We're not really here ... We're not really here ...

Hallo Bloggs.
 
Es war im Jahre 1998, genauer gesagt am 19. Dezember. Manchester City spielte in der dritten Liga und verlor bei Aufsteiger York City mit 2:1. Es folgte der niedrigste Tabellenstand / Rang 11 in der nunmehr 125jährigen Geschichte des Vereines und damals sollen die Fans angeblich den folgenden Chant gesungen haben: "We're not, we're not, we're not really here, just like the fans of the invisible man, we're not really here". Es handelte sich schlichtweg um eine Verweigerung der 2000 mitgereisten Fans, die bittere Realität und die Tatsache anzuerkennen, man ist drittklassig.
Ähnlich ist anscheinend auch die Situation beim VfB Stuttgart. Jahrzehntelang war man selbstverständlicher Bundesligist. Abstiegssorgen waren fast unbekannt, erst die letzten Spielrunden vor dem gefühlten ersten Abstieg 2016, dabei wars "schon" der zweite Abstieg nach 1976 brachten diese schweißtreibende Gefühl an den Neckar. Nun, nach dem dritten Abstieg 2019 ist man wieder in der derselben Situation. Man verkennt die Tatsachen und erlaubt sich eine Vorgehensweise in Sachen Rückkehr, welche im Moment äußerst fraglich ist. Man benimmt sich wie ein Bundesligist auf einer Pokalpartie in der Provinz. Manche nennen es Überheblichkeit, andere Personen nennen es Arroganz. Dies betrifft aber nicht nur den sportlichen Kopf, auch die Spieler glauben, mit dem Überziehen des Brustringes hat man die Rüstung der Unfehlbarkeit und der Unbesiegbarkeit angezogen. Uns kann keiner! Was wollt ihr! So der Eindruck.
Gewiss. Beim letzten Aufstieg, wie sich das anhört, ist man auch "high risk" gegangen. Man entledigte sich zunächst "General" Luhukay und verpflichtete im Zuge der in Deutschland grassierenden "Nagelsmannmania" einen bis dahin komplett unbekannten, jungen Trainer. Hannes Wolf war der Name. Der Kader wurde sinnvoll ergänzt, mit Sportdirex Schindelmeiser ebenfalls in die Trickkiste gegriffen. Also ganz neu ist die Situation nicht. Zumindest in Sachen Trainer hat nun Tim Walter schon etwas mehr Erfahrung mitgebracht, immerhin schon ein Jahr zweite Liga mit Holstein Kiel. Beim Kader ging man rabiater vor, als noch vor drei Jahren. Es war ein fast kompletter Umbruch. Am Anfang ging noch alles glatt, die Punkte stimmten und man sah über die Tatsache hinweg, dass ein großer Haufen eigenes Glück und gehöriges Pech des Gegners für manchen Sieg vonnöten war. Jetzt ist der Anfangsbonus weg, der Gegner verliert den Respekt und kleidet seine Siege in warmherzige Worte. Weniger Diplomatie wäre manchmal sinnvoller. Die Kontrahenten haben den Walterfussball längst enträtselt, jetzt wäre eine taktische Umstellung dringend notwendig. In Ansätzen ist das schon geschehen, aber wann geht man Risiko und tritt mit drei Stürmern an? Ich, und damit bin ich beileibe nicht allein, kann dieses Ballgeschiebe nicht mehr sehen. Zusätzlich ist der VfB eine Schnarchtruppe. Das muss mal gesagt werden.
Auch der verwöhnte Anhang glaubt, eine numerische Übermacht auf den Rängen garantiert einen Dreier. Dann hätte man in Sandhausen sechs Punkte holen müssen. Die größte Schmach war dann letztlich die, dass der Anhang des Ligazwergs mit dem Schlußpfiff "Auswärtssieg" brüllte. We're not really here.
Wenn man von sieben Spielen insgesamt fünf verliert und trotzdem noch Dritter ist, kann die Liga auch nicht sooo dolle sein. Das sagt schon alles. Oder, alles ist relativ ausgeglichen. Ergo, Gas geben und bis zum Weihnachtsfest neun Punkte einfahren. Sonst fahren wir im Oktober 2020 wieder nach Sandhausen.
 
PS: Für den Gesang der ManCITY Supporters gibt es noch eine andere Version. Ende der Achtziger wurden die Fans mit einem Auswärtsbann belegt. Trotzdem fuhren angeblich rund 1.000 Man zum Spiel nach Luton. Als CITY Tore erzielte, sangen die Fans dann auf den Straßen außerhalb dieses Lied. Angeblich. Anhören:
 
 
Bild unten. Manchester City Supporters bei York City am 19. Dezember 1998. Man belegte nach dieser Pleite Platz elf und erreichte nach einer überragenden Rückrunde noch einen Platz für die Aufstiegsrunde. Das Endspiel in Wembley wurde ein Klassiker. Gillingham führte nach Tore in der 81. und 87. Minute mit 2:0, ehe City in der 90. und 90+5. Minute noch ausglich. Im fälligen Elfmeterschießen hielt dann der zwanzigjährige Nicky Weaver im Tor von ManCITY drei Elfmeter. Football Classics eben.
 
 
Das Bild wurde einer Online Ausgabe der MANCHESTER EVENING NEWS entnommen.. Erscheinungstermin war der 19. Dezember 2018. Der Banner rechts entspricht den damaligen Auswärtsfarben.
 
Keep the faith
RaMü