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VfB im Aufwind
Hallo Bloggs. Für alles gibt es Experten, für alles Spezialisten. Was die Damen und Herren da dann austüffteln und umsetzen sieht man erst Monate oder gar Jahre später. Das ist in der Wirtschaft so, als auch beim Fussball. Da allerdings ist vieles komplizierter, denn Erfolg läßt sich nur ein Stück weit planen. Mal fehlen die Voraussetzungen oder das Glück. Eines ist sicher, ohne sportlichen Erfolg kann ein wirtschaftlicher Aufschwung kaum stattfinden. Das ist die Grundvoraussetzung beim Fussball und das ist auch gut so. Nichts, aber auch nichts kann Tore und Punkte ersetzen. Weder ausgefeilte Werbestrategien, noch atemberaubende Werbeclips. Auch bleibt das eigentliche Stadionerlebnis weiterhin der Kern der Begeisterung, wenngleich natürlich der Verein zumindest europaweit Aufmerksamkeit entwickeln will.
Erinnern wir uns zurück, so lange ist das noch gar nicht her. Jahrelanger Abstiegskampf. Zunächst noch erfolgreich, dann der erste Abstieg der Neuzeit. Aufstieg und wieder Abstieg. Jedes Mal aber wieder der direkte Aufstieg. Ich glaube, diese Leistung wird unterschätzt. Man kennt genügend Beispiele, man frage nur den HSV. Die jeweilige sofortige Rückkehr verhinderte den totalen Absturz in die nationale Bedeutungslosigkeit, nach drei Jahren im Unterhaus biste nur noch als Traditionsclub bekannt. Da lebste nur noch von der guten, alten Zeit.

Dann der Lastminuteklassenerhalt durch den Kopfballtreffer von Endo, später die Millotfestspiele in den Religationsspielen gegen eben dieses Negativbeispiel HSV. Siegreicher Kampf gegen den Abstieg war wie der Gewinn der Champions League. Gefühlt. Und da spielte man tatsächlich vierzehn Monate später. Die Hymne dröhnte durch die Arena am Neckar und man hätte 200.000 Tickets verkaufen können. Auf dem Rasen war es dann weniger euphorisch, 1:1 gegen Sparta Prag. Davor lag die Monstersaison 2023/24. Es regnete Punkte und Siege, Deutschland berauschte sich am Hoeneßstil eines VfB, welcher zwar mit 73 Punkten den Vereinsrekord einstellte, aber am Ungeheuer Bayer Leverkusen scheiterte. Das kriegen die Pillen nie mehr hin, ausgerechnet in dieser Saison klappte es. Wir alle kennen die Pokalgeschichten und natürlich den Pokalsieg 2025. Dazwischen war allerdings tabellarisch ein Absacken drin, letzte Spieljahr beendeten wir auf Rang neun. Die eigentliche Sensation war das Halbfinale gegen Salzburg-Nord. Der erste Enspielteilnehmer stand schon fest, Arminia Bielefeld hatte Leverkusen rausgekegelt. Nun galt es die Miesmacher und Schwarzseher zu besiegen und es klappte, der VfB im Endspiel und auch da menschelte es ab und zu. Der Pokalsieg überdeckte aber die dürftige Ligasaison.

Der VfB ist aber auch im Drumherum im Aufwind. Unglaublich viele Leute verbinden mit dem Profifussball nur Ablösesummen und Gehälter. Was anderes läuft anscheind nebenher. Natürlich beherrschen die unmoralischen Ablösesummen und der Payday die Schlagzeilen, aber ein Proficlub ist mehr. Und da gehören die Roten eben auch dazu. Man kann ja über diese gefühlte 15 Sondertrikots den Kopf schütteln, aber in Sachen Vermarktung und öffentlicher Wahrnehmung haben wir einen gewaltigen Sprung gemacht. Einziger Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache, dass beim Ticketverkauf die treuen, allwettertauglichen Dauerkartenbesitzer in den Hintergrund gedrückt werden. Das ist eigentlich ein Unding.
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In der Liga ist eine Art eigene Tabelle ausgerufen worden, wer hat die meisten Mitglieder? Um das attraktiv zu gestalten, muss man natürlich Anreize schaffen. Und so kommt es dann, dass Leute mit nur einem einzigen Stadionbesuch im Jahr über Tickets beim Pokalfinale verfügten und DK-Besitzer in die Röhre guckten. Falscher Ansatz. Das ist meine Meinung und ich war schon in Trier beim "ersten" Wiederaufstieg dabei. Weiß jemand auf Anhieb, wann das war?
Auf jeden Fall zeigt der rote Daumen nach oben. In allen Bereichen. Wurde die Aufstellung einer Frauenmannschaft zunächst noch belächelt, war es zu diesem Zeitpunkt schon längst überfällig. Da war Stuttgart eher schon Spätzünder, man hatte den Einstieg verschlafen. Das versucht man jetzt in Windeseile aufzuholen, die 1. Bundesliga ist das Ziel. Und da stößt man an Grenzen. Am Neckar ist die Infrastruktur mehr als dürftig. Vieles eng, einiges veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Man braucht dringend ein Ministadion in der Stadt, möglichst nah beim oder am Stadion. Man hat es erkannt und will es angehen. Auch ein bundesligatauglicher Kader bei den Frauen kostet, die paar Kröten bei den Eintrittsgeldern reichen bei weitem weit. Thema Zuschauer. Ist Stuttgart überhaupt bereit für Frauenbundesliga? Ich muß zugeben, ich war noch nie bei den Mädels. Ist mir schlichtweg zu umständlich. Hört mir nur mit Großaspach auf. Natürlich ist es die einzig schnelle machbare Möglichkeit, aber abseits im Wald, da kommt "kein Mensch". Siehe VfB Stuttgart II, und da war ich schon öfters.

Und unser Nachwuchs? Da sieht's eher mau aus. Ich meine damit nicht die Tabelle sondern schlichtweg die Durchreiche zur Profimannschaft. Natürlich hat man mit der dritten Liga für die erwachsenen Talente eine attraktive Liga, aber auf die Dauer kommt im absoluten Spitzenbereich nichts an. Woran das liegt, kann ich nicht beantworten. Ich sehe nur die Tatsachen.
Langsam kommen wir in den roten Bereich des "schwierigen Umfelds". Dieser Spruch wurde ja vor mehreren Jahren geprägt und zeigte das Unbehagen innerhalb der damaligen Führungsriege, welche den Verein nach Gutsherrenart führte. Dabei ist Kritik weder eine ausgesprochene DNA der Schwaben, sondern sollte allgemein anerkannt werden. Das muß natürlich sachlich geschehen, für die unterste Schublade sind die asozialen Medien zuständig.

Also im Moment schaut's ja gut aus. Wollen wir hoffen, dass das auch weiterhin so anhält. In dieser Sportart genügen ja schon zwei Spiele um von "alles toll" auf "alles Scheiße" umzuswitchen. Der Schalter ist gut zu erreichen und schnell betätigt.
PS: Mit dem durchsichtigen Spielertunnel sind wir internationale Weltklasse. Ich glaube, nur noch Manchester City verfügt über solch ein Ding. Da sind wir auf Augenhöhe, das haben wir schon geschafft.
Keep the faith.
RaMü.