"Brewers" from Burton
 
Hallo Bloggs. Fussball und Bier sind unzertrennlich, halt, die Wurst gehört auch dazu. Zumindest in Deutschland. Im Mutterland des Fussballs haben die Spieler von fast jedem Club einen sogenannten "Spitznamen", welcher dann auch häufig ausgesprochen wird. Aber dass Spieler dann "Brauer" genannt werden, ist schon außergewöhnlich. Allerdings, dafür ist die Herkunft und die Entstehung ziemlich einfach. Im Jahre 1777 wurde in Burton die Bass Brauerei gegründet und hundert Jahre später war es die größte der Welt. Allerdings ist der ortsansäßige Fussballclub erst 1950 gegründet worden, also reichlich jung für englische Verhältnisse. Aber das hat seine Gründe. Natürlich gab es schon viel früher Vereine, aber die meisten Clubs verloren fast alle Spieler während des zweiten Weltkrieges durch Einberufungen zur Army. Viele sind nicht mehr zurückgekehrt oder waren schlichtweg sportuntauglich. Das führte zu Auflösungen der Vereine und fünf Jahre nach Kriegsende war endlich die Zeit wieder gekommen, in der Stadt einen größeren Club zu gründen. Das Maskottchen war auch schnell gefunden, ein dickbäuchiger Biertrinker kickt einen Ball. So einfach war und ist das.
 
 
Montag, 09. Oktober 2023, 20.00 Uhr BST:
 
Etwa dreißig Minuten braucht man zu Fuß vom Bahnhof Burton-upon-Trent zum Pirelli Stadium. Unterwegs sieht man zumeist heruntergekommene Straßenzüge, leerstehende Industriegebäude und selten optisch ansprechende Häuser. Kurzum, zumindest hier scheint es England noch immer nicht gut zu gehen. Das Stadion selbst ist na ja, ... wie soll ich sagen? Es ist fast neu, 2005 erbaut, bietet annähernd 7.000 Besucher Platz und irgendwie ... seelenlos. Seelenlos, ja, das ist das richtige Wort.
 
 
Ich hatte noch kein Ticket und bin deshalb deutlich früher als sonst am Ground gewesen. Auf dem Smartphone hatte ich während der halbstündigen Zugfahrt von Birmingham New Street her nochmals die Lage gecheckt und konnte der entzückten jungen Dame im Ticketoffice exakt meinen Wunschplatz mitteilen. Block, Reihe und Sitznummer. Danach hatte ich genügend Zeit für den obligatorischen Rundgang, war problemlos. Erstens ist das Gelände mehr als großzügig angelegt und der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. 2.296 Besucher wollten das Abendspiel sehen, welches auch live im TV ausgestrahlt wurde.
 
 
Alles war entspannt, fast zu ruhig. Die etwa dreihundert Fans vom Gast Cambridge United ließen die Kontrollen klaglos über sich ergehen, zudem gehören beide Clubs auch nicht gerade zu den Aushängeschildern der Liga. Nach dem mehr als gemächlichen Rundgang hatte ich "nur" noch eine Stunde bis Spielbeginn und deshalb ging ich durch die mehr als schmalen Drtehkreuze rein.
 
 
Drinnen genehmigte ich mir zuerst ein Cider und einen doppelten Cheeseburger, der vor allem eins, nämlich lieblos zubereitet war. Das Cider dagegen traf meine Geschmacksnerven und so wollte ich direkt auf den Platz durchstarten, wurde aber vom Steward gestoppt: "No alcohol beyond this point, please". Hätte ich aber wissen müssen. Ok, den Becher fast in einem Zug leergetrunken und dann auf den Platz, ganz seitlich auf der einzigen Sitzplatztribüne im Ground.
 
 
Hier war es wie erwartet, es fehlte das gewisse Etwas. Die restlichen drei Tribünen waren alles Stehplätze, ein ganzer Stand hinter dem rechten Tor für die Gäste vorbehalten. Also Banner hingen genug rum, aber so mit richtigem Support und so, da war wenig zu hören. Ab und zu machten sich dann die zumeist Jugendlichen mit einer Trommel zu einem Chant auf, aber so wirklich prickelnd war das nicht. Obwohl die Hausherren schnell vorlegten, Walker und Oshilaja markierten das schnelle 2:0 war von prickelnder Fussballstimmung wenig zu spüren.
 
 
Beide Kontrahenten meldeten zuletzt unterschiedliche Formkurven. Burton hatte sich nach einem grottenschlechten Saisonstart wieder gefangen und Cambridge dagegen meldete das Gegenteil. Nachdem man zuerst durchgestartet war, kam der Einbruch. So spielte jetzt der aktuelle 20te gegen den 16ten. Warum ausgerechnet dieses Spiel übertragen wurde, dürfte wohl das Geheimnis von SKY sein. Egal.
 
 
Die übliche Pausenerkundung entfiel, zuviele Stewards da. Aber die Zeit verging auch so und die zweite Halbzeit begann. Das Match änderte sich nun, die Hausherren wurden in die Defensive gedrängt und Cambridge spielte auf das Tor vor den eigenen Fans. Es wurde etwas lauter, immerhin. Burton brachte kaum noch Entlastung zuwege und der Druck wurde mit dem 2:1 Anschlußtreffer in der 67. Minute noch größer. Irgendwie überstand man auch diese Phase und sogar noch die sieben Minuten Nachspielzeit. Dann war Schluß und alles war bestens gelaunt.
 
 
Nun waren wieder eine halbe Stunde Fußmarsch angesagt, eine weitere halbe Stunde abhängen auf dem "aufregenden" Bahnhof von Burton-upon-Trent, um ziemlich exakt 24.00 Uhr war ich dann wieder im Hotelzimmer, also im Birmingham. 
In ein paar Tagen gibt es dann weitere Rückblicke von meiner kleinen Tour. Zeit genug ist ja, Länderspielpause.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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