Wembley Stadium, London
 
Hallo Bloggs. Bristol Street Motor Trophy ist ein etwas sperriger Name für einen außerhalb Englands völlig unbekannten Pokalwettbewerb. Meinen Kumpels im Neckarstadion habe ich dieses Gebilde erklärt und in staunende Gesichter geblickt. Aber allein die Tatsache, dass dieses Endspiel im Wembley Stadium stattfindet, erhöht den Reiz auf den Besuch. So auch bei mir. Ein Nachmittagmatch, endlich kann man mal vernünftige Bilder vom Drumherum machen. Und wer spielt da überhaupt? Peterborough United vs. Wycombe Wanderers, so die Paarung. Beide Football League one. Ich freu mich drauf.
 
 
Als Harrison Burrows zuletzt im Wembley Stadion war, trug er auch das Trikot von Peterborough United. Man schrieb das Jahr 2014 und die "Posh" gewannen zum letzten Mal die EFL Trophy. Er ist seit frühester Kindheit Fan des aktuellen Drittligisten und hat sich durch alle Jugendmannschaften durchgequält, hoch bis zum Stammspieler. Auch jetzt trug er das blaue Jersey, aber diesmal als Spieler auf dem Rasen. Und er entschied dieses kleinste der drei englischen Cupfinals mit zwei sehenswerten Treffer, beides waren Distanzschüße. Und es waren die Schlußminuten, welche in Erinnerung bleiben sollten. 1:0, 1:1 und schließlich 2:1, innerhalb von sechs Minuten. Zwischen der 85. und 91. Spielminute. Die 42.250 Zuschauer kamen erst jetzt auf Endspieltemperatur, dafür aber richtig.
Es war das Duell von mittleren Kleinstadt gegen kleine Mittelstadt. Man merkt, die großen Namen findet man in diesem Wettbewerb selten. Schließlich treffen hier die Underdogs des englischen Fussball aufeinander und das sieht man auch am Zuschauerinteresse. Schon beim Betreten des Grounds war es deutlich; die Wycombe Wanderers sind eindeutig in der Unterzahl.
 
 
Jeder Verein hatte 25.000 Tickets zur Verfügung. Peterborough United füllte immerhin zwei Ränge komplett, die Wanderers nur den unteren. Auch stimmungstechnisch wirkte der spätere Sieger viel organisierter, es gab ganze Blöcke welche sangen. Es wirkte alles kompakter, besser und einfach professioneller. Da ich ein Ticket bei den Wanderers hatte, bemerkte ich das sofort. Viele Leute um mich waren anscheinend nur hier, weil man sehr gut an Tickets im Wembley Stadium kam oder man zeigte sich einfach solidarisch mit dem Verein aus der Heimat. Aber so richtiger Support fand nie statt, lediglich ein einfacher Sprechgesang klappte immer. Und den kannte jeder.
 
 
Kadetten brachten die beiden Vereinswappen und mit der Nationalhymne ging es dann los. "God save the king", daran muss man sich erst noch gewöhnen.
 
 
Peterborough United ging als leichter Favorit in das Endspiel, aber davon war lange Zeit wenig zu sehen. Immerhin kann das Team noch über die Play-offs die zweite Liga erreichen. Die Wanderers, im ungewohnten grünen Auswärtsdress setzten die ersten Aktzente und kamen durch zwei Fernschüße zu den ersten Abschlüßen. United enttäuschte, besonders in der ersten Halbzeit. Zwar zeigte man das etwas bessere Kombinationsspiel, aber es fehlte die Durchschlagskraft. Und die wenigen halbgaren Möglichkeiten vereitelte Schlußmann Ravizolli, eindeutig rausragend. So das 0:0 zur Pause, ein wenig enttäuschend.
 
 
Im Bild eine Ecke für Peterborough. Burrow (3) war für alle Freistöße und abgelegte Ecken zuständig. Später auch für die siegbringenden Distanzschüße. Die ersten 48 Minuten waren typischer Drittligafussball, etwas gebremst. Keiner wollte den ersten Fehler machen.
 
 
Dann wurde es besser. Nunmehr zeigten die "Posh" ihre bessere Klasse und Schlußmann Ravizolli musste mehrmals sein Team in höchster Not vor dem Rückstand bewahren. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, wann das 1:0 für die Blauen fallen sollte. Aber man rettete sich in die Schlußviertelstunde, nun urplötzlich die Chance zum 0.1 für die Wanderers, aber vertan. Dann verflachte die Begegnung, niemand wollte kurz vor der Verlängerung den "Genickschuß" erhalten. Der fiel aber trotzdem. Burrows zog einfach mal ab, das Leder setzte kurz auf und schlug im langen Eck ein. 1:0.
 
 
Aber die Wanderers schlugen postwendend zurück. Der gerade eingwechselte Taylor knallte das Leder ebenfalls von außerhalb der "Box" exakt ins untere Eck. 1:1.
 
 
Alles rechnete nun mit der Verlängerung. Aber es gab ja noch sechs Minuten Nachspielzeit. Und jetzt schlug Verteidiger Burrows erneut zu. Ein Freistoß senkte sich über den Torhüter der Wanderers ins lange Eck, so wurde Ravizolli zum tragischen Held des Spieles. Zuerst der Retter und dann der Depp. So grausam kann Fussball sein.
 
 
Der Schiedrichter dehnte die Nachspielzeit um drei Minuten nochmals aus, aber Peterborough brachte es vollends über die Zeit und konnte so die EFL Trophy feiern. Mit dem Abpfiff leerte sich die Kurve der Wanderers wie auf einen Schlag und ich blieb als einer der ganz wenigen Besucher bis zur Siegerehrung.
 
 
Beim letzten Bild sieht man es eben doch recht deutlich, beim gemeinsamen Gang der Mannschaft mit dem Pott waren nur noch die echten "Posh" Fans da. Der Rest war schon auf dem Weg nach Hause. Dies war auch zugleich mein abschließender Eindruck vom Wembley Stadion. Wenn auch das Stadion nicht voll war, es war halt doch nicht ein FA-Cupfinal, es hat sich doch gelohnt.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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