Raus aufs Land I
 
Hallo Bloggs. Also das habe ich mir fest vorgenommen, ich hänge nicht drei Tage in Glasgow ab. Wenn man in Schottland ist, sollten ein Schloß, am besten ein "Spukschloß" haha, oder ein Loch, am liebsten mit "Nessie", schon im Bereich des Möglichen sein. Ist es natürlich nicht, denn Glasgow ist mit der Bahn viel zu weit "südlich". Und ich sitze nicht zwei, drei Stunden in der Bahn um dann zwei Stunden irgendwo tolle Bilder zu machen und dann diesselbe Strecke zurück. Maximal eine Stunde war dann meine persönliche Vorgabe. Und es hat geklappt, so ähnlich zumindest. Gleich am ersten vollen Tag fuhr ich die läppische 45 Minuten nach Dumbarton. Schloß gucken.
 
 
Na ja, Schloß ist schon mal falsch, es ist eine Festung. Die beiden hochragenden Felsen unmittelbar am Firth of Clyde gelegen sind seit ungefähr 1500 Jahren strategisch wichtig, wobei die Bedeutung in den letzten Jahrhunderten dann doch abgenommen hat.
 
 
Beim Bahnhof Dumbarton East bin ich dann ausgestiegen und die paar Meter zur Burg gelaufen. Unterhalb der Felsen befindet sich das Stadion vom Dumbarton FC, einem Verein der League two Schottlands, also vierte Liga. Deren Spieler werden als "sons of the rock", als "Söhne des Felsen" bezeichnet. Wenn's hilft.
 
 
Natürlich war wieder irgendein Teil der Burg eingerüstet, hab halt Pech. Da erst um 10.00 Uhr geöffnet wurde, war ich wie fast üblich zu früh dran. Es begann zu nieseln und pünktlich wurde das Tor geöffnet. Im Eingangsbereich war alles mit Bauzäunen versehen, es ist manchmal ein Nachteil, wenn man "out of season" Sehenswürdigkeiten besucht.
 
 
In der ehemaligen Kommandantur bezahlte ich die 7,50 £ und wurde herzlich begrüßt. Das Problem war, im Prinzip habe ich kaum ein Wort verstanden, aber wir haben uns prächtig unterhalten. Da ich der erste Besucher war, hatte ich das Vergnügen im Mittelpunkt von drei Personen zu sein, welche an diesem Tag Dienst hatten. Herrlich!
 
 
Wer Dumbarton Castle erkunden will, braucht eine gewisse Kondition. So eben mal durchrennen geht nicht, steile Treppen und abenteuerliche Wege führen zu mehreren Aussichtspunkten und verschiedenen Gebäuden. Das Wetter wechselte ständig und bot so einen richtigen Eindruck von Schottland.
 
 
Auf dem Weg zum absoluten Gipfel gibt es immer wieder wirklich schöne Ausblicke, auch ins Landesinnere. Das Stadion des Dumbarton FC hat wirklich nur diese eine Tribüne, welche rund 2.000 Personen Platz bietet. Mehr braucht man auch nicht. Im Schnitt kommen etwa 500 Fans. Man sieht es nur zu deutlich, drei Zäune und eine Tribüne, das reicht.
 
 
Beim Blick auf den River Clyde wird die Bedeutung klar. Hier versperrt die Festung den Zugang ins Landesinnere und es war über Jahrhunderte eine echte Bastion. Und es war eine englische Festung. Als Seemacht war man sich der Wichtigkeit bewußt und baute während der schottischen Unabhängigkeitskriege ständig aus. So soll Schottlands Nationalheld William Wallace, bekannt hierzulande durch den Hollywoodstreifen "Braveheart" hier eingekerkert worden sein und später in London gevierteilt. Aber dann war das Ende doch absehbar. Die Weiterentwicklung der Waffen machten das Dumbarton Castle überflüssig und heute ist es ein Zeugnis der wechselhaften Geschichte des vereinigten Königreichs. Auf jeden Fall ist es die älteste Burg Schottlands und in nur 45 Bahnminuten vom Glasgow aus zu erreichen. Zwar keine Highlands, aber zumindest beginnen diese hier.
 
 
Zwei Stunden genügen, Treppen rauf und runter, das ermüdet. Eigentlich wollte ich in Dumbarton selbst in einem Pub was essen, hab aber auf dem Weg zum Dumbarton Central überhaupt nichts dergleichen gefunden. Nur die üblichen Fast Food Restaurants. Das Städtchen selbst hat ja nur 20.000 Einwohner, der Bahnhof liegt etwas am Rande.
 
 
Und so bin ich dann wieder in den Zug zurück nach Glasgow. Die Verbindungen sind tagsüber gut getaktet, jede zwanzig Minuten fährt die ScotRail zur Queen Street Station. Absolut machbar.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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