Torrausch am Bölle

Hallo Bluebloggs,

ich liebe neutrale Spiele. Da geht man hin, hofft auf viele Tore, gute Stimmung und kann ganz entspannt dem Sieger zujubeln. Normalerweise "fiebert" man immer mit der Heimelf, ein Heimsieg garantiert eigentlich immer bessere Stimmung. In diesem Fall war es anders. Spontan habe ich unserem "Clubbultra" in unserem Betrieb zugesagt, jawohl ich gehe mit zum Auswärtsspiel des FC Nürnberg nach Darmstadt. Da wollte ich in den letzten Jahren immer mal hin, bevor das alte Böllenfalltor umgebaut wird. Beim Auswärtsspiel des VfB in Südhessen hat es nicht geklappt, so also diesmal. Die frühe Anfahrtszeit bescherte uns eine überlange, langweilige Stunde vor Spielbeginn. Dabei mussten wir sogar noch zwanzig Minuten anmarschieren, es ging über Wiesen, entlang an Schulen, Studentenwohnheimen und Unis, zum Schluß gar auf urwüchsigen Waldwegen. Dann standen wir vor dem Gästeeingang und dann drinne. Ich hatte, altersgerecht ein Sitzplatzticket, im Auswärtsblock. Meine zwei Kollegen gingen zur "Hüpfbrigade", so hat halt jeder seine Vorlieben. Ich bin fast jeden möglichen Quadratzentimeter abgelatscht und habe geknipst und geknipst. Schließlich ist der "Bölle" immer noch eine alter Dino, wenn auch schon aufgepeppt. Die alte Haupttribüne und die alte Stehplatztribüne erinnerten mich an die Gastspiele des VfB vor drei Jahrzehnten, die überdachten Ränge hinter dem Tor waren neu und "verdichteten" die Ansicht. Bald ist ja alles Vergangenheit, im nächsten Sommer sollen die Bagger anrollen. Wie sagte ein Darmstädter auf dem gemeinsamen Weg zum Ground: "Ziel ist die Fertigstellung vor der Eröffnung des Berliner Flughafens!". Das dürfte wohl problemlos klappen.

Das Spiel war ausverkauft, 17.100 waren da. Die erste Halbzeit erlebte ich auf der untersten Sitzplatzreihe, unter freien Himmel und mit "mäßiger" Sicht auf das Spielfeld. Die Clubfans im Stehbereich waren gleich daneben und waren für uns kaum zu hören. Das ist der Nachteil der Tradition. Zumindest in Sachen Stadion sollte es schon ein Dach sein, man ist garantiert im Trockenen und die Stimmung ist lauter. So singt der Gast den Mond an und die Heimfans sind im klaren Vorteil. Das Match endete bekanntlich mit einem 3:4 Sieg der "Glubberer", es war natürlich ein Fest für die Neutralen und die Gäste. Irgendwann verlor man den Überblick, wer wann welchen Fehler und welches Tackling begangen hatte, Bibiana Steinhaus hatte alle Mühe, das Match einigermaßen über die Bühne zu bringen. Kurzum, es war beste Fussballunterhaltung. Ob der "Club" aufstiegsreif ist, wage ich zu bezweifeln. Es fehlt die Stabilität und die Cleverness, noch. Aber die Saison ist bekanntlich lang, die talentierte Truppe dürfte auf jeden Fall unter den ersten Sechs landen. Die Heimreise verlief ohne große Aufregung, nur die Verhaftung eines einzelnen "Clubfans" sorgte für Abwechslung. Nach nur vier Stunden Schlaf standen wir wieder am Arbeitsplatz und diskutierten über die vielen Tore, waren ja immerhin sieben Stück.

Unglaublich, es sind noch siebzig Minuten !

Die Sitzplätze der Gäste im Böllenfalltor.

Tja, das ist noch gute, alte Stadionkultur.

Remember dem verstorbenen Manni Drexler, SV Darmstadt 98.

Die Sicht in der ersten Halbzeit.

Die Sicht in der zweiten Halbzeit.

Klatschen bis zum Schlußpfiff.

Abmarsch.

Keep the faith.

RaMü