Historic Leuven
 
Hallo Bloggs. Leuven ist ein sehr gutes Beispiel für Freunde von historischen Innenstädten, oder auch mehr.  Was hat diese Stadt in Flandern schon alles erlebt. Es gab viele fremde Herren. Römer, Burgunder, Spanier, Österreicher, Niederländer und Franzosen gaben sich die Klinke, bis dann 1830 das Königreich Belgien ausgerzfen wurde. Bis heute merkt man dem gesamten Land noch die Zerissenheit an, es gibt große sprachliche, kirchliche und wirtschaftliche Unterschiede. In Leuven, das auch manchmal mit Löwen übersetzt wird ist auf jeden Fall der niederländische Einfluß unüberseh- und hörbar. Für Deutsche ein kleiner Vorteil.
 
 
Ab und zu bemerkt in der Innenstadt schon Lücken. Lücken im Sinne von weniger historischen Gebäuden und das hat auch seinen Grund. 1914 zerstörten deutsche Truppen viele Häuser und steckten diese in Brand. In der Universitätsbibliothek verbrannten Dokumente aus fünfhundert Jahren. Im zweiten Weltkrieg wiederholte sich die Geschichte, nur weniger zerstörerisch. Aber allein die Überreste und der komplett erhaltene große Beginenhof sind einen Besuch wert. Zusätzlich ist Leuven eine Stadt mit jungen Einwohnern, dafür sorgen schon die Universität und die zahlreichen Fachhochschulen. Man behauptet ja, die Menschen in Leuven haben gelbes Blut, denn schließlich ist es die heimliche Bierhauptstadt Belgiens. Hier haben die Brauerei Stella Artois und Bush Anheuser ihren Hauptsitz. Dazu gibt es fast unzählige kleine und Microbrauereien. Es ist also durchaus lebenswert in Leuven. Durst muss hier keiner haben.
Das bekannteste Gebäude der Stadt ist ohne Zweifel das gotische Rathaus am Marktplatz, wo sonst? Daneben steht noch das Tafelrond. Die Sint Pieterskirche und weitere alte Gebäude bilden dieses malerische Bild ab.
 
 
PS: Leider war an diesem Tag komplett bedeckter Himmel. Ich war schon froh, dass es nich geregnet hat.
 
 
Mein persönlicher Hotspot war aber der "Groot Beginijnhof". Selten habe ich ein so großes Gelände mit gut erhaltenen historischen Gebäuden gesehen. Das ganze Areal kann man besichtigen, es ist kostenlos. Für Freunde der Romantik lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall.
 
 
Den besten Eindruck bekommt man, wenn man durch den Haupteingang das Kloster betritt. Früher war es natürlich abgeschirmt, heute kann man es von mehreren Seiten betreten. Leider war an diesem Tag der Himmel durchgehend bedeckt, das schmälert den durchaus positiven Gesamteindruck. Während der Urlaubszeit bei besserem Wetter dürften die Gassen richtig belebt sein.
 
 
Heute gibt es keine klassische Beginen mehr. Vor über tausend Jahren waren Beginen entweder Witwen oder unverheiratete junge Frauen. welche sich für ein religiöses Leben ohne die traditionellen Klöster entschieden haben. Man konnte aber ohne größere Probleme auch wieder "austreten".
 
 
Natürlich wurde vieles romantisiert. Es war beileibe keine Kuschelgemeinschaft, der Alltag war ebenso wirklich und mit vielen Entbehrungen verbunden, wie außerhalb der Mauern. Man war auf Spenden angewiesen und manche reiche Witwe brachte ihr Geld mit. Zudem durften Beginen außerhalb des Hofes arbeiten. In Spitälern, Apotheken und dergleichen konnte man sein Wissen und Tatkraft versilbern.
 
 
In der Gegenwart bewohnen Professoren und Studenten den Beginenhof in Leuven. Aber alles wirkt sauber und aufgeräumt. Da scheint vordergründig noch etwas vom alten Geist zu herrschen. Wie gesagt, es war Sonntagmorgen um 11.00 Uhr, da pennt noch mancher.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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