Manfred Werner Stadion, Flensburg. Freitag, 05. September 2025.
 
Hallo Bloggs. Die Regionalliga NORD ist bekanntlich ganz oben in Deutschland, zumindest der SC Weiche Flensburg 08. Man kennt den beinharten "Werner", man kennt das Bier Flensi, aber Fußball in Flensburg ist nur Insidern bekannt. Dementsprechend ist auch das Stadion, eine Mischung zwischen Oberliga und etwas drüber. Und genau deshalb will ich da hin, solche Plätze und deren Vereine sind die Basis unseres Profifussballs. Das wird leider zu oft vergessen, das wird leider zu oft verdrängt. Mal sehen, ob Werner auch vorbei kommt?
 
 
 
In dieser Anfangsphase der Saison von einem Abstiegsduell zu sprechen ist etwas verfrüht. Aber ein Kellerduell war es schon, immerhin ist man bereits beim achten Spieltag gelandet. Weiche Flensburg reagierte auf die Pleitenserie mit vier Niederlagen in Folge und entließ Trainer Fröhling, die HSV-Reserve verlor zuletzt drei Begegnungen sehr heftig. Und so begann diese Partie auch. Zäh, schleppend und beide Teams mit viel Stückwerk. Flensburg optisch agiler musste aber bald einen Rückschlag verkraften, einen "Naja" Elfmeter versenkte Boakye zum 0:1. Damit ging es in die Kabinen und schon in der 60. Minute schien das Spiel entschieden, der Hamburger Talentschuppen erhöhte durch Adam auf 0:2. Irgendwie schien der Ballast von den Gastgebern abzufallen, urplötzlich wuchs der Druck auf das HSV-Gehäuse und Faleu köpfte zum schnellen Anschlußtreffer in die Maschen. Nun drehte sich der Wind, Flensburg wurde mit jeder Minute dominanter und nur weitere sieben Minuten später schlug eine direkt verwandelte Ecke von Guder zum 2:2 ein. Der HSV brach zwar nicht ein, aber die Schlinge zog sich immer enger. Eine Flanke von erneut Guder vollendete dann Faleu mit einem satten Nachschuß auf das umjubelte 3:2. Flensburg überstand dann auch noch die fünf Minuten Nachspielzeit und konnte einen umjubelten Heimsieg feiern. Es war eine Comeback der besonderen Art, es war Balsam für die geschundene Seele. Der Profinachwuchs der Hamburger musste nun erneut drei Gegentreffer einstecken, so wird der Klassenerhalt schwer. 
 
 
Mein Navi zeigte sechs Minuten bis zum Stadion und noch immer sah ich Abfahrtsschilder zu Dörfern wie Tastrup, Hörup und Maasbüll. Auch der einzige offizielle Zugang ist recht unscheinbar, in einer Seitenstraße deuten lediglich zwei aufgehängte Banner auf Regionalligafussball hin. Für die Gästefans gibt es einen eigenen Einlaß.
 
 
Das Manfred-Werner-Stadion ist für 2.500 Zuschauer zugelassen. Es ist alles ursprünglich, erdgebunden und echt. Fussball wie früher, Fussball zum Anfassen. Alles wirkt wie gehobene Landesliga. Ich fand's toll.
 
 
Aber es ist Regionalliga, die unterste Stufe des Profibereichs. Ohne Geld geht auch hier wenig, aber das ganz große Money fließt hier wohl nicht. Der abgetrennte VIP-Bereich wirkt nicht abgehoben, alles bodenständig. 50,-- € kostet ein Ticket, ich hab mir's echt für drei Sekunden überlegt. Solche Vereine muss man unterstützen.
 
 
Und dann erst der Fanshop. Man weiß sich zu helfen. Vielleicht hätte man den Container quer stellen können und in die Vereinsfarben umpinseln. Diese erinnern doch tatsächlich an West Ham United, siehe ausgehängte Trikots.
 
 
Der Gesamtblick über das Stadion. Eine überdachte Tribüne, welche bis kurz nach der Mittellinie reicht, ist der "Eyecatcher", danach der Gästeblock. Hinter dem Tor dann die Anzeigetafel mit nichts, dann Stahlrohrtribünen mit Sitzschalen. Das meiste Leben spielt sich direkt hinter dem linken Tor ab. Es gibt zwei Getränkekioske und einen Wurststand. Das scheint zu reichen.
 
 
 
Die Fanszene ist klein und somit zählbar. Also alle scheinen "Küstenlümmel" zu sein, zumindest den Bannern nach. Im Stadionplan ist also die linke Hälfte als Heimbereich ausgewiesen, damit sind wohl die paar Lümmels gemeint. Ich glaube, jeder von den Jungs hat seinen eigenen Banner. Für eine Stadt mit fast 100.000 Einwohnern ist das unterm Strich doch etwas dürftig. Der Sportschwerpunkt scheint doch beim Handball zu liegen.
 
 
Das nenne ich Volksnähe. Der "Spielertunnel" zu Beginn der zweiten Halbzeit. Hier kannste den Spielern noch Tipps mitgeben, auf die Schulter klopen oder ... Aber die lange Schlange am Getränkestand dahinter zeigt dann doch, dass der Durst größer ist.
 
 
Nach dem 0:2 warf Flensburg dann alles nach vorne. Es begann die große Wende so ab der 70. Minute. Die 1092 Zuschauer erwachten und endlich kam so etwas wie Stadionatmosphäre auf. Die Stahlrrohrtribüne wackelte und das Spiel auf die "Heimkurve" begann zu kippen.
 
 
 
Auf jeden Fall ist es Fussball pur. Ich liebe solche Grounds. Kein Hubschrauberlandeplatz für Vereinseigentümmer, kein Spielertunnel aus Glas für VIP's. Regionalliga live.
 
 
 
Mein letztes Bild und fast letzter Blick. Mit dem Schlußpfiff ging ich dann, die etwa fünfzig Kilometer zurück ins Urlaubsdomizil waren kein Problem. Sternklare Nacht und trocken, was will man mehr? Ein tolles Spiel gesehen, eine Currywurst verspeist. Leider gab es keine Fischbrötchen, das war die einzige Enttäuschung des Tages.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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