Robin und Lady Marian

  Hallo Bloggs.
 
Nach so viel Fussball in und um Nottingham muss man dieses Thema angehen. Überall stolpert man über diesen Namen und selbst der hartgesottenste Legendenverweigerer wird hier schwach, diese Sage muss man einfach lieben.
Jede Region hat anscheinend seine unerschütterlichen Kämpfer. Die Palette reicht von "Schinderhannes" im Hunsrück, über Wilhelm Tell in der Zentralschweiz bis zum Tirole  Andreas Hofer. Damit sind längst nicht alle aufgezählt und nur der deutsche Sprachraum abgedeckt. Also im Prinzip hat da jede Nation ihre Vorbilder und hält diese Legenden auch feste in Ehren. Allerdings dürfte wohl fast niemand diesen unglaublichen weltweiten Bekanntheitsgrad wie Robin Hood erreicht haben, allein rund fünfzig Fernsehproduktionen gibt es, der erste Stummfilm erschien schon 1912. Die Liste reicht vom Unterhaltungsschinken der übelsten Machart bis zur seriösen Dokumentation. Alles dabei.
Wie geht man dieses Thema an? So richtige Fakten gibt es da schon, aber ungefähr acht Jahrhunderte Zeitpuffer haben diese Tatsachen doch merklich reduziert.
Auf jeden Fall gibt es die Burg in Nottingham. Auch heute noch ist diese wuchtige Festung inmitten der Stadt ein Muss für jeden Besucher. Allerdings hat das jetztige Aussehen mit der Burg von damals wenig mehr gemein, zahlreiche Umbauten und Verschönerungen zu mehreren Herrenhäusern haben den hochmittelalterlichen Charakter zerstört. Natürlich gibt es dort ein Robin Hood Museum.
 
 
Vor dem Tor steht die Statue des Helden. Der Marktplatz von heute ist wie viele Plätze überall, nichts Besonderes. Unterhalb der Burg gibt es den ältesten Pub der Stadt, ach was, des ganzen Landes. Der Besuch ist ein absolutes Muss, in den Höhlen lagerte und lagert man das Bier, die Preise sind zwar hoch, aber das sollte man sich schon gönnen. Angeblich sammelten sich hier die Kreuzritter vor der Reise nach Jerusalem. Das erklärt den eigenwilligen Namen.
 
 
Nördlich von Nottingham begann damals der Sherwood Forest, es muss ein gigantischer Wald gewesen sein. Also das ideale Versteck für Robin und seine Leute. Heute ist nur noch ein kümmerlicher Rest übrig, die Aufnahme in das Nationalpark System soll das nationale Erbe retten. Hier gibt es natürlich auch ein Museum und zahlreiche Wanderpfade führen zumindest zu einer, vermutlich echten Attraktion. Es ist die Mayor Oak. Diese gigantische Eiche ist tatsächlich zwischen 800 und tausend Jahre alt. Könnte schon mal passen. Angeblich hat sich Robin da mal vor seinen Verfolgern versteckt. Genaueres weiß man nicht.
 
 
Kommen wir nun also zur Hauptperson. Und da geht es schon los. Nach so vielen Jahren voller Verehrungen, Legendenbildung und Vermarktung dürfte diese Person wohl immer ein Rätsel bleiben. Auf jeden Fall gab es da Mitte des 12. Jahrhundert mehrere Räuber in der Gegend, der Name Robin ist leider sehr geläufig und die Nachnamen Hood ebenfalls. Er könnte aber auch Robert Hod geheißen haben, oder wie auch immer. Auch heute werden Namen noch umgemodelt, schon damals gab es Trittbrettfahrer. Auf jeden Fall gab es den Sheriff von Nottingham. Man sieht, dieses Amt gab es schon vor der Zeit des sogenannten Wilden Westens. Auf jeden Fall waren diese Richter und Verwalter ziemlich grob und gewalttätig, das war aber damals normal.
Schon im 14. Jahrhundert gab es die ersten Balladen über einen edlen Räuber, welcher sich der arroganten Macht aus Nottingham entgegenstellte, die Verklärung begann. Mit jedem Jahrhundert wurde es schnulziger und edler, bis heute hält dieses im Prinzip fassungslose Verhalten an. Es gibt keinerlei Beweise für solch großmütigen Taten, lediglich der Kampf zwischen den "Outlwas" und den Soldaten des Sheriffs ist belegt. Der Rest ..... ?
Auch die Liebschaft und die Heirat der Lady Marian ist umstritten, wie alles was mit dieser sagenumwobenen Gestalt zu tun hat. Gewiss gab es solche Leute in dieser Umgebung. Es gab gewiss Adlige, welche verarmten. Es gab die "merry men", also die "vergnügten Männer", tief im Wald. Allerdings nur bei den Saufgelagen. Gewiss gab es die ausgebeuteten Bauern, und es fehlte an der Obrigkeit ganz oben. Der König war auf dem Kreuzzug, mitsamt seinen besten Rittern. Dieses Vakuum nutzen die unteren Ränge aus. Könnte von der Zeitleister her auch passen. Gewiss wurde geliebt, betrogen, gehurt, gesoffen und getötet. All das ergab und ergibt den Mix der Legende um Robin Hood, den Rächer der Witwen und Enterbten.
 
Wenn ich nun manchen Leser enttäuscht habe, tut mir das leid. Ist man im Robin Hood Country ist jedoch jedermann davon überzeugt, das der edle Räuber wirklich so gelebt hat, oder so ähnlich zumindest. Der Mensch braucht Ablenkung, die Jugend Vorbilder und das Auflehnen gegen die Obrigkeit hat seit jeher einen gewissen Reiz. In den USA werden Outlaws wie Billy, the Kid und Jesse James angehimmelt, in England eben Robin Hood.
Trotzdem, sollte man nach Nottingham kommen ist der Besuch der Stätten reizvoll. Man kann sogar ein Stück dem historischen Handelspfad in Richtung York entlang wandern. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Der Besuch des Sherwood Forest ist kostenlos, das Visitor Center ebenfalls. Außerhalb sind verschiedene angebliche Episoden dargestellt, unter anderem der "Kampf mit den Stöcken" um den Übergang über einen Bach. Der damalige Gegner "Little John" wurde später zum größten Verehrer von Robin Hood. Seufz. Das Dörchchen Edwinstowe ist sehenswert, ebenfalls die Rufford Abbey.
 
 
In den Katakomben der Abtei bekommt man eine ungefähre Vorstellung von den Klostern des Mittelalters. Ein Vergnügen war das damals auf keinen Fall.
Auf jeden Fall sollte man mit dem Auto unterwegs sein. Alle Ziele mit den öffentlichen Verkehrsmitteln abzuklappern ist äußerst umständlich und zeitraubend. Die nächst größere Stadt ist Mansfield, ... und die haben immer einen Viertligisten, Mansfield Town. Und da wären wir wieder beim Fussball.
PS: Die Bilder mit der Statue und dem "Mayor Oak" sind von mir, aus meinem ersten Besuch 1986. Später war ich nochmals in der Stadt, irgendwie sind die digitalen Bilder leider in den Tiefen meines Laptops verschwunden, lediglich die Stadionbilder haben "überlebt". Natürlich. Die restlichen Bilder sind "entliehen". Man möge mir verzeihen.
 
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RaMü
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