MHP Arena, Stuttgart
 
Hallo Bloggs. Auf zum letzten Spiel einer sagenhaften Saison. Selbst in ein paar Jahren werden wir das nicht erklären können, es wird immer ein Gestotter und hilfloses Geschiebe von Wörtern sein. Also rational erklären kann diese Spielrunde eh keiner, weder in Stuttgart und schon gar nicht in Leverkusen. Und so pilgern wir wieder an den Neckar, singen das Lied vom "ganzen, wilden Süden" und dürfen auf einen weiteren Dreier hoffen. Es spricht nichts dagegen.
 
 
Es war purer Zufall. Der VfB führte bequem und sicher mit 4:0 gegen Mönchengladbach und der Dreier damit längst gesichert. Also schaute ich auf dem Smartphone nach, wie steht es eigentlich in Hoffenheim? Man schrieb so die 87. oder 88. Spielminute in Stuttgart und ich sah den Zwischenstand im Kraichgau: Nur 2:2. Da erhob sich das Stadion, es fühlte sich an, als ob ein Bienenschwarm erwacht. Es wurde unruhig, es flimmerte förmlich. Der Lärmpegel stieg an, die Aufregung steigerte sich in Ekstase. Links und rechts, vorne und hinten, überall wurde geschrien, "Hoffe führt". Ich blieb ruhig, mein Smartphone zeigte weiterhin 2:2. Wieder mal so ein voreiliger Jubel, wieder mal so ein Wunschdenken. Das erschien auf der Anzeigetafel der neue Spielstand in Hoffenheim: 3:2. Ungläubig starrte ich noch auf mein Display, und hätte am liebsten das Ding in die Höhe geschleudert. Stattdessen musste ich das gute Stück in Sicherheit bringen, dieses Gehüpfe spüre ich beim Schreiben dieser Zeilen noch. Der Lärm erinnerte an das 2:1 durch Endo gegen Köln vor zwei Jahren. Zwei Jahre! Was haben wir zwischenzeitlich alles mitgemacht! Die nächste Meldung brachte den Kessel zum Sieden, 4:2. VIZE!  Es gibt Sachen, die sind unerklärbar.
Es wird sich wohl in das Gedächtnis jener einbrennen, die im Stadion waren. Die anschließende Jubelsause, Ehrenrunde und Einlagen der Spieler kennzeichneten den Zusammenhang, welcher durch die ganze Saison über Bestand hatte. Man wurde förmlich getragen, zunächst von der Welle der Überraschung zu Beginn der Runde. Dann immer durch ein gesundes Selbstbewußtsein, welcher zum Ende hin bis zur Vizemeisterschaft führte. Einziger Wermutstropfen war, es sprang halt kein Titel dabei raus. Die Kirsche für die Torte ist weiterhin im Kühlschrank. Immerhin bleibt noch vermutlich die Chance Supercup. Warten wir ab.
Zusätzlich dürfte sich wohl in wenigen Tagen schon ein gewisses Unbehagen einstellen. Es gibt einfach zuviele Fragezeichen in Sachen Kader. Der Erfolg weckt Begehrlichkeiten, zumal die Spieler aufgrund ihrer Ausstiegsklausen wahre Schnäppchen sind. Bei 20 Mille kann man nicht viel falsch machen, so der Tenor bei einigen Clubs. Der VfB dagegen kann nur mit anderen Argumenten dagegenhalten. Diese sind bekannt. Champions League, geiles Stadion und Publikum, Anerkennung und Kameradschaft. So abgedroschen sich letzteres auch im Profifussball anhört. Schließlich aber sind Profis auch nur Menschen, man möchte geliebt werden und nicht nur primitiv angehimmelt. Man möchte sich wohl fühlen, auf der Fahrt zum Training, bei den Auswärtsspielen und daber aheim. Daheim in Stuttgart. Das alles bietet Stuttgart, hoffe ich jedenfalls. Denn dann, nur dann überstehen wir diesen aufregenden Sommer. Ein Sommer, der uns wohl in Atem hält. Neben der EM ist das das für die VfB-Fans fast wichtiger. Wer bleibt, geht überhaupt einer?
Ihr seht, ich habe unterschlagen, dass Guirassy zwei Treffer erzielt hat. Dass Yeong mit seinem zweiten Saisontor den Sieg festzurrte und Silas mit einem unglaublichen Powersolo "Lauf, Forest, lauf", den Schlußpunkt setzte. Ist somit nachgeholt.
 
 
Keep the faith.
RaMü