♫ Waterloo
 
Hallo Bloggs. "My,my, at Waterloo Napoleon did surrender", so lautet die erste Zeile in dem weltberühmten Lied von ABBA. Ich behaupte daher, die meisten Leute denken zuerst an das Lied als an dieses fürcherliche Gemetzel vor über 200 Jahren. Es war im Jahre 1815, Napoleon kam aus der Verbannung zurück, scharte eine große Armee um sich und zog in die Entscheidungsschlacht, welche letztlich im damaligen Königreich Niederlande nahe der Ortschaft Waterloo ausgefochten wurde. Diese Gegend wurde erst später belgisch. Er verlor, dankte wieder ab und wurde erneut verbannt, diesmal aber richtig weit weg.
 
 
Ich möchte nun nicht zu sehr langweilen, aber es lohnt sich trotzdem das Ganze mal anzuschauen. Zumal ja gerade jetzt wieder ein Kinoepos mit dem Titel Napoleon in den Lichtspielhäusern läuft. Über zwei Stunden, nur was für echt Interessierte. Deshalb nur die wichtigsten Daten und Abläufe. Die vereinigten Streitkräfte aus Engländern, Preußen und Niederländern hatten die ersten kleineren Schlachten verloren und zogen sich zurück, bis der englische Oberbefehlshaber Wellington entschied, hier und jetzt kommt es zu finalen Begegnung. Die preussischen Verbündeten lagerten etwas weiter abseits, bei Wavre. Napoleon begann die Schlacht spät am Tag, der Regen behinderte das Vorgehen und überhaupt. Es muss ein endloses Abschlachten gewesen sein, mit allem, was damals so üblich war. Artillerieduelle, Häuserkämpfe, offene Kavallerieattacken, Hinterhalte. Wellington war direkt bei der Truppe, Napoleon in sicherem Abstand. Erst mit dem verspäteten Eintreffer der Preußen gegen Abend wendete sich das Kriegsglück, die Elitetruppe der Franzosen wurde komplett vernichtet und der französische Kaise floh. Insgesamt gibt es nur unklare Angaben über die Verluste, aber beide Seiten sprachen danach von jeweils rund 30.000 Toten und Verwundeten. Also insgesamt jeder dritte Soldat war gefallen oder zum indest so schwer verletzt, dass ein weiterer Dienst aufgrund von Einschränkungen nicht mehr möglich war. Dieser Satz war Diplomatie pur!
 
 
Das alles spielte sich auf nur wenigen Quadratkilometern statt und bis heute ist das Schlachtfeld noch komplett erhalten. Lediglich der 1826 künstlich errichtete Löwenhügel schmälert den Eindruck, eine "Bausünde" wurde man heute sagen. 
 
 
Das ultramoderne Museum zeigt auch relativ konkret das Entstehen, den Ablauf und die Hintergründe. Es gibt eine Audioguide in allen möglichen Sprachen. Die Tafeln sind auch in Deutsch beschriftet. Der Highlight ist natürlich das Kino, mit den Brillen erlebt man die Schlacht aus der Sicht eines Trommlerjungen und das im 4D-Format! Amazing. Selbst mäßig Interessierte bekommen einen Eindruck von diesen fürchterlichen Stunden.
 
 
Nach dem Museumsbesuch kann man sein Wissen erweitern, das 1912 errichtete Ponarama Gemälde verdeutlicht nochmals den Umfang des Zusammenpralls. Wer fit ist und das Wetter mitmacht, kann dann die 226 Stufen auf den sogenannten Löwenhügel klettern. Er bietet einen Rundblick über das Gelände. Ein kompletter Tag in dieser Gegend zu verbringen, ist kein Problem. Der Bauernhof Hougoumont ist noch erhalten, ebenfalls mit Multimediashow. Also bei mir hat es bis auf die erste halbe Stunde nur geregnet, da bin ich dann nach Waterloo hineingefahren und habe mir Wellingtons Hauptquartier angesehen. Ebenfalls noch im Orginal erhalten und heute ein Museum.
 
 
Am nächsten Tag war ich dann noch im Hauptquartier von Napoleon, einem Bauernhof an der Straße nach Waterloo. Erneut wieder starker Regen. Ich war der einzige Besucher und konnte so in aller Ruhe alles besichtigen. Auch hier wieder Staunen. Es ist unglaublich, was alles noch in Orginalzustand ist, selbst der Tisch der damaligen Befehlsausgabe ist noch da. Und noch das Feldbett von Napoleon, und, und, und.
 
 
Kurzum, es war eine Geschichtstour der besonderen Art. Trotz oder wegen des Regenwetters. So stand ich dann außerhalb des Bauernhauses und lauschte dem Audioguide, welcher den Kommandeuer der Leibgarde zitierte. Der Blick schweifte über den Obstgarten. Hier mußten die Gardisten zwei Tage und Nächte aushalten, stömendem Regen zum Trotz. Wie jetzt, nur dass ich ein paar Minuten später wieder im waren Auto saß. Hinter mir blieb das Schlachtfeld, welches zum Grab von Zehntausenden wurde. Erst viele Kriege später einigte sich das traditionelle Europa auf eine Union, trotz allen Fehlern unterm Strich eine gute Entscheidung.
 
Natürlich geht es noch weiter. Der "Groot Begijnhof" von Leuven, alo Löwen und sein historischer Marktplatz verdient eure Aufmerksamkeit. Zuvor aber, in der nächsten Post geht es wieder um Fussball. Meine Sicht auf den belgischen Fussball.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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