Pauli in Stuttgart:

Neulich war ich beim Pokalspiel in Stuttgart. Durch einen Arbeitskollegen kam ich günstig an eine Karte auf der EnBw-Tribüne, Seitenrang. Das Ticket kostet eigentlich 35.-- €, ich habe nur 20,-- bezahlt, da die Karte übrig war. Im Prinzip saßen wir neben des Gästefans aus Hamburg, autsch, meinte natürlich St. Pauli. Und ich muß sagen, es war wundervoll. Meistens sitze oder stehe ich in der Cannstatter Kurve, da kriegt man naturgemäß von den Gästen wenig mit, aber diesmal war es Unterhaltung pur. Also die Mädels und Jungs zogen ein wahres Feuerwerk ab, neunzig Minuten in voller Länge. Zuerst habe ich gedacht, na ja die altbekannten Stadionschlager, aber dann steigerte man sich. Erstaunlicherweise lief man erst zur Höchstform auf, als das Spiel praktisch entschieden war, so nach einer halben Stunde mit 2:0. Die zweite Halbzeit war noch besser. Da sang man Hits wie: "Wir haben keine Gegner mehr, schickt uns Barcelona her, wir haben keine Gegner mehr". Das kurze Schweigen des Stuttgarter Anhangs wurde mit hämischen "You only sing, when you`re win`in". Das Beste war "That`s the way we like It". AAAbbbsssooollluuuttteee Weltklasse ! Da hätte ich stundenlang zuhören können.  Gegen Mitte des zweiten Spielabschnitts eröffneten sich die Braunen ihre eigene Welt. Den eigentlichen Spielstand von 3:0 drehten man einfach um. Beim ersten Mal erschrak man, der Block brüllte wie auf Kommando los, eigentlich wie ein Torjubel. Dann ertönte der Ruf: "Jetzt noch 3:1, nur noch zwei". Kurze Zeit später dann der zweite "Treffer". Den dritten selbstgefeieerten imaginären Einschuß feierte man mit "Gleichstand" und dann folgte gar der vierte Ruf mit "Auswärtssieg, Auswärtssieg". Ich habe mich selten so unterhalten gefühlt, von den Gästefans wohlgemerkt. Einzig der Bengalo störte das friedliche Bild, ansonsten Unterhaltung pur. Ich muß hier sagen; Respekt, Respekt.

Auch bedankten sich die Spieler nach dem Abpfiff brav beim stimmgewaltigen Anhang, man warf Trikots in die Menge oder unterhielt sich kurz mit Rollifahrern. Man merkte, St. Pauli ist mehr als nur ein Fußballclub.

Während des Spieles habe ich mit gedacht, Mensch, Millerntor, das wär mal wieder was. Da war ich zu den Zeiten mal, als Franz Gerber noch im Sturm der Kiezkiecker traf, also schon rund dreißig Jahre her. Leider ist es so gut wie unmöglich Karten zu bekommen. Schade.