Warum ist ... die Banane krumm?
Hallo Bloggs.
Diese Frage kann und möchte ich nicht beantworten, denn es hat keinerlei Einfluss auf meine Woche. Das Ergebnis von Osnabrück dagegen schon. In mehreren Jahrzehnten hat man ja schon einiges erlebt und kann eine Menge Geschichtchen erzählen, aber die letzten Wochen machen dann schon sprachlos. Stand heute, hier und jetzt: Wir steigen nicht auf. Meine Meinung.
Ich lasse mich gerne belehren und beschimpfen, liege gerne mit meiner Prognose daneben. Schon im Sommer war ich krasser Außenseiter, wurde als Schwarzmaler und Berufsnörgler bezeichnet, diese wenig schmeichelhaften Bemerkungen fielen im Kollegenkreis, im persönlichen Umfeld und im Stadion. Und warum? Weil ich die Kaderplanung als zweijähriges Aufstiegsprojekt bezeichnet habe. Beim letzten Abstieg setzte man mit der schnellen Verpflichtung von Terrode ein Zeichen, diesmal sollen ohne Zweifel talentierte, aber unerfahrene Spieler das Ding stemmen. Na ja, stimmt natürlich nicht ganz. Aber Akteure wie Castro, Badstuber, Kempf und Co haben ja selbst diverse Probleme, wie soll man da die Jungen führen? Die ersten Spiele waren ja noch dem Aufbau des Teams geschuldet, es wurde trotz teilweise unterirdischer Leistungen irgendwie immer gepunktet und da ist man gegen jedes Argument imun, die Tabelle zeigte doch angeblich das Gelingen des Walterfussballs. Nun, in den letzten fünf Punktspielen ist die rote Welt etwas aus den Fugen geraten, zertrümmert möchte ich nicht sagen. Man kann in Hamburg verlieren, zwar nicht unbedingt 6:2, aber diese Niederlage wird das Aufstiegsrennen nicht entscheiden. Die vergeigten Begegnungen gegen die Underdogs der Liga werden noch lange schmerzen, diese Pleiten sind der Knackpunkt. Auch hier darf man mal verlieren, aber gegen drei Mannschaften aus dem absoluten Tabellenkeller, und das innerhalb von fünf Spieltagen! So funktioniert Aufstieg nicht.
Aber auch der HSV tut sich schwer, das ist zwar nicht unbedingt tröstlich, hilft aber. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, Hecking wird es schon richten. Beim HSV-Trainer höre ich immer mahnende, realistische Einschätzungen, und beim VfB? Der Ritt auf des Messers Schneide geht wohl weiter. Tim Walter hat seit Wochen keine überzeigende Antwort auf die Misere, weder verbal noch auf dem Platz. Stattdessen geht es unverdrossen weiter; wir sind der Favorit, wir wollen auf jedem Platz siegen, wir sind der Chef im Ring. Im Prinzip nicht schlecht, aber irgendwann glaubt dir niemand mehr. Der einsame Rufer in der roten Wüste! Manche Spieler geben echte Rätsel auf. Am letzten Wochenende war ja bundesweit das Gedenken an Robert Enke angesagt. Bitte mich jetzt nicht falsch verstehen, aber bei manchem Spieler habe ich auch das Gefühl, man ist überfordert mit den Ansprüchen und dem Druck. Bitte nicht falsch verstehen. So ist zumindest der Eindruck auf mich.
Der Trainer ist der erste Ansprechpartner, in allen Belangen. Sollte sich die Situation aber nicht wesentlich ändern, könnte bald was geschehen. Am nächsten Sonntag kommt dann der Derbygegner. Keine Sorge, als gebürtiger Bruchsaler kennt Walter die Brisanz, auf den Rängen und auf dem Platz. Für den Gegner wird es das leichteste Match der Saison. Je länger es 0:0 steht, desto besser. Spätestens nach dreißig Minuten kocht das ungeduldige Stuttgarter Publikum über und beginnt das eigene Team nicht mehr zu unterstützen. Dieses Derby wird das Nadelöhr des Tim Walter, durch oder draußen. Oder vielleicht auch nicht. Denn schließlich stützen Hitz und Miss den Trainer nach besten Kräften. Dabei gerät man aber langsam an gefährliche Grenzen. Den Allesfahrern kann man ja vieles nachsagen, aber mangelnde Unterstützung wirklich nicht. Das Team spielt doch auf dem Rasen und nicht der treue Fan auf den Rängen. Da wird irgendwas verwechselt, mir nützen tausend Fahnen im Block nichts, wenn die Mannschaft das Spiel rund 65 Minuten verpennt. Aufwachen, und zwar am besten noch vor dem Anpfiff.
Alles redet Bielefeld klein. Die halten das nicht durch. Lass mal den Klos und den Vogelsammer verletzt sein! Was aber, wenn die Arminia einen auf Paderborn macht? Es gibt genügend Beispiele. Paderborn vor mehreren Jahren, Darmstadt gar zwei Jahre in der ersten Bundesliga, Braunschweig oder Fürth. Zu einem Aufstieg reicht eine Überraschungssaison.
Und der VfB? Sollte der Aufstieg wirklich noch klappen, machen wir es besser als bislang Köln oder eben Paderborn? Sicher wird personell nachgerüstet, aber im Millionenverschleudern sind wir nicht schlecht. Die jüngere Vergangenheit hat es bewießen.
Vielleicht aber mache ich mir zu viel Gedanken. Vielleicht wird ab jetzt alles besser, 4:0 im Derby und dann startet der Schwabenexpress durch und ich darf mich wieder als Schwarzmaler bezeichnen lassen. Das würde ich aber gerne überstehen.
Endlich mal ein überzeugendes Spiel über die gesamte Spielzeit. Endlich mal einen Sprint komplett durchziehen. Endlich mal hellwach von der ersten Minute an. Verlange ich zuviel?
Keep the faith
RaMü