St. Jakobs Park, Basel.  Donnerstag, 02. Oktober 2025
 
Hallo Bloggs. Nach der Bundesliga ist Europapokal. Nach dem Auswärtsspiel in Köln nun also das 1893 Derby in Basel. Auch ich habe mein Ticket so ganz legal über die Website des FC Basel gekauft. Da gingen die Karten dann im Sekundentakt weg und das läßt vermuten, es werden deutlich mehr VfB-Fans dort sein, als der Gästeblock hergibt. Von einem Auswärtsspiel in Sachen Stimmung zu reden, verbietet sich also. Nach den letzten Auftritten in der Liga und gegen Vigo darf man gedämpft zuversichtlich auf das Spiel schauen. Sollte gar der erste Sieg in Europas Fremde gelingen wäre man perfekt gestartet. Aber zuerst muss man im St. Jakobs Park bestehen. Ha, PS: Europas Fremde ist ein geschwollenes Gerede, zur deutschen Grenze sind gerade mal sechs Kilometer. Hört sich aber gut an. 
 
 
Um 2.51 Uhr senkte sich dann leise das Garagenrolltor und ich war immer noch "geladen". Der VfB kommt mir vor wie ein Haufen purpertierender Jungs, welche nur auf Druck der Mama ihr Zimmer aufräumen. Von Lerneffekt keine Spur, und wenn, ist der Effekt schnell verpufft. Diese Mannschaft ist anscheinend nicht konstant zu besseren Leistungen fähig, der bisherige Saisonverlauf scheint das zu bestätigen. Wie schon in Köln wirkte Stuttgart zunächst unkonzentriert, gedanklich behäbig und bereits nach vier Minuten die Quittung; einen katastrophalen Paß nahm Ajeti mit und schon stand es 1:0. Bescheidener kann man ein Auswärtsspiel nicht beginnen und seien wir ehrlich, zum Pausenpfiff hätte es auch schon 3:0 für Basel stehen können. Dass es "nur" beim 1:0 blieb, war natürlich auch dem verschossenen Elfer von Demirivic zu verdanken. Seit Guirassy ist das ein Dauerthema bei den Roten. Leute, bei aller Wertschätzung vor den Eidgenossen, da muss mehr drin sein. Aber zunächst betrieb Basel noch Chancenwucher, dann war in der zweiten Hälfte der VfB dran. Die Hausherren verteidigten nur noch, der VfB griff nur noch an. Aber auch hier stellte man sich ungeschickt an, man wollte ein Zaubertor, ein krachender Abschuß hätte es vielleicht auch getan. Dieses Zaubertor gelang dann dem alternden Quirl Sahqiri auf der anderen Seite. Ein Tor aus dem Nichts, das nennt man Klasse. Dass erneut der VfB mit einem kapitalen Fehler die Vorarbeit leistete, gehört schon fast wie selbstverständlich dazu.
Der VfB bestätigt im Prinzip alles, was man so sieht und denkt. Man hat seinen Zenit überschritten, die Nominierungen zur Nationalmannschaft werden immer weniger. Und die beiden verbliebenen deutschen Helden versprühten auch nicht gerade Glamour, Leweling zwar mit vorbildlichem Einsatz aber seine Schüße aufs Tor dermaßen harmlos, da brauchste keinen Torwart. Und Stiller? Der Angelo ist die ärmste Sau. In jedem Spiel von Anbeginn dabei, von Anbeginn auf die Socken. Der bekommt erst eine Pause, wenn er verletzt wird. Der Rest, irgendwo zwischen Mittelmaß und seltenen Aufregern gefangen, irrlichternd zwischen Genie und Bauernschläue, auf der Suche nach der Konstanz. 
Auch wir waren da, zusammen mit geschätzen achttausend anderen VfB-Fans. Die Invasion fand zwar statt, aber relativ geräuschlos. Schon die Stimmung auf dem Barfüsserplatz war irgendwie ungewohnt leise und zurückhaltend. Der Fanmarsch zum St. Jakob ging erfreulicherweise gesittet vonstatten, aber im Stadion selbst war es dann auch ein wenig lau. Ich fand, da war stimmungstechnisch mehr drin. Ok, das Tor fehlte, aber irgendwie ...? PS: Als ich daheim war, wurden die Ultras immer noch im Block festgehalten. Wenn die Jungs dann heimgekommen sind, hat der erste Bäcker schon wieder geschlossen.
Es war eine gebrauchte Nacht. Man zahlt 95,-- € für ein Ticket, findet die Ersatzhaltestelle für den Bus zurück zum Badischen Bahnhof nicht und marschiert anschließend mit vielen anderen Leidensgenossen zurück, über die Rheinbrücke zum Bahnhof und dem Parkhaus. Und von dort dann wieder heim. Heim Richtung Bodensee, heim Richtung schwäbische Alb. Heim ins Hohenlohische, heim ins Grenzland zu Baden, heim ins Kernland des VfB. Heim nach Württemberg und Umgebung, heim zur Heimat dieses Clubs, welchen wir trotzdem so lieben. 
Wir sehen uns am Sonntag.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Keep the faith.
RaMü.