Ein echtes Auswärtsspiel.

Hallo Bloggs,

bislang konnte sich der VfB Stuttgart bei seinen Auswärtsspielen auf seinen Anhang verlassen, speziell die Kicks in Sandhausen und Lautern boten viel Stoff zur Legendenbildung. Auch in Düsseldorf waren rund 3.500 Leute, aber in Bochum gab es im Prinzip zum ersten Mal ein echtes Auswärtsspiel. Natürlich war der Stehplatzeckblock brechend voll, aber die Gerade hinter dem Tor war verwaist und bot eine gähnende Leere. Auch Bochumer Fans zeigten sich beim Gespräch in der Tram nach dem Match enttäuscht, die Vorstellung der Roten in der Pfalz schien den Eindruck zu erwecken, daß der VfB auf Knopfdruck immer XX-Tausende auf die Beine bringt. In Bochum wurde diese Wunschvorstellung auf Normalmaß reduziert, wie auch die Mannschaft wieder an ihre Grenzen geriet.

Rund 22.000 Zuschauer sahen ein insgesamt gerechtes Unentschieden, welche "anne Castroper" aber als Sieg empfunden wurde. In der Tat zeigte sich erneut, in dieser Verfassung wird der Aufstieg nicht zu schaffen sein. Neun erzielte Treffer in sieben Begegnungen sind schlichtweg zu wenig, zumal die Abwehr immer wieder die unglaublichen Aktionen eines IV namens Toni Sunjic ausbügeln muss. Irgendwie passt alles noch nicht richtig zusammen, die seltsame Passivität nach dem Führungstreffer, das Einstellen des Pressings, die freiwillige Aufgabe des Mittelfeldes. Immerhin zeigte Schlußmann Langerak mal wieder in der 1:1Situation seine Klasse und Käpitän Gentner seinen Torinstinkt. Sturmtank Terodde wurde gedoppelt, aber unsere neue Nummer elf ist ein typischer Japaner. Fleißig und pfeilschnell ist Asano schon, aber köperlich im Moment zu schwach. Mit der Hereinnahme von Tobias Werner wurden die Angriffsbemühungen quasi eingestellt, leider. Diese Gründe dürften wohl immer noch im privaten Bereich zu suchen sein. Man sieht, der neue VfB-Wolf muss sein bestes Rudel noch finden. Hungrig ist man wohl, das ist keine Frage. 

Trotz einer ganzen Reihe höchst durchschnittlicher Darbietungen bleibt man zumindest im Rennen im Platz zwei dabei. Das gibt Hoffnung, zumal der Jungcoach nach dem Fürthspiel dann zwei Wochen Zeit hat, den Großteil der Mannschaft richtig zu studieren. Ich persönlich schätze dann, dass die unglücklichen Darbietungen von Sunjic vorbei sind. Vermutlich kommt dann mit Pavard der nächste Jungspund im Abwehrzentrum zum Einsatz. Immerhin wurde der junge Franzose gekauft und nicht nur ausgeliehen. Bis zur nächsten Wechselperiode muss man sich durchwursteln und festigen. Wenn man dann immer noch in Schlagweite von Rang eins ist, dann kommt die große Zeit der Roten. 

Rundherum um das Grün: Es waren geschätzte 2.000 VfB-ler da. Und es war gut, richtig gut. Wir waren in Block D, gleich daneben. Aufgrund der jüngsten Ticketerfahrungen hatten wir gleich Tickets direkt in Bochum bestellt. Es waren viele Ruhrpottschwaben da, der Dialekt war der einzige Unterschied. Warum ein großer Bereich im Gästeblock leer war, wird wohl ein großes Geheihmniss bleiben. Auf jeden Fall war CC in "good vioce". Man verzichtet auf die Insidersongs und brachte Klassiker, welche auch die Brustringträger aus Bochums Umgebung kannten. CC: Daumen hoch. Also am Anhang hat es nicht gelegen. Man gab alles, was man hatte.

Das Stadionheft gibt es für "Umme". Kein Hochglanzding für 1,50 € wie in Lautern, dafür echter und bodenständiger.  Auf echtem Papier, prall gefüllt mit Infos über den gesamten VfL Bochum, beste Lektüre für die Halbzeit und die Tage nach dem Spiel. Auch hierfür einen Pluspunkt.

Das Stadion hat was. Keine Turnhalle wie in GE oberhalb von BO, keine überzogende Südtribüne wie rechts von BO. Einfach ein cooles Ding, seit vierzig Jahren. Dann die Lage, "anne Castroper" Straße, an zwei Seiten eingerahmt von Häuserfronten erinnert es an England. An Spieltagen herrscht Chaos rund um den Ground, alles eng, alles Fussball pur. Echter Pott noch, so wie wir Romantiker es noch kennen und sich manch Jüngerer vorstellt. Die Rostbratwurst wird noch auf echten, glühenden Kohlen gegrillt und das Pils ist süffig & günstig. Die Stimmung insgesamt war toll, zumal der Spielverlauf gegen Ende der Partie eindeutig in Richtung Hausherren kippte. Es war das erste echte Auswärtsspiel, im Pott, im ehemaligen industriellen Fussballherz von Deutschland.

Der Samstag brachte eine Reise zurück in die "Neunziger". Da gab es lächerliche 8 Kilometer weiter von Bochum einen weiteren Bundesligisten. Da waren wir dann, in Wattenscheid. Mehr in der nächsten Post.

Bild: Das Bild trügt, das Wetter dar deutlich besser. Stadion "anner Castropper" Straße.

Bild: Rund 2.000 Rote dürften es dann doch gewesen sein.

Bild: : Das Stadion inside: Klein, geil und eben nur Fussball.

Bild: Nach dem 0:1 kurz Herr im fremden Haus.

Bild: Ein Danke der Mannschaft nach dem Match.

Bild: Ist ein Punkt in Bochum gut oder nicht? Das wissen wir erst am Ende der Saison.

RaMü