Dynamo Dresden - VfB; Einreise verweigert !

Hallo Bluebloggs,

heute gibt es eine kleine Zeitreise, zurück in eine Epoche, als es noch zwei Deutschlands gab. Da waren die Bundesrepublik Deutschland mit provisorischer Hauptstadt Bonn und die Deutsche Demokratische Republik ( DDR ) mit Ost-Berlin. Diese DDR behauptete ja da bessere Deutschland gewesen zu sein, mit moralischer Verpflichtung zum Erhalt des Weltfriedens und dem Erhalt des Sozialismus, jene segensreiche Staatsform zugunsten ihrer Bürger. Ich lese gerade ein Buch; Plan D, und da fiel mir meine persönliche Geschichte im Umgang der DDR mit den westlichen Besuchern ein, zumal auch Fußball eine gewisse Rolle spielte.

Man schrieb das Jahr 1989 und in dieser Saison setzte der VfB Stuttgart im damaligen UEFA-Cup zu einerm fast für die Vereinsgeschichte beispiellosen Siegeszug an. Man erreichte das Halbfinale und bekan mit Dynamo Dresden einen ostdeutschen Gegner zugelost. Man freute sich auf das innerdeutsche Duell, beide Stadien waren ausverkauft. Der VfB musste zuerst zuhause antreten und hatte das Rückspiel dann am 19. April 1989 zu bestreiten. Da wollten wir/ich unbedingt dabei sein und meldeten uns an. Damals gab es auch schon einen offiziellen Reiseunternehmer, welcher im Namen des VfB Busreisen organisierte. Allerdings gestaltete sich die Sache etwas umständlich, man musste mit der normalen Anmeldung einen Antrag auf eine Einreise für die DDR stellen. So musste man persönlich im Stuttgarter Büro den Antrag ausfüllen, selbstverständlich mit Vorlages des Reisepasses. Personalausweis wurde nicht aktzeptiert, schließlich ging die Fahrt hinter den "eisernen Vorhang", wie die Grenze zwischen Ost und West damals genannt wurde. Ich unterstelle jedem Besucher einer deutschen Schule, schon mal was von den damaligen Zustände gehört zu haben. Auf beiden Seiten dieser Grenze standen sich zwei Militärblöcke gegenüber, die NATO aus westlicher Seite und der Warschauer Pakt. Zwei verschiedene Regierungsformen misstrauten sich zutiefst und die DDR stellte als "Frontstaat" die vorderste Speerspitze des Sozialismus dar. Reisen in das jeweilige andere Deutschland waren nur selten und wenn überhaupt mit großem bürokratischem Aufwand zu bewerkstelligen. So auch hier. Also bezahlte ich den Reisepreis für die eigentliche Reise, die Eintrittskarte und die Antragsgebühr. Der Antrag wurde dan an die Botschaft des Arbeiter.- und Bauernstaates DDR geschickt, geprüft und genehmigt. Rund zwei Monate waren noch Zeit. Langsam wurde ich ungeduldig; es gab keine Nachricht über die Reise. Zwischenzeitlich gab es mal per Post immerhin die Eintrittskarte, Stehplatz für unverschämte 25,-- DM. Egal, Hauptsache dabei. Die Tage vergingen, Das Reiseunternehmen verschickte schon mal die Unterlagen, Die genehmigten Visa würden dann eben direkt im Bus verteilt. Am Abend vor der Abfahrt kam dann der Anruf, eine freundliche Damenstimme teilte mir folgendes Nachricht mit; " Herr Müller, tut uns leid. Von 52 Reiseteilnehmern haben 51 Personen ihr Visa bekommen .... !" Ich unterbrach den säuselnden Redeschwall etwas rüde: " Überweise Sie das Restgeld bitte auf das bekannte Konto" und legte  auf, im wahrsten Sinne des Wortes, Handy und Smartphone waren damals noch Zukunftsmusik. So endete meine Reise in die DDR, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Das Geld für das Ticket und die Visagebühren waren futsch, das Stuttgarter Unternehmen zahlte anständigerweise den Reisepreise anstandslos zurück. Immerhin, der VfB warf dann Dresden aus dem UEFA-Cup, dem 1:0 Sieg in Stuttgart folgte dann ein 1:1 auswärts. Fast sieben Monate später fiel dann dieses Monstrum der Teilung, und bei meiner unkomplizierten Einreise in die DDR nach Weihnachten 1989 musste ich innerlich jubeln. Man fuhr bei Hof in Bayern durch den geräumten Grenzstreifen, durch den Zaun, die Minenfelder, vorbei an den Wachtürmen und dann saß da ein DDR-Grenzsoldat auf einem Klappsitz mit Tisch, stempelte unsere Pässe und sagte freundlich; "Herzlich willkommen in der DDR".

Die Gründe für die Einreiseverweigerung habe ich nie erfahren. War meine Dienstzeit bei der westdeutschen Bundeswehr mit etwas "höherem" Dienstgrad Schuld? Oder die Brieffreundschaft mit einem Dynamoanhänger seit dem Spiel des VfB in Prag, lange vorher? Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich einen Antrag auf Einsicht in die Stasiunterlagen stellen, irgendwann, wenn die vielen Millionen betrogenen Ex-DDRBürger vorher Einsicht genommen haben. Aber diese Fahrt nach Prag ist auf jeden Fall einen weiteren Post wert, irgendwann!

 

Nachtrag: Einzige handfeste Erinnerung ist die beigefügte Eintrittskarte. Dabei fallen einige Dinge auf: Der Preis wird in DM angegeben, also Deutsche Mark. In der DDR hieß es damals einfach nur Mark. War das Ticket extra für die westdeutschen Besucher gedruckt worden?  Der Preis war unverschämt hoch, im Osten kostete damals ein Stehplatz lediglich 2,50 Mark. Auch die aufgedruckte Paarung stimmt nicht. Der VfB Stuttgart hatte ein Auswärtsspiel, kein Heimspiel.

 

 

Leider habe ich bislang noch kein Heimspiel von Dynamo Dresden gesehen. Was nicht ist, kann ja noch werden. Ist ja jetzt kein Problem mehr, oder ?

RaMü