Steigt bitte direkt ab !

Hallo Bloggs,
als neulich dieses angebliche "schwarze Loch" fotografiert wurde, war ich noch naiv. Das ist doch fast unendlich weit weg, so dachte ich dummer Narr damals. Zwischenzeitlich bin ich gescheiter, das "schwarze Loch" ist nun in Stuttgart angekommen und hat den VfB als Standpunkt auserkoren.
So zumindest die Gefühlslage während und nach dem 6:0 Debakel in der Puppenspielerstadt Augsburg. Ich verliere die Lust an diesem Club und langsam ist mir das alles auch schietegal und ich machte etwas, das ich noch nie seit 1975 gemacht habe, ich verweigerte die zweite Halbzeit als Fan und verbrachte die zweiten 45 Minuten in den Katakomben der Augsburger Arena, und ich war nicht allein, bei weitem nicht allein. So weit, so tief sind wir gesunken.
Der VfB Stuttgart hat in der Bundesliga ohne Zweifel nach wie vor einen guten Ruf. Diverse Titel, immer schön verteilt, lassen den Namen nie vergessen und in Europa war man lange Zeit fester Bestandteil der Wettbewerbe. Das ist aber schon etwas länger her und damals waren noch echte Kerle am Zug. Die Nachkommen verschleudern das sportliche Erbe, auf und neben dem Platz. Das Problem ist in allen Etagen zu suchen und zu finden, aber das Schaufenster ist halt die Bundesliga, und da gibt man sich der absoluten Lächerlichkeit preis. 6:0 in Augsburg, die höchste Niederlage seit dem 6:0 in Bremen, damals 1986, damals gab es die sozialistische DDR noch.
Der einst ruhmreiche Verein ist zwar noch nicht völlig abgebrannt, aber die Flammen schlagen schon immens hoch. Man taumelt am Abgrund und man sucht nun einen neuen Strohhalm, aber dieser Verein ist auf Sand gebaut.
Deshalb bitte ich schweren Herzens, steigt direkt ab. Die Dauerkartenbesitzer und die Alles- oder zumindest Vielfahrer sehen es schon länger realistischer als die selbstherrliche Vorstandschaft oder die gelangweilten Spieler, diese Truppe ist nicht tauglich für Erstligafussball. Lieber supporte ich eine angriffslustige Mannschaft in der zweiten Liga, als solch einen Trümmerhaufen. Weg mit dem Schutt, und wenn der Neuaufbau drei Jahre braucht. Weg mit den überheblichen Architekten, mit den selbstverliebten kleinen Trumpkopien. Hin zu mehr ehrlicher Fußballliebe, hin zu mehr Bodenständigkeit. Keinesfalls darf man die moderne, vernetzte Welt nicht verleugnen oder gar verteufeln, wer aber so trixxt, sich so windet, sich so präsentiert, darf bei einem der bekanntesten Clubs der Bundesliga nicht mehr das Zepter in der Hand halten. Zurücktreten ist ein Zeichen der Größe, den Weg freimachen für den Neubeginn. Da hoffe ich wohl vergebens, im Gegenteil. Vermutlich gibt es jetzt Durchhalteparolen wie; "der Kapitän verlässt das sinkende Schiff nicht", oder "ich mache mich nicht vom Acker". Begleitet von den schrägen Aktionen einer Werbecompany, welche das treue Stuttgarter Publikum nur noch in Mitglieder oder Nichtmitglieder einteilt. Dauerkartenbesitzer seit vierzig Jahr, schön und nett, aber uns interessieren nur Mitglieder. Mitglieder, Mitglieder, Mitglieder. Es ist fast eine Manie und zeigt den Gigantismus und das atemberaubende Tempo des Aufholens, man will mit aller Brachialgewalt verlorene Zeit wettmachen und verprellt die Basis, dieses "schwierige Umfeld", das womöglich auch noch die hochbezahlten Kicker derart unter Druck setzt, dass die Fans auf den Rängen doch die eigentlich Schuldigen an dem Untergang sind.
Natürlich ist der Klassenerhalt noch drin. Aber wie wäre es mal wieder mit einem Pünktchen oder gar mit einem Sieg. Das wäre doch mal wieder entspannend, nicht ständig nach Nürnberg und Hannover schielen zu müssen. Aber was bringt uns der Klassenerhalt durch die Relegationsspiele? Nächste Saison geht es so weiter, weil sich nichts geändert hat. Der kleine Hoffnungsschimmer Hitzlsperger / Mislintat wird wohl im grellen Licht des Patriarchen untergehen und verglimmen.
Man sieht, es sieht nicht gut aus. Am Neckar, dem irdischen Zentrum des "Schwarzen Lochs".
 
Keep the faith
 
RaMü