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Stade du Hainut, Valenciennes. Freitag, 26. September 2025
Hallo Bloggs. Die Ligue National ist die dritte Liga in Frankreich und "nationwide". Normalerweise sind es achtzehn Mannschaften, aber der AC Ajaccio wurde schon nach wenigen Spielen ausgeschlossen und steht als erster Absteiger fest. Damit hat jeder Verein zweimal spielfrei. Es gibt drei große Namen, der FCO Dijon, FC Sochaux und Valenciennes FC. Alle spielten schon in der ersten Liga der Republik, haben aber harten Marsch in die Drittklassigkeit hinnehmen müssen. Das Stadion von VAFC ist relativ neu, es wurde 2011 erbaut und hat noch Erstligazeiten erlebt. Insgesamt gehen 25.000 Zuschauer rein, ich schätze aber, der Oberrang wird wohl geschlossen sein. Denn in der zweiten Saison nach dem Abstieg rumpelt man auf Platz zehn rum, die Enttäuschung im Département du Nord dementsprechend groß sein. Es gibt mein erstes Spiel bei unseren französischem Nachbarn seit langem, ich freu mich drauf.

Es gibt Fussballspiele, da sollte es keine Halbzeitpause geben. Der erste Spielabschnitt hat beim Drittligaspiel zwischen Valenciennes und dem FC Villafranche alles geboten. Schöne Tore, unglaubliches Tempo, tolle Technik, Strafraumszenen am laufenden Band und eine 2:0 Halbzeitführung der Hausherren.
Der Reihe nach. Um 16.30 Uhr war ich endlich da, in meinem Hotel etwas außerhalb von Valenciennes. Über sechs Stunden unterwegs, unterbrochen nur durch eine halbstündige Pause. Und dann machte ich mich auf, auf ins Stadion Stade du Hainut. Natürlich habe ich mich vorher informiert, es soll ja ein modernes Ding sein. Aber das? Es sieht so was von abgeschleckt und futuristisch aus, es hat nichts, in das man sich verlieben kann. Es sieht aus wie ein gestrandeter Wahl, das hätte man doch besser lösen können.

Das Navi führte mich über hinterste Straßen, holprige Wege und zahllose Kreisverkehre zum Stadion, das eigentlich so nicht in dieses typisch französische Vorstadtviertel passt. Ich hatte mir beim Ticketkauf zusätzlich eine Parkkarte zugelegt, ich wollte der nervigen Parkplatzsuche aus dem Weg gehen. Auf jeden Fall war es günstig, der Sitzplatz mit nur 14,-- € auch mehr als ok, allerdings ist es ja "nur" dritte Liga. Das war allerdings dem Spiel nicht anzumerken, der Kulisse schon. Außen WOW, wem's gefällt und drinnen auf jeden Fall MAU. Na ja, typisch. In den Zeiten der ersten Liga gebaut, den Blick auf die Realtät verloren und dann der Absturz in die Drittklassigkeit. In den ersten fünfzehn Minuten war Schweigen, es gab wohl so etwas wie eine Art Stimmungsboykott. Dann legten die vielleicht zweihundert Leute los, man hatte auch allen Grund dazu. Nach sieben Minuten führten die Roten mit 1:0 und zündeten ein Feuerwerk. Es war echt wirklich gut, und das meine ich auch so. Gast FC Villafranche hatte Glück, dass es zum Pausenpfiff nur 2:0 für die Gastgeber stand. Dann der Bruch. Die zweite Spielhälfte war komplett anders. Wirklich zäh, schlecht und einfach nur mies. Dazu trug auch die Wechselorgie beider Teams bei, insgesamt neun Spieler wurden ausgetauscht. Es plätscherte so vor sich hin und eine Viertelstunde vor dem Anpfiff hatte ich die Nase voll, ich ging. Die Security war überrascht, man musste zuerst den "Supervisor" mit dem Schlüsselbund holen, erst beim vierten (!) Anlauf klappte es dann, also da darf keine Panik ausbrechen. Mein früher Abgang hatte natürlich den Vorteil, die Straßen rund ums Stadion waren wie leergefegt, in nur 17 Minuten war ich wieder im Hotel.
Fazit: Also wer Groundhopper ist, kann und muss es natürlich besuchen. Aber sonst? Stadien in dieser Größenordnung mit dem geringen Zuschauerzuspruch sind eine Qual, da kann das Team noch so gut sein. Das Team lieferte, die erste Halbzeit war richtig, richtig stark. An den Kiosken herrschte trotz der wenigen Besucher Gedränge, das Personal schlichtweg zu wenig und daher überfordert. Alles wirkte unpersönlich und glatt. Also sauber war es, wenn ich da an deutsche Stadien denke! Auch bei Drumherum wurde peinlich auf Sauberkeit geachtet, das hat mich echt positiv überrascht.
Eigentlich wollte ich Lille sehen, die spielen aber am Sonntag. Kann also sein, in diese Ecke komm ich nochmals. Aber nicht nach Valenciennes, zu einem Spiel.

Ich hab ja gewusst, was mich erwartet. Vielleicht viertausend Zuschauer in einer 25.000 Mann Schüssel. Das wird gruselig.

Und schon war Halbzeit. Was gut ist, die Nähe der Toiletten und Kioske zu den Rängen. Wie das bei vollem Ground funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Keine Sorge, dieses Problem wird sich nicht stellen.

Die organisierte Fanszene ist klein, trotzdem unüberhörbar. Die ersten fünfzehn Minuten waren peinlich. es war Grabesstille. Alles hängt an den Ultras, wie hat sich das alles gewandelt?

Hinter dem einen Tor hängen auch noch ein paar Banner. Vermutlich ein paar übriggebliebene "old school" Fans, aber auch ohne Stimme.

Und Tschüß, Nase voll.
Keep the faith.
RaMü.
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