr gefunden.

Mein FA-Cup auf der Insel:

Macclesfield Town  -  Bolton Wanderers.

Liverpool FC  -  Oldham Athletic.

Manchester City  -  Barnsley

Millwall  -  Blackburn Rovers

Zurück zum ersten Endspiel. 1872 sahen 2.000 Zuschauer auf einem Cricketplatz zu, Tornetze gab es noch nicht. Der Wanderers FC war ein "echter" Verein mit "Ligaerfahrung". Die Royal Engineers dagegen waren eine Armeemannschaft, gebildet  aus Soldaten einer Pioniereinheit / Engineers. Beide Teams gibt es heute noch, der FA-Cup lebt also munter weiter. Damals waren ja noch keine Bilder aus der Bewegung möglich, hier nun eine Zeichnung eines Reporters:

Wer will noch mehr über die Anfänge des FA-Cups erfahren? Einfach hier clicken: www.bbc.com/sport/football/29458784. Viel Spaß !

RaMü