On to the Valley !

Hallo Bluebloggs,

es gibt Fußballvereine, die kennt kaum ein Mensch außerhallb einer Hundertmeilenzone. Wenn man dann in einer Metropole wie London beheimatet ist, hat man es nochmals doppelt so schwer. Man kommt gegen die Megaclubs wie Chelsea, Arsenal oder Tottenham einfach nicht an. Da nutzen auch verschiedene Premiershipauftritte nichts, die Queens Park Rangers können zum Beispiel ein Lied davon singen. Fast in Vergessenheit gerät man, wenn die letzte Saison im englischen Oberhaus schon nunmehr sieben Jahre zurück liegt, man zwischendurch gar in der dritten Liga kickte. Dieses Schicksal teilt man mit seinem ungeliebten Nachbarn, dem FC Millwall. Die "Dockers" trennen nur drei Meilen Liftlinie von den "Addicks", also Charlton Athletic. "Addicks" heißt in einem Südlondoner Dialekt entweder süchtig oder ist ein Abwandlung von "Haddocks", Schellfisch auf Deutsch. Angeblich arbeiteten früher viele Fans auf dem nahegelegenen Fischmarkt. So kann sich jeder seine freundlichere Version denken, über die "Addicks". Zudem hat Charlton noch eine weitere Besonderheit zu bieten. Im Vorstand sind die Fans mit einer Person vertreten, jeder Dauerkartenbesitzer ab 18 Jahren kann sich aufstellen lassen. Das ist Basisdemoktratie in Reinkultur.

Fährt man mit dem Zug nach Charlton, steigt man am besten in der Cannon Street oder London Bridge zu. Dann sind es rund fünfzehn Minuten bis zum kleinen Bahnhof mit seinen zwei (!) Gleisen. Man steigt aus und befindet sich an einer typisch, englischen Crossroad. Mehrere Lebensmittelläden, zwei Pubs, zwei Cafes, eine Bank, fertig ist das englische Lebensglück. In nur zehn Minuten kommt man zum Ground, welcher auf der einen Seite von einem großen Parkplatz eingeengt wird, hinter der einen Tribüne steigt sanft ein bebauter Hügel an. Jetzt weiß ich, warum die Fans das Stadion "The Valley" nennen. An der Vorderseite ist der Clubshop, das andere Ende markieren Hochhäuser. Der letzte Umbau datiert von 2004, der Rest stammt noch aus dem letzten Jahrtausend. Ein typischer Verteter englischer Stadionkultur, also mir hat das Ding sehr gut gefallen.

Beim Heimspiel gegen den ehemaligen Europapokalsieger Nottingham Forest kamen rund 16.000 Zuschauer, das entspricht dem Schnitt. Es war ein Wochenspiel an einem Dienstag, bereits am Samstag davor hatte man ein Heimspiel, gegen Huddersfield sprang ein 3:0 Heimsieg raus. Ich bezahlte nur rund 20.-- €. das ist ein sehr guter Preis. Der Platz war auf der Haupttribüne, seitlich auf dem Oberrang. Das Match war übrigens sehr gut, nur wenige Tage zuvor war ich in Sandhausen gegen Aalen, ein echter Unterschied. die drei Treffer zum 2:1 Heimsieg für Charlton fielen schon in den ersten zwanzig Minuten, die Stimmung war echt gut, hier in Charlton singt man noch, in Millwall hörte ich da nur Gebrülle, wie bei den Affen. Die Preise für die Stadionkost ist ebenfalls ganz o.k., also mir hat Charlton sehr gut gefallen. Es scheint auch für Touristen sehr attraktiv zu sein. Ich mußte mein Ticket um 18.00 Uhr abholen, in der Schlange hörte ich alle möglichen Sprachen, aber einen Londoner Dialekt habe ich fast nicht vernommen. Also Leute, wer genug hat, von den überteuerten, großkotzigen Londonclub geht zu Charlton und zieht sich am Seabay Chippy seine Fish&Chips rein, so wie ich, damals am Dienstag, den 3. März 2015.

Bild: Blick in "Valley".

Bild: Die "Sahneseite".

Bild: Also auf meiner Tribüne war es voll. Forestsupport komplett hinter dem Tor.

Bild: Alles steht im "Valley", Heimsupport. Klein, aber fein.

RaMü