Im Babywickelraum !

Wenn eine äußerst mittelmäßige Bundesligamannschaft auch noch einen schlechten Abend erwischt, kann eigentlich die ganze Angelegenheit nur mit einem Debakel enden. Zumal der Gegner Tabellenfünfter in der Serie A ist, und Lazio Rom heißt. Zwar ist dieser Verein ohne Zweifel kein AC, Inter oder Juve, aber für den VfB Stuttgart hat es locker und ohne große Anstrengung gereicht. Der letzte deutsche Vertreter in der Euroleague steht vor dem fast sicheren Aus und in der Schwabenmetropole braut sich etwas zusammen. Die Wolken verdüstern sich zusehends, man wartet sehnsüchtig auf eine Besserung. Leider ist das mit diesem Team nicht möglich, den Zuschauern dämmert langsam aber sicher, daß es vorest keine rauschenden Fußballfeste geben wird. Die Zuschauer beginnen zu murren und zu "bruddeln", und das völlig zurecht. Wenn die Cannstatter Kurve fast vollkommen ausverkauft ist, haben gefälligst alle Kioske geöffnet zu sein. Ich machte mich nach dem verdienten O:1 Rückstand zur Pause auf die Suche nach einem WC und etwas Essbarem. Die Suche begann auf der Ebene unter dem Block 41, die Schlange an den Esständen erinnerte an die DDR-Zeiten, als es dort gelegentlich mal Südfrüchte gab. Es ist schon bitter, vor den geschlosenen Rollos der Kioske zu stehen, und die Menge vor dem einzigen freien Stand zu beobachten. Wie gesagt, auch das andere "Geschäft" musste noch erledigt werden. Lange Schlangen kenne ich eigentlich nur vor dem Frauen-WC, aber diesmal ..... ! Vermutlich mussten die wackeren Recken so oft pinkeln, weil bei internationalen Spielen kein ordentliches Bier ausgeschenkt wird, sondern "Ersatzstoff". Dafür kann der VfB aber nichts dafür, Vorschrift ist bekanntlich Vorschrift. Also noch ne`Etage runter. Hier dasselbe Bild, Schlangen überall. Langsam drängte die Zeit, das Säcklein drückte und der Drang geriet zur Qual, da die Erlösung. Eigentlich machte ich es nur anderen nach, ich wunderte mich schon über die vielen jungen Männer, welche aus dem Babywickelraum kamen. Ohne Babys! Not machr bekanntlich erfinderisch und die Reinigungskräfte dürften sich schwer über die hohe Frequentierung des Babywickelraumes gewundert haben!                  Also jetzt was zu essen. Zehn Minuten in der zweiten Halbzeit waren gespielt, als ich endlich dran war. "Nein, Fleischkäsweckle sind weg, aber Currywurst gibt es noch!". Na ja, das Ding sieht schlimmer aus als der Namensvetter bei McDonalds, aber besser als die Bradwoorscht in Genk. Das Brötchen war eine Zumutung, hart und knochentrocken. Ein Becher Wasser kostet stolze drei Euro, was zahlt man nicht alles für die Gesundheit. Überall machte sich Unmut breit, der Frust ist gewaltig auf dem Vormarsch im Stuttgarter Osten. Im Talkessel der Landesauptstadt gärt es und der Fußballverein VfB Stuttgart beginnt das Vertrauen seiner treuen und noch zahlreichen Fans zu verlieren, durch schlechten Service auf den Rängen, schlechte Darbietungen auf dem Rasen und letztlich viel zu kleine Babywickelräume.

RaMü