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29. Spillerunde
Hallo Bloggs. Immer wenn ich irgendwo in einem fremden Land ein Spiel angeschaut habe, beschäftige ich mich mehr oder weniger intensiv auch mit der Liga. Zugegeben, die dänische erste Liga, der offizielle Name seit der Saison 2019/20 lautet 3F Superliga ist wenig in den deutschen Schlagzeilen. Zuletzt vielleicht der FC Kopenhagen. Der Club aus der dänischen Hauptstadt warf in der Conference League den FC Heidenheim aus dem Rennen und darf auch sonst als Aushängeschild des Landes gesehen werden. Von der Strahlkraft kommt da höchstens noch Brønby mit, ebenfalls im Großraum Kopenhagen beheimatet. Die Fans der Vereine im Großraum Kopenhagen, der abstiegsbedrohte Lyngby Boldklub gehört auch dazu, haben geografisch gesehen die weitesten Auswärtsfahrten. Die längste Fahrt führt zum Aalborger BK. Man hat zwar nur 300 Kilometer zu absolvieren, muss allerdings eine Fähre nehmen. Kürzt man nicht ab, darf man schon knapp fünf Autostunden einplanen.
Zuschauertechnisch liegen die beiden großen Hauptstadtclubs naturgemäß an der Spitze. Dänemark selbst hat rund 6 Millionen Einwohner, davon kommen allein auf den Großraum Kopenhagen 1,5 Millionen. Der FC Kopenhagen hat mit dem Stadion Parken den größten Ground, 38.085 Zuschauer gehen rein. In der Saison 2024/25 waren bisher im Schnitt etwa 28.000 Besucher da. Ach ja, Besucher oder Zuschauer heißt auf Dänisch: Tilskuere. Dann kommt schon der Brønby IF mit 21.000 Tilskuere. Jetzt aber die große Lücke, der Drittplazierte im Zuschauerranking, der Aarhus GF meldet zwar immer ausverkauft, der Ceres Park Vejlby verfügt aber nur über 12.000 Plätze. Aktuelles Schlußlicht ist der FC Nordsjælland, in seinem Right to dream Park träumen nur 4.641 Fans von der nächsten Meisterschaft. Der letzte Titel ist noch nicht ganz verstaubt, erst 2012 war es.

Cepheus Arena, Randers FC.
Der 29. Spillerunde, also Spieltag war Derbytag. Brønby IF empfing den FC Kopenhagen. Beide Teams waren vor drei Tagen noch im Pokal im Einsatz und jetzt eine Art Vorentscheidung im Titelrennen. Die Meisterschaft ist dabei zweigeteilt, zunächst gibt es eine klassische Erstrunde mit allen zwölf Vereinen. Dann spielen die ersten sechs Clubs eine Meisterschaftsrunde aus, die letzten sechs Vereine eine Abstiegsrunde. Hier gibt es dann zwei direkte Absteiger. Da Kopenhagen in Brønby mit 0:3 gewonnen hat, kommt es am letzten Spieltag zum Showdown. Der Erste empfängt mit dem FC Midtjylland nicht nur den aktuellen Meister sondern auch noch Tabellenzweiten. Ein Punkt trennt beide Teams. Mehr Spannung geht fast nicht.

Brønby Stadium, Brønby IF.
International stehen der dänischen Superliga insgesamt vier Starterplätze zu. Der Meister darf dann in der zweiten Qualirunde zur Champions League einsteigen, der Pokalsieger erhält einen Platz in der Europa League. Nun gibt es noch zwei freie Gelegenheiten für die Conference League. Hierauf darf sich der Vizemeister freuen und um den letzten Platz gibt es dann ein Endspiel. Der Dritte der Meisterschaftsrunde trifft auf den Ersten der Abstiegsrunde. Damit wird die Abstiegsgruppe aufgewertet.
In Dänemark gibt es einige Clubs, welche durch Fusionen entstanden sind. Bekanntestes Beispiel ist der FC Kopenhagen. Offiziell gibt es den FC erst seit 1992. Stimmt so nicht ganz. Da war der Zusammenschluß zweier der ältesten Vereine Kopenhagens, dabei unter anderem der Kjøbenhavns Boldklub. Der wurde schon 1876 gegründet und gilt somit als ältester Verein außerhalb Englands.
Es gibt weitere Beispiele. Der FC Nordsælland ist ein Zusammenschluß von sieben unterklassigen Vereinen nördlich von Kopenhagen. Man hat alles zusammengelegt, was nur ging. Man wollte sich wirtschaftlich und strukturell stärken und so einen Gegenpol zur Hauptstadt werden. Ist gelungen. 2023 war man Vize und 2024 immerhin noch Vierter. Eine Sponsorengruppe ist dann auch eingestiegen und so kommen regelmäßig Talente aus Ghana zum Einsatz.
Ähnliche Beispiele gibt es genug. SønderjyskE und der Randers FC gehören ebenfalls dazu. Man sieht, Tradition in deutschem Sinne gibt es in Dänemark eher selten. Zwänge und die daraus resultierende Lösungsfreude ergeben so eine bunte Liga. Die allerdings innerhalb Europas nicht gerade zu den Topligen gehört. Aber das wäre dann auch wirklich zuviel erwartet. Von einem Land mit "nur" sechs Millionen Einwohnern, die einzigen Nachbarn sind Deutschland, die Nord- und Ostsee.
Keep the faith.
RaMü.