Grimsby & Town (II)
 
Hallo Bloggs. Rund drei Kilometer sind es vom Stadion von Grimsby Town FC bis zum "Hauptbahnhof" Grimsby Town. Ich hatte massig Zeit und beschloß daher, die paar Meter zu Fuß zu gehen und vielleicht noch einen Pub zu besuchen. Es waren zum Teil depremierende Abschnitte und ab und zu nette Ansichten. Irgendwie fühlte ich mich an Morecambe erinnert. Nur hier war ich an der North Sea und dort an der Irish Sea, hier ist es die nunmehr fast zur Bedeutungslosigkeit niedergegangene Fischindustrie und dort ein ehemals bedeutender Ferienort. Bei beiden Mittelstädten gibt es diesselben Probleme, beide kämpfen um den Anschluß an eine bessere wirtschaftliche Zukunft.
 
 
Man sieht es überdeutlich, Grimsby hat was mit der Fischerei und deren Verarbeitung zu tun. Im Mittelalter war der Ort so klein, dass er praktisch nie erwähnt wurde. Erst der richtige Ausbau zu einem großen Hafen vor über hundertfünfzig Jahren bescherte einen Boom, welche Grimsby bis 1920 gar zum größten Fischereihafen Europas machte. Die Stadt am Fluss Humber wurde die "Heimat der Schellfische" genannt. Der Leser ahnt es schon, irgendwann hat jeder Boom seinen Zenit überschritten und das Ende der Fischerei ist zwar nicht erreicht, aber Grimsby hat längst nicht mehr die Bedeutung früherer Jahrzehnte. Und das sieht man.
 
 
Als gutes Beispiel gilt die Vorderfront des Grimsby Telecoms Tower. Dass ausgerechnet eine deutsche Firma in diese Bauruine namentlich verwickelt ist, ist schon reine Ironie. Dieses Gebäude steht am Rande der Docks und ist nur stellvertretend. O.k., industrielle Hafengegenden sind selten Touristenmagnete, aber hier war es schon krass. In der letzten Zeit haben sich mehrere andere Industriezweige angesiedelt, aber der Brexit bremste den zarten Aufschwung wieder aus. Es ist zäh, hier am westlichen Ufer des Lincolnshire. Die Fussgängerzone glich einer leblosen Zone. Es war zwar Feiertag und die Läden geschlossen, aber auch an einem anderen Wochentag dürfte das pralle Leben hier keinesfalls pulsieren.
 
 
Natürlich gibt es auch nettere Ecken, aber die sind rar gesät. In der Nähe des Grimsby Fishing Heritage Center mit seinem Schauboot bemüht man sich um moderne, maritime Eindrücke. Es gibt eine toll renovierte Kirche, das Minster. Auch unmittelbar am Bahnhof locken einige herausgeputzte Pubs zum Verweilen, aber sonst? Vielleicht tue ich dem Städtchen auch unrecht, für einen richtigen und intensiven Eindruck fehlte schlichtweg die Zeit. Und dabei erscheint es nur zu logisch, dass man in Manchester mit dem TransPennine Express bis Cleethorpe durchfahren kann, Der dortige Strand ist Endstation und nicht Grimsby selbst. Es hat schon deutliche Aussagekraft, diese Verbindung. Wenn schon Grimsby, dann Cleethorpe.
 
 
Keep the faith.
RaMü
 
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