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Vlaanderen
Hallo Bloggs. Mein Trip nach Nordfrankreich und Belgien ist schon wieder gefühlt zwei Monate her, dabei sind es gerade etwa zwei Wochen. Es waren anstrengende Tage, gefüllt mit Fussball und meiner mir selbst auferlegten Pflicht, möglichst zeitnah von den Spielen zu berichten. Es kam Schlag auf Schlag, der VfB spielte schließlich dann in Köln, in Basel und erst vor kurzem daheim gegen Heidenheim. Der Alltag in diesem Blog ging unter, erst am 08. Oktober bemerkte ich, der Monatsbeitrag zum Thema "Die Stadien" fehlt ja noch. Asche über mein Haupt, man möge mir doch gnädig verzeihen. Und so fällt es etwas schwer sich wieder an die Tage in Belgien zu erinnern, es kam ja schon wieder sooo viel dazwischen. Und da hilft einfach, die Bilder wieder in Ruhe anzuschauen.
Zunächst aber, Vlaanderen ist kein Rechtschreibfehler, ich habe nicht zuviel von dem süffigen Leffe brune getrunken, diesem herrlichen Schwarzbier. Es heißt schlichtweg Flandern und ist ein Zeichen dafür, wie hier in dieser Ecke Europas die Sprachen und Grenzen fließend sind. Es gibt keine scharfe Abgrenzung, ich habe den "Grenzübertritt" von Frankreich nach Belgien erst an den Werbetafeln und Ortsschildern bemerkt, auf dem flachen Land legt man keinen Wert darauf. In diesem Teil Belgiens spricht und schreibt man im Prinzip niederländisch, ich kam dann mit Englisch daher. Hat wunderbar geklappt, überall kein Problem.

Ach ja, England. Das war auch einer der Bewegungsgründe für diesen Trip, denn da gab es in der ersten Kriegsweihnacht 1914 dieses wundersame Ereignis, welcher den Widerspruch dieses Krieges wiederspiegelt, der sogenannte Weihnachtsfrieden. Da ich ja sehr, sehr interessiert bin an Geschichte, wollte ich da immer mal hin, in die Gegend von Mesen. Nun, an diesem Weihnachten gab es jenes Schauspiel, das die Hauptquartiere beider Seiten später nur mit dürren Worten kommentierten, es kam zu einem inoffiziellen Waffenstillstand. Die Front war schleichend schon in den Stellungskrieg übergegangen und keiner weiß es noch genau, auf unterster Ebene eingte man sich auf diese Zeit. In manchen Frontabschnitten ging es nur um ein paar Stunden, anderswo gar eine ganze Woche.
Hier an diesem Frontabschnitt standen sich deutsche und englische Truppen gegenüber. Es gibt glaubhafte Schriften und Briefe beider Seiten über diese Zeit, als die Waffen schwiegen. Man traf sich dann zu bestimmten Zeiten im Niemandsland, also irgendwo zwischen den Schützengräben und Stacheldrahtverhauen. Zunächst tauschte man Kleinigkeiten, zeigte sich gegenseitig Bilder der Familien und beerdigte die Toten. Irgendwann kam es dann zu diesem Spiel, dem Fussballspiel. Es war natürlich nicht organisiert, sondern vermutlich eher spontan. Es ging auch nicht um Sieg oder Niederlage. Halt, es gab nur Sieger. Gewonnen hat ein Stück Menschlichkeit inmitten dieses großen Krieges.

Die ehemalige Frontlinie ist übersät mit Friedhöfen. Unmittelbar neben der Gedenkstätte gibt es diesen britischen Cemetary, der aber auch einige deutsche Gefallene beherbergt. Das Schilf auf der rechten Seite ist ein kleiner Tümpel, ein "pond".

Hier also auf diesem nunmehr wieder landwirtschaftlich genutztem Feld, fand das Spiel statt. Zumindest war hier einer der zahllosen Stellen, an denen sich die Soldaten beider Armeen austauschten.
Diese Skizze und Zeichnung eines begabten englischen Soldaten dokumentiert doch ziemlich exakt diese Stelle. Der "pond" im Kreis ist der heutige Friedhof und das Kreuz kennzeichnet den Standpunkt des Holzkreuzes. Achtung: Gelbe Markierungen sind von mir eingefügt.

England hat eine ganz andere, intensivere Erinnerungskultur zum ersten Weltkrieg. "The great war" spielt auch heute noch eine große Rolle, jedes Jahr so um die Zeit des Kriegsendes sammeln Hilfsorganisationen unter anderem auch vor den Stadien für den Erhalt der Kriegsgräber und für die Versehrten aller Krieges Großbritanniens. Und so sieht man immer wieder auch geführte Bustouren auf den ehemaligen Schlachtfeldern.

Pünktlich zum hundertjährigen Jubiläum weihte dann Michel Platini die neu errichtete Gedenkstätte ein. Speziell englische Besucher legen auch ab und zu einen Ball ab, oder "verziehren" die Stele mit dementsprechenden Untensilien.


Hier nochmals der Gesamtüberblick. Etwas im Hintergrund die Nachbauten der Stellungen, weiter rechts der Friedhof mit dem kleinen Tümpel. Heute ist alles friedlich. Wie steht es schon in der Bibel: Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit; es gibt eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, es gibt die Zeit des Krieges, es gibt die Zeit des Friedens. Prediger 3, Vers 8.

Keep the faith.
RaMü.