Sänk you for drävelling wiss Deutsche Bahn
 
Hallo Bloggs. Ich weiß ja nicht, ob alle meine Leser das Musical Starlight Express in Bochum kennen. Egal. Auf jeden Fall geht es in diesem rasanten Stück darum, dass verschiedene Züge eine Art Wettrennen veranstalten. O.k., muss man nicht verstehen. Auf jeden Fall rasen dann Darsteller und Sportler auf Rollschuhen durch die Halle und sind als unterschiedliche Bahngesellschaften maskiert. Und da wird dann der ICE vorgestellt. Mit lautem Getöse verkündet der atemlose Sprecher: "und hier der immer pünktliche deutsche ICE". Das Publikum klatscht sich vor Freude auf die Schenkel, gröhlt und kommentiert diese Ansage mit diversen Sprüchen. Fazit: Das war mal, vor vielen, vielen Jahren. Immerhin gibt es ja Starlight Express auch seit 1988 in Deutschland.
Man ist ja schon einiges gewohnt. Als mittelmäßiger Vielfahrer hat man sich mit der Zeit ein dickes Fell zugelegt und erträgt so manches, aber an den Tatsachen kann man sich halt nicht vorbei mogeln. In Deutschland ist jeder vierte Zug unpünktlich. Und was ist unpünktlich? Im europäischen Vorzeigebahnland Schweiz gilt eine Verspätung bis drei Minuten noch als pünktlich, in Deutschland sind fünf Minuten und 59 Sekunden noch o.k. Damit die Statistik besser aussieht, hat der deutsche Schienencarrier schon 2020 erklärt, bei Fernverbindungen mit dem ICE ist eine verspätete Ankunft unter fünfzehn Minuten verkraftbar. Sollte der Anschlußzug mit z.B. nur elf Minuten Umsteigezeit verpasst werden, ist das nicht unser Problem.
Auf jeden Fall ist die deutsche Bahn schon lange kein Vorzeigeunternehmen mehr. Da man im Prinzip bundesweit konkurrenzlos ist, spürt man auch keinen überaus enormen Druck, das zu ändern. Man hat ja ein paar Glitzerbahnhöfe wie vielleicht bald in Stuttgart, aber drumherum?
Auf jeden Fall wurde ich bei unserer Zugreise nach Bielefeld und zurück mit 23 Meldeänderungen bombardiert. Selbst schuld, muß ich auch diese Strecken Navigator App installieren. Zugleich ist es aber auch eine Dokumentation, was schief läuft. Niemand ist perfekt, aber wenn Ausfälle zur Routine werden, wird es eng. Wer sich auf die Bahn als Zubringer zum Flughafen Frankfurt verläßt, geht ein gewisses Risiko ein. Ein zusätzlicher Bahnpuffer von mindestends einer Stunde beruhigt auf jeden Fall. Muss das sein?
So kamen wir in Bielfeld mit einer Verspätung von 85 Minuten an, es reichte noch. Mit dem Anpfiff waren wir auf dem Platz. So gemütlich noch ne' "Mantaplatte" mit Bier vor dem Kick, war nich. Auf der Rückfahrt war es ein ständiges hin und her, schaffen wir den Umstieg in Köln? Ganz zum Schluß erwischte es uns auf den "letzten Metern". Aufgrund von  Verzögerungen verpassten wir den letzten "Schnarcher" in meine Heimatgemeinde und durften ein Taxi nehmen. 22.20 € für 6 Kilometer.
Was war trotzdem gut? Es waren fast überall neue Wägen. Wenn es mal rollt, ist eine Reisehöchstgeschwindigkeit von 297 km/h nicht zu toppen. So zumindest die Anzeige. Reisen mit der Bahn ist deutlich entspannter, wenn es klappt. Und im Moment leistet man ja auch einen Beitrag zur "Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland" !!! Schließlich verbrauchen wir keinen Sprit und finanzieren so den Ukrainekrieg eines Despoten. Jeder Bahnfahrer wird so zum Patrioten. Jetzt übertreib ich aber, ich weiß.
 
 
Ursprünglich 13.18 Uhr, in der Bahnrealität dann 14.43 Uhr.
 
Keep the faith.
RaMü
 
Nächste Post:  Es wird eng