
Ruhrstadion, Bochum. Samstag, 05. April 2025.
Hallo Bloggs. "Anne Castropper". Das ist Ruhrpott live, die Stadionhymne mit dem Satz "keine Schönheit, vor Arbeit grau" war das Lebensgefühl von Generationen, wenn es auch heute nicht mehr zutrifft. Das Stadion ist "melting Pott" pur und immer schwer zu bespielen. Da sind Basics gefragt und kein Schickimicki. Man ist also gewarnt, nur hat das der VfB auch verinnerlicht?
Nach der mehr als verdienten Niederlage in Frankfurt kann man sich die Champions League endgültig abschreiben. Spötter behaupten gar, jetzt brauchen wir erst mal einen Dreier zum sicheren Klassenerhalt. Das ist zwar übertrieben, verdeutlicht aber die Gefühlslage im Kessel von Stuttgart. Ich hab gar keine Erwartungen mehr, ich schaue mir das Ganze einfach mal an.

"Bochum, ich häng an dir, Glück auf Bochum". Dieses 4630 Bochum ist eines der bekanntesten Stadionhymnen in Deutschland, ist es schließlich ausschließlich für diese Stadt geschrieben. Andere Vereine haben einfach diverse Hits gekapert, auch ganz nett. Aber es fehlt die emotionale Verbindung. Die ist hier im Westen ohne Zweifel sehr gut vorhanden, deshalb sind Spiele "anne Castroper" eigentlich immer brutal schwer. Leidenschaft und Zusammenhalt sind der Kitt im Abstiegskampf, aber das war dem VfL Bochum irgendwie zumindest an diesem sponnigen Nachmittag abhanden gekommen.
Gast VfB Stuttgart kam zwar mit dem Pokalerfolg über die "Dosen" in den Westen, dafür aber mit jede Menge Aufstellungssorgen. Insgesamt fünf Neulinge in der Startelf, dafür Millot und Leweling z.B. auf der Bank. Trainer Hoeneß wagte viel und gewann alles. Nicht nur die drei Punkte sorgten für freudige Gesichter, auch die Art und Weise des Auftritts. Man könnte fast sagen, "23/24" is back.


Das Ruhrstadion in Bochum ist das älteste Stadion in Deutschland, welches bislang im eigentlichen Bereich keine Umbaumaßnahmen über sich ergeben hat lassen müssen. In meiner Jugend war der Bau eine Sensation; ohne die lästige Tartanbahn und dann noch komplett überdacht. Unglaublich. Heute ist es speziell für die jüngere Generation eine Augenweide, schließlich ist die Lage des Grounds so etwas wie ein praktisches Beispiel, wie britische Stadionkultur mal früher ausgesehen hatte. Früher.

Natürlich gab es dann doch mehrere Veränderungen, aber es wurde schlichtweg drangehängt. Die Haupttribüne wurde nach hinten vergrößert und der gesamte Geschätsstellenbereich mit allem Drumherum untergebracht. Alles überdacht, ein gelungenes Beispiel für eine Erweiterung. Zusätzlich gilt es als öffentliche Allee für die VfL-Legenden. Also da kann sich unser VfB ein Vorbild daran nehmen.

Gästestehblock E1 ganz oben, direkt neben dem Zaun. So sieht es halt aus, ist aber nicht schlimm, man gewöhnt sich schnell daran.

Das Stadion wie immer ausverkauft. An Tickets in Bochum zu kommen ist echt schwer, ohne Beziehungen geht für Neutrale oder Seltenbesucher fast nichts. Daran wird auch ein eventueller Abstieg nichts ändern.

Zum Spiel: Es war ein glatter 0:4 Auswärtssieg und ein fast perfekter Auftritt. Alle Vorgaben wurden diesmal umgesetzt und mancher Zeitgenosse wird jetzt rumeiern; war ja nur der Vorletzte. Aber in der momentanen Situation war es ein beeindruckender Auftritt. Bochum wirkte förmlich überrumpelt; nach elf Minuten war fast schon der Stecker gezogen. Nach dem Treffern von Chabot und Demirovic fiel die Stimmung im Ruhrstadion förmlich zusammen. Es gab kaum eine Schwäche, Bochum tat sich unglaublich schwer mit der auch kämpferisch vorbildlichen Einstellung des VfB.

Die Stimmung war klar rot. Kein Wunder, Bochum wird zeitweise förmlich vorgeführt und das 0:3 unmittelbar nach Wiederanpfiff durch erneut Demirovic dann schon die vorzeitige Entscheidung. Der Pokalfinalist gab nun ein bisschen Platz her, verteidigte etwas tiefer, ohne aber ernsthaft in Verlegenheit zu geraten. Der einzige Treffer der Gastgeber wurde nicht anerkannt, jeder Zuschauer sah das Foulspiel an Nübel. Dass dann Demirovic noch einen Hattrick verbuchte, verdeutlich die ansteigende Form des lange mißverstandenen Stürmers. Da wird es für Undav schwer, wieder ein Startspieler zu werden. Für mich persönlich aber war Kapitän Karazor mein Man of the match. Endlich vorblidlich in Körpersprache und Tun, er grätschte, köpfte und hielt den Laden zusammen, dazu noch zwei Vorlagen. Bisher beste Leistung in dieser Saison. Das gesamte Team verdiente gute Noten und holte sich nach dem Abpfiff den verdienten Jubelgesang vor dem ausverkauften Gästeblock ab.


Zum Abschluß. Ich hoffe, dass Bochum drinbleibt. Bochum ist und bleibt ehrlich und ist nicht so abgehoben wie der blaue, zwischenzeitlich abgestürzte Überflieger im Norden und dem schwatz-gelbe Möchtegernriesen im Westen der Stadtgrenzen. "Glück auf, Bochum. Bist einfach zu bescheiden".
Keep the faith.
RaMü.
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